Hebamme Inga Kern zieht es wieder für drei Monate nach Tansania

Inga Kern hat sich verliebt. Hals über Kopf. In Afrika, in Land und Menschen. Der Kontinent hat es der jungen Frau aus Rodgau-Jügesheim angetan. Es ist die ansteckende und entwaffnende Lebensfreude der Einheimischen, die die 28-Jährige begeistern. Bald reist die Hebamme wieder nach Tansania.
Jügesheim – Schon kurze Zeit nach dem Abitur hat die junge Frau als Freiwillige auf Tierfarmen in Namibia gearbeitet. Damit war es um sie geschehen. Sie wusste schnell, dass sie wieder zurückkehren will in das Land, das sie so faszinierte. In ihrem Elternhaus wurde ihr Entdeckergeist unterstützt: „Geh in die Welt hinaus und sammel Erfahrungen“ sei eine Grundhaltung gewesen, die ihr vermittelt wurde, erzählt Inga Kern.
Die Hebamme und Kinderkrankenschwester betreibt mit Kollegin Nicole Cullmann die Praxisgemeinschaft Hebamme² an der Vordergasse. Nach dem Examen zog es sie für fünf Wochen nach Tansania. Dort arbeitete sie als Krankenschwester in einem Waisenhaus. Die junge Frau erzählt begeistert: „Es ging mir so gut wie schon lange nicht mehr.“
Vor allem die ehrlich gemeinte Lebensfreude der Menschen faszinierte die Frau sehr. Einen Kulturschock habe sie nicht in Afrika, sondern bei ihrer Rückkehr nach Deutschland bekommen, verrät die Hebamme. „Es ist eine komplett andere Lebenseinstellung“, findet Inga Kern.
Darüber hinaus finde fast der gesamte Alltag unter freiem Himmel statt und es gebe viel Miteinander. Vor allem der kulturelle Austausch ist der jungen Frau wichtig. „Ich will ja nicht belehren, sondern auch etwas für mich mitnehmen und fürs Leben lernen“, sagt sie.
Nun steht ein dreimonatiger Aufenthalt in Tansania bevor: vom 2. Mai bis zum 3. August. Inzwischen gibt es Kontakte zu einer Hebamme aus Düsseldorf, die einen tansanischen Mann hat. Bei dessen Familie wird die junge Frau aus Rodgau wohnen und in einer Klinik arbeiten. Durch ihre früheren Aufenthalte weiß Inga Kern, wie sie sich zu verhalten und zu kleiden hat, um nicht in riskante Situationen zu kommen.

Schon beim ersten Aufenthalt fing Inga Kern an, ein elektronisches Tagebuch, einen Blog, zu führen. „Das war auch für die Omas gedacht, so statt der Tageszeitung“, erzählt Inga Kern. Je näher die Abreise rückt, desto mulmiger wird es der Rodgauerin. In ihrem Blog schreibt sie: „Ich müsste lügen, wenn ich behaupten würde, dass sich inzwischen zur Vorfreude nicht auch ein wenig Angst, oder besser gesagt Respekt mischt. Nicht vor Tansania an sich, sondern vor der Arbeit als Hebamme dort. Mal sehen, was die nächsten Wochen in Deutschland also noch bringen.“
Die Tochter des früheren Inhabers der Nikolaus-Apotheke, Rudolf Kern, freut sich, dass ihr Vater mit der Schwester für zwei Wochen nach Afrika zu Besuch kommt, um dort Urlaub zu machen. Dann wird sie sich ein wenig Zeit nehmen, um mit beiden unterwegs zu sein. Schließlich bekommt sie keinen Cent für ihre Arbeit.
Erst kürzlich war sie als Ehemalige an der Claus-von Stauffenberg-Schule zu Gast und hielt einen Vortrag über ihrer Tätigkeit als Hebamme. Ursprünglich hatte sie nämlich ein Medizinstudium angepeilt. „Aber nun habe ich einen Weg gefunden, der mich glücklich macht“, sagt sie. Die Kinderkrankenpflege, insbesondere die Geburt, sei etwas ganz Besonderes. „Das nutzt sich auch nicht ab, sondern bleibt magisch und einzigartig“, meint Inga Kern. (siw)
Infos im Internet
midwife-abroad.blogspot. com