Nachhaltig „Shoppen“: Besondere Party feiert Premiere

Gebrauchte Kleider müssen nicht zwangsläufig im Schredder enden. Im Sinne der Nachhaltigkeit hat in Rodgau bei Offenbach die erste Kleidertauschparty stattgefunden.
Rodgau – Zu klein, zu groß, noch gut und viel zu schade, um im Reißwolf oder gar im Müll zu landen. Neben Internet-Verkauf und Flohmarkt hat sich eine neue Fluchtroute für abgelegte Kleidungsstücke aufgetan: Gut ein Dutzend Frauen fanden sich in Dudenhofen zu ersten örtlichen Kleidertauschparty ein. Viel mehr Platz war nicht auf dem Hof von Stefanie Kraft, aber die Gastgeberin ist zuversichtlich, dass ihr Versuchsballon schnell steigt.
Die Idee passt trefflich ins Konzept der Gruppe, die als Netzwerk „nachhaltig in Rodgau“ Flagge zeigt – etwa mit Müll-Sammelaktionen an öffentlichen Orten, die sonst schnell zu Dreckecken verkommen. Kleidertausch-Treffs seien nicht ganz neu, bisher aber vor allem im privaten Freundeskreisen üblich, erläutert Kraft, die die Rodgauer Premiere mit ihrer Freundin Svenja Asmus an den Start gebracht hat. Zeichen setzen gegen Ex und Hop, die Unkultur des hemmungslosen Konsums mit bewusster Wertschätzung kontern – das schwebt den beiden für die Zukunft vor, die vielleicht schon im kommenden Frühjahr mit einer größeren Veranstaltung beginnt.
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Nachhaltigkeit in Rodgau (Kreis Offenbach): Frauen aller Altersstufen bei Kleidertauschparty
So gab es auf dem Basar neben Stapeln abgelegter Lieblingsstücke aus heimischen Kleiderschränken auch einen Info-Tisch mit Flyern und Zeitungsartikeln. Um die sozialen Schattenseiten globaler Textilproduktion ging es da, um ökologische Folgen des Massenverbrauchs und ausufernder Marktmacht. Aber eben auch um nachhaltige Alternativen vor Ort, um Second-Hand-Anbieter, die es in Jügesheim und Nieder-Roden gibt, den Unverpacktladen am Puiseauxplatz oder Naturkosmetik der Rodgauerin Imke Schultz.
Hauptakteure blieben Frauen aller Altersstufen, die Ware mitgebracht und dafür freie Auswahl hatten. Um dem Testlauf eine Richtung zu geben, hatten Stefanie Kraft und Svenja Asmus Regeln aufgestellt: Begrenzte Teilnehmerzahl und Voranmeldung. Fünf bis acht Kleidungsstücke, von allen mitzubringen, sollten gut erhalten und gewaschen sein.
Kleidertauschparty in Rodgau (Kreis Offenbach): Gastgeberinnen hoffen auf Selbstläufer-Modell
Eine Maskenpflicht brauchte es auf dem Tauschmarkt im Freien zwar nicht, sehr wohl aber in der improvisierten Umkleide in einer Außentoilette. Dass das Modell zum Selbstläufer taugt, dürfen die Gastgeberinnen nach der Premiere hoffen.
Mit der Ordnung nach Größen – wegen möglichst breiter Austauschbarkeit auf 34 bis 48 begrenzt – kamen die Teilnehmerinnen ohne Einweisung klar und ordneten ihre Mitbringsel selbstständig zu. Für den bereitgestellten Ganzkörperspiegel brauchte es ebenfalls keine Gebrauchsanweisung.

Second-Hand-Kleidung für mehr Nachhaltigkeit: Viel Unterstützung für das Event in Rodgau
Alsbald war ein reger Austausch im Gang – nicht nur von Jacken, Hosen, Pullis, Shirts und Wäsche, sondern auch von Gedanken und Kontakten. „Coole Sache“, urteilte eine Teilnehmerin. Als bekennende Second-Hand-Käuferin habe sie in Corona-Zeiten schmerzlich die Flohmärkte vermisst. Besser, direkter und vor allem unkomplizierter als der Online-Markt, befand ihre Gesprächspartnerin. „Und man lernt neue Leute kennen.“
Mut gemacht hat den Veranstalterinnen auch die Unterstützung von außen. So stellte Edeka Ermel mit einer Piccolo-Spende sicher, dass das Treffen in der Tat als Fete durchgehen konnte. Rhabarbersaft und Süßes hatte der Bioladen Haller gestiftet, die hausgemachte Naturkosmetik wirkte als zusätzliche Attraktion. Fehlt noch ein Ort, wo die Kleidertauschparty wachsen und sich etablieren kann – am besten, meint Stefanie Kraft, künftig zweimal jährlich im Frühjahr und im Herbst. Erste Fühler, sagt Kraft, seien schon ausgestreckt. (Karin Klemt)