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Im Himmel gibt’s nur Frauen

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Kaffeetasse neben Sektglas – die Mischung macht’s beim Nieder-Röder Kreppelkaffee.
Kaffeetasse neben Sektglas – die Mischung macht’s beim Nieder-Röder Kreppelkaffee. © ziesecke

Drei Tage ohne Männer: für einige vielleicht ein Albtraum, für viele dagegen ein Traum, der an drei Abenden im Bürgerhaus Nieder-Roden wahr wurde. Nach zwei Jahren Auszeit durfte die gute alte Tradition des Kreppelkaffees von Frauen für Frauen wieder aufleben, die seit der ersten Sitzung 1950 ein Höhepunkt im närrischen Kalender ist.

Nieder-Roden – Gegensatz zur Nachbargemeinde in Ober-Roden, wo Männer alle Dienste für die Ladys verrichten, bauen die Nieder-Röder Kreppelfrauen dabei ausschließlich auf sich selbst: Alles machen Frauen. Lediglich Sicherheitsdienst, Brandschutz, DJ und ein Reporter sind Männer.

Die Folge: ein entspanntes Publikum jeden Alters, das hemmungslos über eigene Stärken und Schwächen lachen kann. Der Ort: über den Wolken, von Dienstmann Alois Singerl originalgetreu vorgestellt, vom Elferinnen-Wölkchen unter der Leitung ihrer Regenbogen-Präsidentin Nathalie Sander begleitet. Die Herrscherin über Hoch- und Tiefdruckgebiete war ebenso prächtig anzusehen wie das Bühnenbild von Yvonne Rebmann.

Über den Wolken gab’s so manch Irdisches zu erleben. Mit dem Protokoll aus der Welt und aus Rodgau, da vor allem der neue Bürgermeister und die Vereinsfusion, vorgetragen von Alisa Rebmann-Müller. Etwas eingerostet waren die „Dollbohrer“ bei ihrer sportlichen Ertüchtigung, doch frau weiß ja: Manche Getränke verleihen eben Flüüügel ... Sehr konkret wurde es im Friseursalon, wo Alt und Jung, Daniela Felgenhauer und Laura Rau, unter der Trockenhaube über Generationenunterschiede plauderten.

Zurück über den Wolken machten die Störche (der Tanzgruppe Kerstin) als Zugvögel ihre Aufwartung und brachten entzückende kleine Babys. Später zeigte die Musik – „Highway to Hell“ – was auf die Eltern zukommt ... Apropos Musik: Da überraschten die „KreppelWOIces“ Alisa Rebmann-Müller und die singende Gitarristin Melanie Wörner-Förtig. Mit tosendem Beifall bedankte sich die Gästeschar bei dem Duo. Musikalisch hatte auch der um drei Stimmen erweiterte Katzenchor viel drauf: Alle berühmten Filmkatzen von Findus bis Garfield gaben ein Ständchen.

Aus ihrem Leben als langjährige Kreppelkaffee-Bedienung berichtete Rosi Bergmann von ihrem Zwiespalt, ob sie in Rodgau wohl ein Gartencafé eröffnen soll – oder es besser lassen sollte. Das Wetter hatte bei der Entscheidung seine guten und schlechten Seiten. Die Tanzgruppe der Kreppelmädels, bewies, dass so manche Akteurin ein breites Spektrum hat: singen, tanzen und, wie bei Alisa Rebmann-Müller, eine gute Rhetorik. Beim Reden beließ es Büttengast Elke Spahn nicht: Sie brachte ihr Fahrrad samt großem Gepäck mit auf die Bühne und löste im Saal vor so vielen erfahrenen Müttern wohl die größten Beifallsstürme aus: Was muss frau alles durchmachen, wenn zwei Söhne aus dem Familienheim ausziehen, vor allem, wenn einer „sustainable“ auf Nachhaltigkeit pocht. Der lebensnahe und von Tupperdosen begleitete Vortrag war extrem lustig und ließ kein Auge trocken.

Wohl keine der Besucherinnen hatte dagegen schon einmal das ausprobiert, was die „Buntgemischten“ präsentierten: Fünf Frauen tanzten mit zwölf Puppen, untereinander mit Stangen verbunden. Aus dem Lachen nicht mehr heraus kamen sie beim Besuch eines Nobel-Restaurants von Margreda und Sannsche. Luxus pur ist es nämlich, sich nach „Amuse-Gueule“ und „Horsd’œuvre“ für Pommes mit Ketchup entscheiden zu dürfen.

Das große Finale führte natürlich wieder in den Himmel, wo die Kreppelwölkchen samt Chefin wie auf dem berühmten Stahlträger-Bild der Bauarbeiter in New York saßen und zuschauten, wie alle Künstlerinnen noch einmal auftraten.

„Nieder-Roden, Stadt an der Rodau – Nieder-Roden, ich weiß ganz genau: Nieder-Roden, ja dir bleib ich treu –ich hab Nieder-Roden im Herzen stets dabei!“: Das Schlusslied aller Närrinnen klang wie ein Versprechen: Ja, nächstes Jahr sind wir wieder da beim Kreppelkaffee in Nieder-Roden.

Alle Erlöse der Veranstaltung kommen übrigens karitativen Einrichtungen oder Hilfsprojekten zugute.

Eben noch als Kreppelwölkchen unterwegs, betrachten sich die „Bauarbeiter“ das große Finale.
Eben noch als Kreppelwölkchen unterwegs, betrachten sich die „Bauarbeiter“ das große Finale. © Ziesecke, Christine
Über den Wolken kommen zum Finale auch „Flieger“ zusammen wie jene der Kreppelkaffee-Tanzgruppe.
Über den Wolken kommen zum Finale auch „Flieger“ zusammen wie jene der Kreppelkaffee-Tanzgruppe. © Ziesecke, Christine

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