Rödermark: 21 Jahre lang dicke Bretter gebohrt

Der Verein „Bürger für Sicherheit in Rödermark“ ist ab sofort Geschichte. 21 Jahre nach seiner Gründung löst er sich zum 31. Dezember 2022 auf, weil die Vorsitzenden Wolfgang Schaefer und Horst Hyland aus Altersgründen nicht mehr kandidierten. „Nachfolger haben wir keine gefunden“, bedauert Schaefer (86).
Der Beharrlichkeit des Nischen-Vereins haben die Rödermärker unter anderem die Videoüberwachung der Bahnhöfe zu verdanken. In Ober-Roden wurden die Kameras am 23. Juni 2014 scharf geschaltet, in Urberach gut zwei Jahre später.
Das kostete viel Kraft, denn Sicherheit rund um Bahnhöfe ist bekanntlich eine komplizierte Sache: Die Stadt überwacht die Stationen und den Teil ihres Umfeldes, in dem öffentlicher Verkehr stattfindet. Die Bundespolizei ist zuständig für den Schutz der Reisenden und für die Unterführungen und Bahnsteige. Die Videoüberwachung überlässt sie wiederum Mitarbeitern des Ordnungsamtes, die sie zu Hilfspolizeibeamten des Bundes bestellt.
In diesem schwierigen Umfeld mussten Wolfgang Schaefer und seine Leute dicke Bretter bohren. Kritik kam anfangs von der Stadt und sogar der Polizei: Die Bahnhöfe seien keine Kriminalitätsschwerpunkte. Da schwang schon der Vorwurf der Panikmache mit...
Wenig später lobte Bürgermeister Jörg Rotter, 2016 noch Erster Stadtrat und Ordnungsdezernent: „Weniger Vandalismus, weniger Verunreinigungen, weniger Herumlungern.“
Die „Bürger für Sicherheit in Rödermark“ gründeten sich am 27. August 2001 – sozusagen als rechtssicherer Nachfolger der Initiative „Nachbarn schützen Nachbarn“. Schnell hatte der Verein mehr als 100 Mitglieder. 2008 initiierte er eine Umfrage und verteilte 11 000 Fragebögen flächendeckend in der Stadt. Rund 3 500 Antworten kamen zurück. Die Quote von mehr als 30 Prozent macht Schaefer und Hyland noch heute stolz. Und gerade ältere Rödermärker nannten Bahnhöfe als die Orte, an denen sie Angst, mindestens aber mulmige Gefühle haben.
Jahrelang fuhren Vorstandsmitglieder und der jeweilige Leiter des Ordnungsamtes zu den „Deutschen Präventionstagen“, machten Rödermark in der halben Republik bekannt und brachten so manche Idee in Sachen Sicherheit mit.
„Die Polizei hat uns in den vergangenen Jahren immer ernster genommen“, zieht Wolfgang Schaefer nach der Auflösung des Vereins Bilanz. Von der Politik hätte er sich manchmal mehr Unterstützung gewünscht. (Michael Löw)