Busse kommen in Rodgau nicht um die Kurve

Linienbusse fahren den Jügesheimer Busbahnhof nicht mehr an - wegen Pollern auf Privatgelände. Nun muss eine Lösung her.
Rodgau - Der Busbahnhof in Rodgau ist für Busse angeblich zu eng geworden. Das klingt wie ein Schildbürgerstreich, ist aber das Ergebnis einer gut gemeinten Aktion: Poller auf Privatgelände sollen Fußgänger und ein Baudenkmal schützen.
Sieben gusseiserne Pfosten stehen seit Mittwoch (13.10.2021) vor dem alten Bahnhofsgebäude im Stadtteil Jügesheim. Sie sollen Fußgänger schützen und das Bauwerk vor Schäden bewahren. Der Grund: Beim Wendemanöver kamen Busse den Mauern gefährlich nahe. Durch die Poller ist eine 180-Grad-Wende allerdings kaum noch möglich. Die Folge: Nächste Woche fahren die Linien OF-99 und OF-40 (in Richtung Nieder-Roden) den Bahnhof nicht mehr an. Ersatzhaltestellen gibt es am Kapellchen, etwa 300 Meter entfernt.
„Es war schon vorher schwierig, dort zu wenden, jetzt ist es nahezu unmöglich“, sagt Britta Sorg von der Kreisverkehrsgesellschaft Offenbach. Bereits seit Donnerstag fahre die Linie OF-99 nicht mehr bis zum Bahnhof. Die Stadtverwaltung sei im Gespräch mit den Eigentümern des Bahnhofs, um eine Lösung zu finden.
„Bis jetzt wurden wir noch nicht angesprochen“, sagt Hülya Özer, die das 125 Jahre alte Baudenkmal vor einigen Jahren gemeinsam mit ihrem Ehemann erworben hatte. Seit 2016 befindet sich im Erdgeschoss das Café „Gleis 3“. Nach damaliger Auskunft der Stadt seien die Kurvenradien des Busbahnhofs so ausgelegt, dass die Busse nicht auf den Gehweg fahren müssen.
Tatsächlich aber habe es laufend Probleme gegeben: „Die Busse waren mit dem Reifen direkt an der Treppe. Die Leute mussten rennen, weil der Bus schnell auf sie zukam.“ Mehr als einmal sei es zu gefährlichen Situationen gekommen: „Noch ist nichts passiert, aber die Gäste sind genervt.“ Dank der Poller könnten sich Fußgänger nun auch mit Kinderwagen und Rollator einigermaßen sicher fühlen.
Die sieben Poller stehen in einer Flucht mit der untersten Treppenstufe, einen guten Meter von der Außenwand des Bahnhofs entfernt – und auf Privatgelände. „Wir haben sie noch nicht mal an die Grundstücksgrenze gesetzt“, sagt Hülya Özer. Bewusst habe sie alte Pfosten ausgesucht, die optisch gut zum Gebäude passen: „Wir hätten ja auch Blumenkübel hinsetzen können.“ Im Übrigen zweifle sie daran, dass der Busverkehr unzumutbar behindert werde: „Wenn da mal ein Lieferwagen steht, können sie ja auch wenden.“ (Von Ekkehard Wolf)