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Wurzeln sparen Energie

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Von: Bernhard Pelka

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Bewurzelte Setzlinge wachsen in der Gärtnerei von Ralf und Bernd (Foto) Fischer zu blühenden Geranien heran.
Bewurzelte Setzlinge wachsen in der Gärtnerei von Ralf und Bernd (Foto) Fischer zu blühenden Geranien heran. © Pelka, Bernhard

Tomate, Gurke, Geranie & Co.: Gartenbaubetriebe kämpfen mit hohen Energiekosten für die Gewächshäuser. Das zwingt dazu, die Produktion umzustellen. Zum Beispiel in der Gärtnerei Fischer.

Dudenhofen – Bei Fischers war es Tradition, die Geranien und andere Dauerblüher für die Balkonsaison als nicht bewurzelte Setzlinge schon ab dem November des Vorjahres vorzuziehen. Um in den besonders kalten Monaten Heizkosten zu sparen, sind die Inhaber Ralf und Bernd Fischer nun erstmals darauf umgestiegen, Setzlinge zu kaufen, die einen kleinen Wurzelballen haben – also etwas weiter sind im Wachstum. Davon kam die erste Lieferung erst Mitte Februar in die Gewächshäuser. „Bis dahin konnten die nicht genutzten Anbauflächen unbeheizt bleiben“, schildern die Gärtnermeister die neue Vorgehensweise.

Geranienzucht bedeutet im Hause Fischer Qualitätsarbeit von Hand.
Geranienzucht bedeutet im Hause Fischer Qualitätsarbeit von Hand. © Pelka, Bernhard

Erst jetzt, da es immer mehr sonnige Tage gibt und das Thema Heizen in den Gewächshäusern keine übergeordnete Rolle mehr spielt, ziehen die Mitarbeiter des Traditionsbetriebs auch Geranie, Edellieschen und andere Pflanzen zusätzlich noch als nicht bewurzelte Stecklinge groß. Das passt ausgezeichnet ins Verkaufskonzept der Dudenhöfer Gartenprofis. Um über die ganze Saison hinweg immer frische Ware zu haben, kultivieren sie die grünen Zöglinge in Etappen. In den Gewächshäusern in der Blumenau befinden sich also Blümchen in den verschiedenen Stadien ihres Wachstums.

Der Anfang aller Dudenhöfer Geranien ist klein.
Der Anfang aller Dudenhöfer Geranien ist klein. © Pelka, Bernhard

Sie kommen auf den Markt, sobald die Temperaturen das zulassen und die Kunden nicht Gefahr laufen, wegen Nachtfrosts Verluste hinnehmen zu müssen. „Wir verkaufen unsere Pflanzen erst dann, wenn das auch sinnvoll ist und nicht möglichst früh, weil es nur ums Vermarkten geht“, beschreibt Bernd Fischer die Firmenphilosophie.

Erste Gedanken, die Produktion teils umzustellen, stammen noch aus den unsicheren Tagen, ob es in Deutschland eine Gasmangellage geben wird oder nicht. „Es war ja lange gar nicht klar, ob wir überhaupt etwas bekommen“, erinnern sich die Fischers nur ungern.

Gewächshäuser müssen aufwendig beheizt werden: Elektro-Jalousien verkleinern die Fläche enorm.
Gewächshäuser müssen aufwendig beheizt werden: Elektro-Jalousien verkleinern die Fläche enorm. © Pelka, Bernhard

Zum Glück verfügt ihr Betrieb über ein eigenes Blockheizkraftwerk. Das wird mit Biogas betrieben. Es erwärmt das Wasser, das in einem weitverzweigten Rohrsystem wie eine Fußbodenheizung unterhalb der Pflanztische in den Gewächshäusern verläuft. Das Blockheizkraftwerk produziert überdies Strom, der größtenteils ins öffentliche Netz fließt. Die Abwärme des Kraftwerks wiederum wird in einem Wärmespeicher gebunkert, der den Gewächshäusern nachts Wärme zuführt.

Zum Vergleich: Die in vier Stunden anfallende Abwärme in dem Blockheizkraftwerk entspricht der Wärmemenge, die ein Lkw auf einer Fahrt nach München einfach nur so in die Luft bläst. Bei Fischers reicht diese Abwärme von vier Stunden Laufzeit für ein bis zwei Nächte Heizen in den Gewächshäusern.

Die sind durch elektrisch verstellbare Vorhänge in Abteile abtrennbar. „Wir müssen nie alles heizen. Wir haben immer verschiedene Temperaturzonen.“ Und noch ein Energiespartrick funktioniert bei Fischers schon seit Jahren: Die Gewächshäuser verfügen über Doppel- oder gar Dreifachglas. Und von Aluminium bedampfte Elektro-Jalousien verhindern wie eine Zwischendecke, dass Wärme nach oben durch den Giebel entweicht. „Die Jalousien verkleinern die zu beheizende Fläche enorm. Und im Sommer dienen sie dann als Sonnenschutz, damit es unserem Nachwuchs nicht zu heiß wird. In Sachen Energiesparen sind wir am Ende dessen, was möglich ist“, beschreibt Bernd Fischer die Situation.

Mit der ist der Dudenhöfer Fachbetrieb nicht alleine. Da die ersten drei Monate des Jahres besonders heizintensiv sind, wurde in den hessischen Gewächshäusern dieses Jahr die Heizung später angestellt, teilt der Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen in einer Pressemeldung mit. Andere Betriebe würden „unter leicht gesenkten Temperaturen“ kultivieren. Die meisten hessischen Gartenbaubetriebe heizen mit fossilen Brennstoffen. Einige wenige nutzen Holzhackschnitzeln oder Holzpellets. Ein spontaner Umstieg auf alternative Energieträger ist oftmals nicht möglich. (bp)

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