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Liebeserklärung ans Publikum

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Silke Ott freut sich, wenn die Gästebücher so ausführlich genutzt werden: Die oftmals ganz persönlichen Danksagungen sind eine schöne Erinnerung.
Silke Ott freut sich, wenn die Gästebücher so ausführlich genutzt werden: Die oftmals ganz persönlichen Danksagungen sind eine schöne Erinnerung. © WEIL

„Hoffnungslos angereist. Optimistisch wieder gefahren! So ist Rodgau ...“ So begeistert ist der Eintrag des Kabarettisten Christoph Sieber im Gästebuch der Agentur für Kultur, Sport und Ehrenamt. Das Ensemble des Musicals My Fair Lady meint: „... war das schön hier bei Euch!!! Ausverkauft & tolles Publikum!“

Rodgau – Dass Künstler regelrecht beeindruckt sind vom netten Empfang im eher kühlen Allzweckbau Bürgerhaus Nieder-Roden und von der Begeisterung des Publikums in Rodgau, ist keine Seltenheit. Das beweisen die zum Teil aufwendig gestalteten Bemerkungen in den Gästebüchern, die schon einige Jahre lang gesammelt werden. Weil die Zeichnungen und kleinen Kritzeleien, aber auch die Liebeserklärungen an die Zuschauer gar zu schön sind, um im Verborgenen ihr Dasein zu fristen, sind viele auf der Homepage der Stadt zu sehen.

Es hat mit besonderem Engagement zu tun, dass die Künstler mehr als gute Behandlung in Rodgau erfahren. „In anderen Häusern ist oft nur der Hausmeister da, wenn die Künstler kommen“, erzählt Kulturagenturleiter Martin Winter. Doch es gibt mehr zu tun, als Stühle zu stellen und technische Abläufe zu proben. Damit die oftmals als schwierig geltenden Künstler sich willkommen fühlen und zu angemessener Betriebstemperatur auflaufen können, ist eine freundliche Begrüßung keine schlechte Voraussetzung.

An den Aufführungsorten geht es eben nicht sonderlich heimelig zu. Darüber hinaus müssen Mimen und Kabarettisten auf Tournee oftmals mit widrigen Bedingungen und schlechtem Essen vorliebnehmen. Deswegen freuen sich die Künstler, wenn sie ein liebevoll arrangiertes Catering in ihrer Garderobe vorfinden und weitere nette Kleinigkeiten.

Was für die jeweiligen Bühnenmenschen angerichtet werden soll, wird vorher detailliert abgeklärt: AKSE-Mitarbeiterin Silke Ott ist in diesen Dingen inzwischen Expertin. „Der eine ist Vegetarier, der eine will nur Obst und etwas Süßes, das müssen wir berücksichtigen“, erzählt sie. Weil Essen bekanntlich Leib und Seele zusammenhält, spielt es eben auch für Künstler eine Rolle, ob sie – je nach den persönlichen Vorlieben – vor oder nach ihrem Auftritt oder in der Pause eine vernünftige Mahlzeit zu sich nehmen können. Mit einem Künstler ist Silke Ott nach der Vorstellung noch zu einer Raststätte gefahren, weil der noch Heißhunger auf Knabberzeug hatte.

Eher selten ist es, dass die vermeintlichen Stars hochnäsig sind und die städtische Mitarbeiterin spüren lassen, dass sie von der Provinz wenig begeistert sind. „Durch die persönliche Ansprache lässt sich vieles klären“, sagt die Kulturorganisatorin. So gebe sie sich zwar Mühe, aber nicht immer ließe sich beispielsweise jedes Heilwasser auftreiben.

Doch selbst solch ein Manko ist zu verschmerzen, denn der letztlich macht es der Applaus wieder wett: Vom Rodgauer Publikum sind die meisten Darsteller absolut begeistert. Es wird ausdrücklich gelobt: für seine Begeisterungsfähigkeit und die Intelligenz, an der der richtigen Stelle zu lachen. Kabarettist Hennes Bender jedenfalls meint: „Liebes Rodgau, es war so gar nicht monoton.“

Von Simone Weil

Toller Abend, super Publikum: Ähnliche Einträge mit vielen Zeichnungen sind keine Seltenheit. Sie sind ein Kompliment für die Zuschauer, aber auch für die Organisatoren.
Toller Abend, super Publikum: Ähnliche Einträge mit vielen Zeichnungen sind keine Seltenheit. Sie sind ein Kompliment für die Zuschauer, aber auch für die Organisatoren. © Weil
Selbst aus einem Freitag, der 13., kann etwas werden: Zumindest beim Auftritt in Rodgau.
Selbst aus einem Freitag, der 13., kann etwas werden: Zumindest beim Auftritt in Rodgau. © Weil
Bill Mockridge gehört zu den Künstlern, die gerne wiederkommen.
Bill Mockridge gehört zu den Künstlern, die gerne wiederkommen. © Weil

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