Verkehr als Problem in Rodgauer Neubaugebiet

Im Rodgauer Neubaugebiet Hainhausen-West (H 17) gibt es schon Probleme mit dem Straßenverkehr, obwohl noch nicht alle Häuser bezogen sind. Anwohner beklagen sich im Rathaus einerseits über zugeparkte Wege, andererseits über Raser auf den Straßen. Dabei glaubte die Stadt, sie habe bei der Planung alles richtig gemacht.
Hainhausen -Eine Eigenheit der Straßengestaltung sind die niedrigen, abgerundeten Bordsteine. Darüber freuen sich nicht nur Eltern mit Kinderwagen und Senioren mit Rollator. Manche Autofahrer sehen darin offenbar eine Einladung, auf dem Gehweg zu parken. Fußgänger müssen auf die Fahrbahn ausweichen. Spätestens dann ist der Konflikt da.
„Ich wundere mich, dass die Sache den Vorrang eingeräumt bekommt und der Mensch auf der Straße gefährlich lebt“, sagt Erster Stadtrat Michael Schüßler. Er versucht nach eigenen Worten, „ein höchst emotionales Thema zu versachlichen, um es zu verstehen“. Etwas irritiert zeigt er sich über die Forderung, die Stadt solle einmal richtig durchgreifen. Bei den Beschwerdeführern handele es sich um „Menschen, denen ich bei aller Wertschätzung unterstelle, dass sie nicht wollen, dass der Staat ihnen hineinregiert“.
Bei der Aufstellung des Bebauungsplans hatte die Stadt viele Erfahrungen aus früheren Baugebieten berücksichtigt. „Das H 17 ist die Konsequenz desen, was in den 90er-Jahren begonnen wurde“, sagt Bürgermeister Jürgen Hoffmann. Ein Beispiel: In der Nähe des Seniorenheims befindet sich bewusst eine verkehrsberuhigte Zone, sodass Bewohner auch mit Rollator barrierefrei bis in den Helixpark spazieren können,
Warum nicht das ganze Viertel verkehrsberuhigt ist, erklärt Michael Schüßler mit den Erfahrungen im Jügesheimer Wohngebiet J 26 zwischen der Kasseler Straße und dem Alten Weg. Die Verkehrsberuhigung sei 1992 gut gemeint gewesen, halte aber der Realität nicht stand. Als Beispiel nennt Schüßler die Heinrich-Böll-Straße, die insgesamt 600 Meter lang sei: „Niemand fährt diese Strecke im Schritttempo, weil sie als Erschließungsstraße empfunden wird.“ Im Gebiet H 17 habe die Stadt deshalb bewusst Straßen unterschiedlicher Ordnung geplant.
Auch Kritik an angeblich fehlenden Parkplätzen ist im Rathaus schon angekommen. Eigentlich müsste es laut Planung genügend Auto-Stellplätze geben. Die städtische Pressesprecherin Sabine Hooke nennt Zahlen. Demnach werden 103 öffentliche Stellplätze hergestellt, und zwar in Parkbuchten und als Parkstreifen. Sie sind für Besucher bestimmt. Die Anzahl dieser Besucherparkplätze entspricht 20 Prozent der privaten Stellplätze.
Rodgau-Hainhausen: Das sagen Anwohner
Eine nicht repräsentative Blitz-Umfrage unter Anwohnern ergab ein unterschiedliches Bild. Eltern mit Kindern bewerteten die Lage – gerade was die gefahrenen Geschwindigkeiten auf der Durchgangsstraße betrifft – anders als kinderlose Paare. Auch die Meinungen zur Parkplatzsituation gehen in dem Quartier offenbar weit auseinander – von „Für uns kein Problem.“ über „Könnte spannend werden, wenn hier Vollbetrieb herrscht.“ bis zu „Es ist knapp, war aber schon schlimmer.“
Nicolas Bott freut sich, dass am Altenheim jetzt einige öffentliche Parkplätze entstanden sind. „Das macht die generell angespannte Lage ein bisschen freundlicher.“ Das wird auch so bleiben. Ein Sprecher des Hildegard-von-Bingen-Seniorenzentrums versicherte gestern auf Anfrage unserer Zeitung, die Parkplätze am Zaun des Heims in der Brüder-Grimm-Straße würden nicht beansprucht.
In Nicolas Botts Haushalt gibt es zwei Autos. Für eines besteht direkt am Haus ein eigener Parkplatz. Der Anlieger empfindet die gefahrenen Geschwindigkeiten in der Durchgangsstraße nicht als das Hauptproblem. Kritisch werde es hingegen zuweilen, weil zu nahe an Kurven geparkt werde. „Man sieht zu spät, ob einem einer entgegenkommt. Auch das ist der Parkplatzsituation geschuldet.“
Ein Nachbar, der nicht namentlich genannt werden möchte, sagt kurz und knapp: „Für uns passt alles. Wir haben zwei eigene Parkplätze vorm Haus.“
Auch die zwei Autos im Haushalt von Sarah Thiemann müssen nicht auf öffentlichen Flächen unterkommen. „Es gab schon schlimmere Zeiten hier im Baugebiet“, bewertet sie die Parkplatzsituation. Wünschen würde sie sich allerdings, dass auf der Durchgangsstraße (Hannah-Arendt-Straße) langsamer gefahren wird. Die ist größtenteils eine Spielstraße, und es gilt dort Kriechtempo. Sich daran zu halten, sei immens wichtig, denn in der Kurve vor der Brüder-Grimm-Straße befinde sich zwischen Häusern der Durchgang zum Spielplatz und zum Helixpark. Eltern und Kinder überquerten auf dem Weg dorthin die Straße. Das Problem: Ausgerechnet in der Kurve dürfen noch normale Geschwindigkeiten gefahren werden.
Eine Nachbarin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, meint: „Hier wird zu schnell gefahren.“ Ein kinderloses Paar, das nach eigenen Angaben tagsüber allerdings nie zuhause ist, kann dagegen nicht bestätigen, „dass wir hier schon jemals Raser beobachtet hätten“.
