Rödermark: 100 Kinder auf der Musicalbühne

Die „Bremer Stadtmusikanten“ kennt fast jeder Märchenfreund. Doch diese Version, bei der fast 100 Kinder erschöpfte Esel, traurige Hunde, abgeschobene Katzen und gackernde Gockel spielen, die ist das neu Zuhören wert. Wert gewesen, denn die Musikschule Rödermark führte ihr herzerfrischendes Stück nur ein einziges Mal auf.
Rödermark Das erste Grundstufenkonzert seit drei Jahren löste bei allen Teilnehmern – den Kindern wie den musikalischen Leitern und den intensiv mit eingebundenen Eltern – große Freude aus: „ In der Pandemie wurde uns erst so richtig schmerzlich bewusst, wie sehr Konzerte und Aufführungen fehlten als Motivation und als Fortschritt auf dem persönlichen und musikalischen Weg“, beschreibt dies Gaby Schreck, die stellvertretende Leiterin der Musikschule.
Und wie sehr das stimmt, konnte jeder Besucher am Sonntagnachmittag in der Kulturhalle erfahren: teilweise ausgesprochen selbstbewusstes Auftreten schon der jüngsten Akteure bis zu acht Jahren, aber auch das heftige Winken zur Familie im Zuschauerraum mitten im Tanz. Besonders herzig ist die kleine „Katze“, die nach ihrem Auftritt zurück zu den Eltern läuft und ganz schnell ihr dort wartendes Schmusetier wieder in die Arme nimmt. Sie sind noch sehr jung, die Sänger, Tänzer und Musiker auf der riesigen Bühne, und sie müssen sich teilweise sehr überwinden, sind noch nie vor so vielen Leuten aufgetreten. Doch sie sind umso stolzer, wenn sie es geschafft haben. Nicht nur musikalisch ist ein Höhepunkt des Stückes das von Rossini komponierte Katzen-Duett der beiden Sängerinnen Katja Berker und Gaby Schreck: Sowohl als wild fauchend wie auch weinerlich miauende Katzens ind sie herzerfrischend komisch und gut zugleich.
Unauffällige und liebevolle Unterstützung bekommen sie von Seiten ihrer musikalischen Lehrkräfte, so etwa Annett Jacob für die musikalische Früherziehung und das Musik- und Instrumentenkarussell, das auch von Katja Berker und Daniela Kämmer betreut wird. Ruth Schwachhöfer hat die vielen jungen Streicher in ihrer Obhut, Judith Aporta-Ullenboom das Querflötenensemble. Der eigens ins Leben gerufenen Bremer-Stadtmusikanten-Band verleiht Jörg Kintopf den rechten Schwung. Dazu kommt Annette Potempa als einfühlsame und zurückhaltende Erzählerin.
Eltern, Großeltern und Freunde waren begeistert von diesem gut einstündigen Spektakel, in dem die Kinder oft über sich herausgewachsen sind und das eine Wiederholung verdient hätte. Und das diesem Geburtstagsjahr einen würdigen Höhepunkt verleiht. Die Musikschule wurde 1992 ins Leben gerufen, wofür Gaby Schreck (einst Rösler) viel Dank erhielt. Rund 21 000 Musikschüler gab es in dieser Zeit – durchschnittlich 700 im Jahr. Dazu kommen etwa 900 Kinder in der Kooperation mit der Grundschule Eppertshausen. In Rödermarks Krippen und Kindergärten haben rund 2 500 Kinder das Angebot genossen.
Kooperationen gab und gibt es auch mit dem „SchillerHaus“, mit Flüchtlingshilfe und Tageseltern, bei Erzieherinnen-Fortbildungen und Arbeitsgemeinschaften an Schulen. Manche Kinder begleitet die Musikschule bis zu 20 Jahre in ihrem Leben – von den Erste-Töne-Kursen bis hin zum Studium. Daraus wurde für manche von ihnen sogar die Musik zum Beruf. „Die Musikschule lebt seit 30 Jahren eine musikalische Grundversorgung, die schon Bundespräsident Johannes Rau als die Hefe im Kuchen und nicht nur die Sahne obendrauf beschrieb“, fasst Musikschulleiter Benno Eckmann zusammen. (Christine Ziesecke)