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Rödermark: 160 Jahre jung geblieben

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Gemeinsam mit dem Bläserensemble des Musikvereins Viktoria 08 traten die Sängerinnen und Sänger des Kirchenchores St. Cäcilia beim Jubiläumskonzert auf.
Gemeinsam mit dem Bläserensemble des Musikvereins Viktoria 08 traten die Sängerinnen und Sänger des Kirchenchores St. Cäcilia beim Jubiläumskonzert auf. © Ziesecke

Vor 160 Jahren hatte sich der Kirchenchor Cäcilia in Rödermark-Ober-Roden gegründet. Was damals wohl leichter zu bewältigen war, als diesen Geburtstag heutzutage zu feiern. Nun hat es doch noch geklappt, nach mehreren Verschiebungen das Jubiläumsjahr mit einem großen Konzert zu würdigen.

Ober-Roden - Der langsame und getragene Einmarsch der 45 Sängerinnen und Sänger ließ ein ebenso getragenes und ruhiges Konzert erwarten, doch schon mit den ersten Stücken bewies der Chor das Gegenteil. Henry Purcells „Lobt den Herrn der Welt“ erscholl wie eine große Hymne durch die Nazarius-Kirche. Die anschließenden Werke von Bernhard Hemmerle forderten den Chor stark, doch er meisterte sie prächtig. „Das war für uns der schwierigste Teil, weil das moderne Werke waren“, beschreibt es Uschi Müller beim Wechsel hoch auf die Empore, wo der nächste Programmteil in Orgelbegleitung gesungen wurde. Hier beeindruckte vor allem das Kirchentagslied „Meine Zeit steht in deinen Händen“ – ruhig und still, aber voll Innigkeit und akkurat wie der ganze Chorauftritt.

Michael Keck an der Orgel lief spätestens beim abschließenden „Nun danket alle Gott“ zur ganz großen Form auf, da er frei improvisieren konnte und so manches Jubilierende bis hin zum Abba-Titel „Thank You for the Music“ darin versteckte: „Das passte doch inhaltlich so schön!“

Zur Chorbegleitung, aber auch solo spielte das Bläserensemble des Musikvereins Viktoria 08, melodisch und dennoch eindringlich wie im wunderbaren Lied „Ich lobe meinen Gott, der aus der Tiefe mich holt“. Kraftvoll und rhythmusbetont war ein Spiritual-Mix, bei dem wohl jeder Besucher sich wiederfand und mitsang oder wenigstens mitwippte. Dieses Zusammenspiel war ohnehin die große Stärke dieses Konzerts: Die lebendige Mischung aus Chorgesang und verschiedenen Begleitinstrumenten, die manches Neue, zum größten Teil aber Stücke mit Wiedererkennungswert präsentierten und damit die unterschiedlichen Besucherinteressen abdeckten.

Abschließend dankte die Cäcilia-Vorsitzende, Karola Gotta, überaus humorvoll ihrem Dirigenten „für 25 Jahre unerschrockene Arbeit mit ihrem Chor“. Wolfgang Tüncher nahm"s bescheiden wie immer und mit erleichtertem Lächeln im Gesicht, denn er hatte bei der unterschiedlichen Begleitung der Werke durch Bläser und Orgel samt Ortswechsel zwischen Altarraum und Orgelempore die weitaus meiste Arbeit an diesem Sonntagabend.

Nach dem Schlussapplaus waren alle Akteure stolz und sichtlich erleichtert. „Man hielt ja immer die Luft an, wenn ein Chormitglied sich räusperte oder hüstelte“, erzählt Uschi Müller. Die Erfahrung des wegen mehrerer Coronafälle, unter anderem im Kirchenchor, abgesagten Benefizkonzerts vor zwei Wochen steckte ihnen allen noch in den Knochen. „Aber bei der letzten Probe waren wir fast alle gesund dabei; das hat uns beruhigt!“

Zum Feiern des 160. Geburtstags wurden der Chor mit Partnern und Gästen noch vom Martinus-Team mit Speis und Trank im Freien verpflegt. Das hatten sich alle wahrlich verdient. Erstaunt waren viele der Besucher, die Dame etwa, die zuvor geäußert hatte: „Ich gehe doch in keine Kirche!“, sich aber von einer Sängerin überreden ließ und sich wunderte, wie schön so ein geistliches Konzert sein kann. Oder jene Dame, die nach dem langen Einmarsch der Sängerinnen und Sänger fragte „Wie viele Orte sind denn in eurem Chor vertreten?“ und darauf als Antwort bekam: „Nur einer!“ Wohl dem Chor, der nach 160 Jahren des Bestehens so viele bunt gemischte Altersgruppen und auch so viele Männerstimmen in seinen Reihen hat. Das können nicht viele Kirchenchöre von sich behaupten. (Christine Ziesecke)

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