Wie geht es mit den Corona-Bürgertests weiter?

Eine weiter nachlassende Nachfrage nach Corona-Tests erwarten die Betreiber einiger Teststellen in Rodgau, wenn die kostenlosen Bürgertests eingeschränkt werden.
Von heute an sollen nur noch besonders schutzbedürftige Personengruppen ein kostenloses Testangebot erhalten. Alle anderen sollen einen Eigenanteil von drei Euro bezahlen. Das hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vor einigen Tagen angekündigt. Gestern Mittag lagen die neuen Regeln noch nicht vor.
„Die Leute lassen sich noch testen, solange es noch kostenlos ist“, berichtet Raqeeb Khan, der sieben Teststellen in Rodgau, Darmstadt und Riedstadt betreibt. Seit der Ankündigung verzeichnet er wieder steigende Besucherzahlen. Dennoch sei die Kapazität nur zu 25 Prozent ausgelastet.
Philipp Klein von der Eventfabrik Rhein-Main GmbH berichtet von einer noch geringeren Auslastung seiner beiden Teststellen in Weiskirchen und Babenhausen: nur noch 15 Prozent im Vergleich zum Februar.
Gleichzeitig ist das Infektionsgeschehen hoch. Beide Betreiber berichten von einer hohen Quote an positiven Testergebnissen. „Die positiven Zahlen sind massiv gestiegen“, sagt Raqueeb Khan. .Jeder achte Schnelltest weise derzeit eine Viruslast nach, Das wären etwa zwölf Prozent. Philipp Klein nennt Zahlen für die Teststelle auf dem Selgros-Parkplatz: Dort sei die Positivquote von März bis Juni von 3,9 auf 6,4 Prozent gestiegen. Er vermutet eine hohe Dunkelziffer, weil sich nicht mehr jeder testen lässt.
Bei einer Kostenbeteiligung von drei Euro erwarten beide Betreiber, dass die Nachfrage zurückgeht. Der Überblick über die tatsächlichen Infektionszahlen gehe dann vollends verloren. „Es gibt kein anlassloses Testen mehr für jedermann, wenn es so kommt, wie Herr Lauterbach es in seiner Pressekonferenz gesagt hat“, so Klein.
Patienten mit Symptomen haben es besonders schwer, wie Philipp Klein weiß: „Sie werden oft nicht in die Arztpraxen eingelassen, aber wir dürfen sie nicht testen, weil sie Symptome haben.“ Die PCR-Teststellen der Kassenärztlichen Vereinigung seien geschlossen worden. Wohin sich die Betroffenen wenden könnten, sei unklar: „Man bekommt keine Antworten von Politik oder Behörden, egal wie oft man fragt.“
Auch die Teststellen fühlen sich ein Stück weit alleingelassen. Die neue Corona-Testverordnung des Bundes soll vom 1. Juli an gelten, war aber gestern noch nicht veröffentlicht. „Wahrscheinlich kommt sie wieder erst in der Nacht vorher“, merkt Philipp Klein kritisch an. Den Dienstleistern werde damit die Möglichkeit genommen, sich vorzubereiten.
Trotz der niedrigen Nachfrage seien die Öffnungszeiten weitgehend unverändert, berichten beide Betreiber. „An manchen Tagen machen wir auch eine oder zwei Stunden früher zu, wenn es keine Buchungen mehr gibt“, sagt Philipp Klein in Weiskirchen. Bei der Teststelle am Bahnhof Babenhausen seien die Zahlen so niedrig, „dass es wirtschaftlich keinen Sinn mehr hat. Aber wir probieren so lange wie möglich durchzuhalten.“ Laut Raqeeb Khan ist die Teststelle am Rewe-Center Dudenhofen wie bisher geöffnet; am Edeka-Markt hingegen „überlegen wir uns, die Öffnungszeiten zu reduzieren oder ganz zu streichen“. Er suche noch nach Wegen, den Bürgern die Eigenbeteiligung von drei Euro zu ersparen: „Bis zum 4. Juli sind die Schnelltests bei uns auf jeden Fall kostenlos.“