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Rödermark: Abschied der Spitzenstürmer

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Heinz Kiehl (links) und Norbert Köhler haben einen Nachfolger gefunden und Dominik Rebel in die Mitte genommen.
Heinz Kiehl (links) und Norbert Köhler haben einen Nachfolger gefunden und Dominik Rebel in die Mitte genommen. © Eyssen

Zur Kampagne 1999/2000 hatten Norbert Köhler und Heinz Kiehl die Organisation des Rathaussturms in Rödermark-Ober-Roden übernommen und maßgeblichen Anteil daran, dass dieser zu einem echten Highlight im Rödermärker Karneval wurde. Nach der Straßenfastnacht am 18. Februar geben Köhler und Kiehl den Staffelstab weiter. Ein Nachfolger steht mit Dominik Rebel bereits fest, ein zweiter soll noch folgen.

Rödermark - „Das ist jetzt der 2 x 11. Rathaussturm, den der Heinz und ich organisieren. Da haben wir gesagt, dass es auch mal gut ist“, sagt Norbert Köhler. Selbstverständlich werden die bisherigen Macher für einen fließenden Übergang – sprich die Einarbeitung ihrer Nachfolger – sorgen. Schließlich setzt der Rathaussturm, der pandemiebedingt zweimal ausfallen musste, mittlerweile bis zu 1500 Menschen in Bewegung.

Den Rathaussturm in Ober-Roden gibt es mindestens seit den Siebzigerjahren, berichtet Köhler. Wahrscheinlich sogar noch länger – genau weiß das niemand mehr –, allerdings in viel kleinerem Rahmen: „Das waren vielleicht 100 Leute, nicht mehr.“ Außerdem galt die Entmachtung des Bürgermeisters eher als interne Veranstaltung der Karnevalisten der Turngemeinde, die in Ober-Roden traditionell das Prinzenpaar stellt. Die Fastnachter gingen früher auch alle ins Gebäude hinein und versammelten sich nicht wie heute zu Hunderten auf dem Platz.

Außerdem fand der Rathaussturm anfangs am Fastnachtsdienstag und nicht wie seit vielen Jahren am Samstag statt. Und in den ganz, ganz früheren Jahren wurde die Stadtkasse im alten Feuerwehrhaus geplündert.

„Die Überlegungen waren damals, die ganze Sache etwas größer aufzuziehen“, blickt Heinz Kiehl, ehemaliger Sitzungspräsident bei der Turngemeinde, auf die Jahrtausendwende zurück. Zunächst wurde die Turnerschaft, der zweite Verein in Ober-Roden mit Fastnachts- beziehungsweise Unterhaltungsabteilung, mit ins Boot geholt. Heinz Kiehl sprach Thomas Köhl, den damaligen Sitzungspräsidenten, an. „Der war gleich begeistert“, so Kiehl. Vom Parkplatz an der TS-Halle geht es seitdem Richtung Rathaus. Schnell kamen Musikvereine, für einen Fastnachtsumzug besonders wichtig, und andere Gruppen hinzu. „Am Anfang mussten wir schon ein wenig Klinken putzen“, sagt Kiehl. Das lohnte sich aber. Bei Köhlers und Kiehls Premiere als Organisatoren waren es bereits 20 Gruppen. „Mittlerweile sind wir bei rund 35 Gruppen, das sind 1200 bis 1500 Menschen“, beschreibt Norbert Köhler die Dimensionen. Unter den Teilnehmern sind viele Kindergärten. Auch weil der Rathaussturm aufgrund des Zugverlaufs nicht größer werden kann, beschränkte man sich fast ausschließlich auf Gruppen aus Rödermark. Dass in diesem Jahr eine Gruppe aus Dietzenbach dabei sein wird, gehört zu den Ausnahmen. Trotz der zweijährigen Zwangspause ist der Rathaussturm weiterhin sehr beliebt, wie auch die Vorbesprechung der teilnehmenden Gruppen in der TG-Gaststätte zeigte.

Auch wenn die beiden Hauptorganisatoren aus ihren Reihen kommen, ist der Rathaussturm keine Veranstaltung der Turngemeinde, „sondern eine, die wir mit der Stadt und für die Stadt und ihre Bürger organisieren“, stellen Köhler und Kiehl klar. Sie sind dankbar für die gute und unkomplizierte Zusammenarbeit unter anderem mit dem Ordnungsamt und den Bauhof. Der Dialog zwischen dem Bürgermeister, der Jahr für Jahr erfolglos die Stadtkasse verteidigt, hat sich kaum verändert. In Sachen Wetter konnten sich Norbert Köhler und Heinz Kiehl nie beschweren. Sonne gab es oft, auch mal Schnee. „Wir hatten aber noch keinen Rathaussturm mit Regen“, freuen sich die scheidenden Orgachefs und hoffen, dass dies auch ihren Nachfolgernvergönnt bleibt.

Während Norbert Köhler meistens bei den „Freunden der Nacht“ mitgelaufen war und das Zuggeschehen von unterwegs aus im Auge behielt, steht Heinz Kiehl am Fastnachtssamstag am „Knochen“. „Ich sorge dafür, dass die Leute einigermaßen vernünftig an der Seite stehen, wenn der Zug läuft“, beschreibt er eine seiner Aufgaben. Schließlich herrscht speziell rund um den Rathausplatz, an dem auch die Wagen der Vereine ankommen, Hochbetrieb.

Im Herbst hatten Norbert Köhler und Heinz Kiehl in der WhatsApp-Gruppe der TG-Karnevalisten angekündigt, dass sie als Organisatoren bald aufhören wollen und neue Leute suchen. Dominik Rebel, der seit elf Jahren dem TG-Elferrat angehört und schon oft beim Sturm auf die Stadtkasse dabei war, erklärte seine Bereitschaft. „Wir wissen den Rathaussturm bei Dominik in guten Händen“, verteilt Heinz Kiehl Vorschusslorbeeren. Norbert Köhler ergänzt: „Vielleicht ist es auch mal gut, einen neuen Blick auf das Ganze zu haben.“ Am Fastnachtssamstag werden die zwei Routiniers und ihr Nachfolger wohl gemeinsam am Rathausplatz das Geschehen verfolgen und – wenn nötig – ordnend eingreifen. (Sascha Eyssen)

Der Rathaussturm ist seit Jahren ein närrisches Großereignis. Entsprechend aufwendig sind Vorbereitung und Organisation.
Der Rathaussturm ist seit Jahren ein närrisches Großereignis. Entsprechend aufwendig sind Vorbereitung und Organisation. © Eyssen

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