Zwei Schicksalsschläge überstanden

Fast ein Jahr nach dem Brandschaden macht das Restaurant im Bürgerhaus Weiskirchen wieder auf. Am 1. Dezember ist es so weit. Obwohl sich der Brand auf einen kleinen Weihnachtsbaum aus Kunststoff beschränkte, war eine Totalsanierung notwendig. Parallel dazu gab es einen persönlichen Schicksalsschlag: Pächter Fikri Yilmaz hat Leukämie, befindet sich aber nach Stammzellentransplantation und Chemotherapie auf dem Weg der Besserung.
Weiskirchen - Noch sieht es in den Gasträumen und in der Küche aus wie bei einer Renovierung. Die Handwerker haben noch allerhand zu tun. Ein Elektriker setzt Steckdosen. Manche Möbel sind noch nicht fertig montiert. Aber ein Ende ist absehbar. Am Sonntag, 1. Dezember, will Fikri Yilmaz sein Speiselokal wieder öffnen.
Nach dem kleinen Brand vom 11. Dezember 2021 wollte der umtriebige Gastronom eigentlich im Februar wieder aufmachen. Von wegen! „Es hat allein schon drei, vier Monate gedauert, bis die Versicherungen sich einig waren, wer was übernimmt“, berichtet er. Neue Brandschutzrichtlinien, lange Lieferzeiten und Personalmangel in der Baubranche verzögerten die Sanierung weiter.
Und dann noch die Krankheit: Fünf Monate lang war Fikri Yilmaz durch den Blutkrebs außer Gefecht gesetzt. Dankbar erinnert er sich an den Zuspruch und die Unterstützung durch Freunde, Kollegen und Gäste. „Zur Typisierung kamen über 500 Menschen, das war ein Riesenerfolg“, berichtet Lebensgefährtin Zehra Yenilmez, die die Gaststätte „Hayat“ bei der SG Hainhausen betreibt: „Viele Leute haben ihre Hilfe angeboten und haben uns nicht allein gelassen in dieser schwierigen Zeit.“ Darin liege hohe Wertschätzung und ein großes Vertrauen.
Gesundheitlich ist Fikri Yilmaz noch nicht ganz auf dem Damm. Obwohl sein Körper die Knochenmarkspende gut angenommen hat, muss er sich häufigen Nachuntersuchungen unterziehen und noch monatelang Medikamente nehmen. Eine Reha-Behandlung steht bevor.
Dennoch hat er mit Herz und Verstand die Sanierung seiner Gaststätte begleitet. Er nutzte die Gelegenheit, das Lokal weiter zu modernisieren: „Ich habe über 150. 000 Euro investiert, aus meiner eigenen Tasche.“ Vieles davon können die Gäste nicht sehen – zum Beispiel die neue Spülküche, die auch für große Mengen an Geschirr und Besteck ausgelegt ist.
In einigen Punkten hat der Wirt sein Konzept geändert: „Immer nur das Gleiche zu machen, ist doch langweilig.“ Anstelle der ehemaligen Kinderspielecke gibt es künftig eine „Lounge“ mit Sesseln und einem Spezialitäten-Regal, in dem hochwertiger Grappa, Wein, Olivenöl oder Trüffelzubereitungen zum Kauf bereitstehen. Im Büfettraum rückt das Salatbüfett von der Mitte an den Rand, damit die Gäste einander nicht im Weg stehen.

Einen Herzenswunsch hat sich Fikri Yilmaz mit seiner Beefer-Station erfüllt. Der Spezialgrill mit 800 Grad Oberhitze ist schon seit Jahren sein Steckenpferd. Jetzt hat er eine rollende Kochstation, auf der er ein dreigängiges Menü live am Tisch zubereiten kann. Wenn Yilmaz davon erzählt, strahlen seine Augen: „Das ist mein Hobby, aber es kommt gut an.“
Dennoch dürfen die Gäste nicht erwarten, dass ihr Wirt sie nun täglich am Platz bekocht. Fikri Yilmaz will sich zwar oft im Restaurant sehen lassen, aber er muss sich aus gesundheitlichen Gründen zurückhalten. Lange Arbeitstage sind noch nicht drin. Auch deshalb wird es am 1. Dezember keine große Feier geben. Die will er im Sommer nachholen, wenn man wieder im Freien sitzen kann.
Für das kleine Dreieckspodest am Aufgang zum erhöhten Teil des Restaurants hat Fikri Yilmaz übrigens eine neue Dekoration bestellt: „In diese Ecke kommt kein Weihnachtsbaum mehr.“ (Ekkehard Wolf)
