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Zu teuer: Rentenberatung eingestellt

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Von: Ekkehard Wolf

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Rentnerin öffnet einen Brief der Deutschen Rentenversicherung (Symbolbild)
Post von der Rentenversicherung gibt es weiterhin - aber keine persönliche Beratung vor Ort im Rathaus. (Symbolbild) © Felix Kästle/dpa

Die Deutsche Rentenversicherung (DRV) Hessen bietet im Rathaus Rodgau keine Beratung mehr an. Das berichtet Bürgermeister Max Breitenbach nach einem Schriftwechsel mit der DRV. „Ich finde es bedauerlich“, sagte der Bürgermeister vor der Presse. Seit dem Start im Jahr 2017 sei das Angebot im Rathaus so gut angenommen worden, dass die Rentenversicherung bald einen zweiten Sprechtag pro Woche angeboten habe.

Rodgau - Wegen der Corona-Pandemie gibt es bereits seit 18. März 2020 keine DRV-Sprechstunden mehr im Rathaus. „Wir bestätigen, dass eine erneute Aufnahme des Sprechtags in Rodgau nicht geplant ist“, teilt Pressereferentin Astrid Morchat von der DRV Hessen auf Anfrage mit.

Die gesetzliche Rentenversicherung verweist Bürger auf neue, digitale Angebote: „Eine qualifizierte Beratung kann nicht nur im persönlichen Gespräch, sondern auch per Video und, wie die Pandemiezeit gezeigt hat, in bestimmten Sachverhalten auch telefonisch oder online wahrgenommen werden.“

Die Streichung der Sprechtage soll offenbar die laufenden Kosten reduzieren. „Insbesondere der Bundesrechnungshof fordert eine Konzentration der Mitarbeitenden der Träger der Deutschen Rentenversicherung in den Auskunfts- und Beratungsstellen und drängt auf eine deutliche Reduzierung des Sprechtagsnetzes“, schreibt die Pressereferentin der DRV Hessen.

„Wir setzen unsere personellen Ressourcen im Zuge dieser Entwicklung im Interesse unserer Kundinnen und Kunden so ein, dass wir mit dem veränderten Angebot den bestmöglichen Service gewährleisten“, betont Astrid Morchat. Die DRV Hessen biete den Bürgern „ein flächendeckendes persönliches Beratungsangebot mit guter Erreichbarkeit.“

Was sie „flächendeckend“ nennt, ist in Wirklichkeit ausgedünnt. Die Deutsche Rentenversicherung Hessen unterhält zehn Auskunfts- und Beratungsstellen und bietet nur noch zehn Sprechtage an.

Bis März 2020 gab es allein im Rathaus Rodgau zwei Rentensprechtage pro Woche: montags und mittwochs von 8 bis 12 Uhr und von 13 bis 16 Uhr. Durchschnittlich wurden an jedem dieser Tage etwa zwölf Versicherte beraten, wie die DRV Hessen mitteilt. Die einzelne Beratung hatte einen Umfang von etwa 20 bis 30 Minuten. Oft ging es um die Frage, wann der oder die Ratsuchende in Rente gehen kann, wie hoch die Ansprüche sind und welche Abschläge man bei einem früheren Rentenbeginn in Kauf nehmen muss.

Auch Rentenanträge wurden während der Sprechstunden entgegengenommen, wenn auch nicht allzu oft. Der Bundesrechnungshof sieht die Städte und Gemeinden in der Pflicht, einen entsprechenden Bürgerservice anzubieten. Aber auch die Kommunen müssen sparsam wirtschaften. So gab die Stadt Rodgau 2013 ihre Rentenstelle auf, die bis dahin 900 bis 1100 Einwohner pro Jahr beraten hatte. Einsparung: rund 60 000 Euro im Jahr. Für Rodgau war es ein Glücksgriff, dass der damalige Bürgermeister Jürgen Hoffmann Anfang 2017 die DRV-Sprechtage ins Rathaus holte.

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