Wasserstoff rauscht an Rodgau vorbei

Rodgau – Das Thema Wasserstoff lässt Rodgau nicht los. Der Transportnetzbetreiber Terranets BW plant eine Ferngasleitung durch den Osten der Gemarkung. Ironie der Geschichte: Die Trasse führt an dem Grundstück vorbei, auf dem die Stadt bis vor Kurzem eine Wasserstofftankstelle bauen wollte.
Rodgau - Vor zwölf Tagen hatte das Stadtparlament in namentlicher Abstimmung (26 : 15) beschlossen, das ambitionierte Wasserstoffprojekt aus der Zeit des früheren Bürgermeisters Jürgen Hoffmann (SPD) nicht weiter zu verfolgen. Als Begründung wurde vor allem das wirtschaftliche Risiko angeführt.
Für die Terranets BW ist Wasserstoff der Energieträger der Zukunft. Das Unternehmen setzt alle Um- und Ausbauvorhaben so um, dass sie sich auch für den Transport von Wasserstoff und anderen klimaneutralen, „grünen“ Gasen eignen.
In fünf Jahren (2028) will das Unternehmen damit anfangen, seine Ferngasleitungen auf Wasserstoff umzustellen. Das Ziel: Im Jahr 2040 will die Terranets BW über ein 3 000 Kilometer langes Wasserstoffnetz in Baden-Württemberg und Hessen verfügen.
Rodgau: Neue Ferngasleitung für Wasserstoff geeignet
Gleichzeitig geht der Ausbau der Leitungsnetze weiter. Das betrifft auch Rodgau. Die im Netzentwicklungsplan vorgesehene Spessart-Odenwald-Leitung (SPO) soll auf einer Strecke von ungefähr elf Kilometern durch die Rodgauer Gemarkung verlaufen.
Eine Machbarkeitsstudie hat gezeigt, dass die SPO weitgehend entlang der 30 Jahre alten Midal-Leitung verlaufen kann. Landkarten mit dem voraussichtlichen Trassenverlauf sind seit März auf den Internetseiten der Terranets BW verfügbar. Im Herbst 2024 will das Unternehmen seinen Genehmigungsantrag beim Regierungspräsidium Darmstadt einreichen.
Stadt Rodgau weiß schon länger über die geplante Gasleitung Bescheid
Alle betroffenen Grundeigentümer haben vor wenigen Tagen Post aus Stuttgart erhalten. „Für jede einzelne Flurstücksnummer gab es einen eigenen Brief“, berichtet einer der Adressaten.
Die Stadtverwaltung weiß schon länger Bescheid. Bereits im Juli 2022 habe man alle Städte und Landkreise angeschrieben, sagt Rebecca Penno von Terranets BW. Im Dezember und Januar sei das Projekt den Kommunen im Gespräch vorgestellt worden. Auch Umweltverbände, Forstbehörden und andere Träger öffentlicher Belange habe man früh informiert.
Aus dem Rathaus war gestern keine Aussage über die geplante Ferngasleitung zu erhalten. Grund: Sowohl die Bürgerbeteiligung als auch die Öffentlichkeitsarbeit laufe über das Regierungspräsidium. (Ekkehard Wolf)
