VdK: Menschen nicht allein lassen

Der VdK Nieder-Roden bietet Rat und Hilfe seit 75 Jahren. Das ist ein Grund zum Feiern.
Nieder-Roden – Seit 75 Jahren kümmert sich der VdK Nieder-Roden darum, dass Menschen mit ihren Sorgen nicht allein bleiben. Zum Jubiläum sind fünf Veranstaltungen geplant. Ortsvorsitzender Klaus-Joachim Rink hat sogar noch einen weiteren Anlass zu feiern: Auch er wird in diesem Jahr 75.
Mit rund 550 Mitgliedern ist der VdK Nieder-Roden der größte der vier Ortsverbände in Rodgau. Zwei Drittel der Mitglieder haben den 60. Geburtstag bereits hinter sich. „Es gibt auch jüngere Leute, die Probleme haben“, erzählt Rink. Erst vor wenigen Tagen habe eine junge Mutter gefragt, wer ihr bei der Wohnungssuche helfen könne. Nur eines kann der Sozialverband nicht leisten: finanzielle Unterstützung.
Der Ortsverband Nieder-Roden gründete sich am 1. Juli 1947 als „Verband der Körperbehinderten, Arbeitsinvaliden und Hinterbliebenen“. Zur Gründungsversammlung im Gasthaus „Zum Engel“ war der Vorsitzende des VdK-Kreisverbandes, Dietz, trotz seines amputierten Oberschenkels per Fahrrad nach Nieder-Roden gekommen.
Auch die beiden neuen Ortsvorsitzenden waren Behinderte. Ludwig Simon hatte seine schwere Behinderung aus dem Zweiten Weltkrieg davongetragen, sein Stellvertreter Ludwig Wade aus dem Ersten Weltkrieg.
Der VdK kümmerte sich damals vor allem um Kriegsbeschädigte, Kriegerwitwen und Hinterbliebene. Im Lauf der Zeit veränderten sich die Aufgaben. Die Selbsthilfeorganisation entwickelte sich zu einem umfassenden Sozialverband, der sich für einen starken Sozialstaat einsetzt. Dabei vergisst er seine Geschichte nicht: Jedes Jahr am Volkstrauertag erinnert der VdK an die Opfer der Kriege und der Gewaltherrschaft.

Ein altes Protokollbuch wird seit Jahrzehnten von einem Vorsitzenden zum nächsten weitergegeben. Der Einband ist abgegriffen, das Papier ist vergilbt, aber der Inhalt steht für fast 40 Jahre VdK-Geschichte in Nieder-Roden. Die Kladde enthält auf nummerierten Seiten die handschriftlichen Protokolle aller Mitgliederversammlungen von 1948 bis 1985.
Schon auf der ersten Seite notierte der Protokollführer eine Sorge, die auch heute noch die Vorstände vieler Vereine teilen: „Der Besuch der Versammlung von Seiten der Mitglieder war nicht ganz zufriedenstellend.“ Dabei gab es genug zu besprechen. Dreieinhalb Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs war Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt. Fünf Monate vor der Versammlung war die Währungsreform in Kraft getreten.
Andere Zeiten bringen andere Sorgen mit sich. Seit zwei Jahren ist das die Corona-Pandemie mit schweren, langwierigen Krankheitsverläufen, mit wirtschaftlichen Einschränkungen und mit zunehmender Einsamkeit, gerade bei vielen älteren Menschen. (Ekkehard Wolf)