Lichtschutzfaktor 50 statt Handschuhe

Der Ultramarathon des Rodgau-Lauftreffs hat am Wochenende seine Sommer-Premiere gefeiert. Der Ausflug in den Juni soll aber eine Ausnahme bleiben.
Dudenhofen – Mit dem Ultramarathon des Rodgau-Lauftreffs (RLT) war eine angestammte Winter-Veranstaltung pandemiebedingt für ein einmaliges Gastspiel in den Juni umgezogen. Statt bei knackigem Winterwetter wurden die 50 Kilometer am Samstag bei 35 Grad im Schatten absolviert. Den gab es aber nur auf der Hälfte der Strecke.
„Heute ist alles anders bei uns“, meinte eine Helferin, die vor der Brücke über die B45 Dienst tat, schmunzelnd, als zum wiederholten Mal ein Auto abbiegen wollte. Die Startnummern gab es diesmal aber nicht im Clubheim des Tennisclubs Blau-Weiß, sondern direkt an der Gänsbrüh. Anders waren vor allem die Temperaturen, die dafür sorgten, dass bei der Juni-Premiere deutlich weniger Teilnehmer dabei waren als im Januar. 197 Läufer gingen auf die Strecke – sonst sind es viermal so viele.

Die Parkplätze an der Waldfreizeitanlage waren lange nicht so gut gefüllt, wie am angestammten Termin. Klaus Hermes, der den Parkplatz-Einweiser machte, hatte folglich ein relativ entspanntes Arbeiten. Zumal er berichtete, dass einige Teilnehmer auch das Neun-Euro-Ticket für die Anreise genutzt hätten. Entspannt gab sich Hermes auch mit Blick auf die hohen Temperaturen. „Das sind erfahrene Läufer, die wissen mit der Hitze umzugehen“, sagte er eine halbe Stunde vor dem Start. Eine Einschätzung, die sich bewahrheiten sollte. Es gab glücklicherweise keine medizinischen Probleme.
Die rund 100 Helfer im Ziel und entlang der Strecke, der Großteil davon vom RLT, hatten daran sicher einen gehörigen Anteil. Schließlich sorgten sie unter anderem dafür, dass immer genügend Wasser und Verpflegung bereitstand. Eine extra Wasserstelle zusätzlich zur Verpflegungsstelle und eine Dusche im Start/Ziel-Bereich hatten die Helfer aufgebaut. Außerdem gaben die RLTler klare Anweisungen, was die Hitze betrifft. „Unsere Strecke besteht zur Hälfte aus Wald, der Rest: Nix wie durch!“, meinte Streckensprecher Wolfgang Junker, bevor Bürgermeister Max Breitenbach die Teilnehmer losschickte.

„Schön, dass ihr unserem Lauf trotz ungewohnter Temperaturen und trotz des ungewohnten Datums die Treue gehalten habt“, meinte der RLT-Vorsitzende Hartmut Wirth bei seiner kurzen Ansprache vor dem Start zu den Teilnehmern. „Heute halt keine Handschuhe, keine lange Hose, sondern Lichtschutzfaktor 50 auf die Haut und kräftig trinken.“ Der Ausflug in den Sommer soll eine einmalige Angelegenheit bleiben. Schließlich ist der Ultramarathon im Januar der Teilnehmer stärkste 50 Kilometer-Lauf in Deutschland „Wir freuen uns, wenn wir 2023 wieder zum alten Termin am letzten Januar-Wochenende zurückkehren können“, hofft Wirth, selbst Deutscher Meister der Altersklasse 70 über 100 Kilometer, dass die Pandemielage im kommenden Winter wieder einen „normalen“ Ultramarathon erlaubt.
Zehnmal absolvierten die Teilnehmer den Rundkurs, im Start- und Zielbereich an der Gänsbrüh waren bei den Zuschauern und den Läufern, die das Rennen vorzeitig beendeten, die schattigen Plätze unter dem Dach der Waldfreizeitanlage sehr beliebt.
Für kurzzeitige Verwirrung beim Fotografen sorgte Alfred Daum (RUN4FUN Rödermark), der in der ersten Runde des Rennens kurz vor dem späteren Sieger Sven Höller (LT Florstadt) um die Ecke bog. Der Urberacher Daum ist zwar ein passionierter Ultraläufer, die Altersklasse M65 kommt an die Zeiten der Topläufer aber für gewöhnlich nicht (ganz) heran. Daums Geheimnis war, dass aufgrund des Zielschlusses am Nachmittag einige Teilnehmer statt um 9 bereits um 8 Uhr starten durften. Daum, der schon 18 Mal beim Ultramarathon dabei war, durfte am Nachmittag nach gut acht Stunden als letzter Läufer die Finisher-Medaille entgegennehmen. „Das war schon eine ordentliche Hitzeschlacht“, meinte er gestern Vormittag. (Sascha Eyßen)