Alle lieben die neue Mensa

Urberach - Wenn bei einer Einweihung alle Beteiligten derart begeistert sind, wie es in der neuen Mensa der Schule an den Linden der Fall war, muss es schon ein besonders gelungenes Objekt sein.
Zwischen Kaffee und Kuchen, Luftballons und Mitmachmusik, angenehm kurzen Reden und vielen Einblicken ins neue Reich strahlten die zahllosen Gäste tatsächlich mit den Kindern um die Wette. „Es reicht uns jetzt!“ hatte eines Tages der Förderverein der Schule gemeinsam mit Elternbeirat und Erziehern gesagt, als die Betreuungssituation an der Einrichtung immer schwieriger wurde, und hatte die Stadt in die Pflicht genommen. Nach langem Vorlauf, aber kurzer Bauzeit entstand schließlich die neue Mensa, eine städtische Einrichtung auf dem Gelände des Kreises, und beide stehen unterm Schutzschirm – ein völlig neues Wagnis, das aber bislang gelingt.
„Das hätte uns wohl kaum jemand zugetraut, dass wir trotz schwieriger finanzieller Situation diese 1,65 Millionen zusammenbringen“, freute sich Bürgermeister Roland Kern gemeinsam mit dem als Sozialdezernent zuständigen Ersten Stadtrat Jörg Rotter. Landrat Oliver Quilling belegte den Bedarf mit Zahlen: waren es 2005 im Kreis noch 20 Prozent der Schulkinder, die eine Ganztagsbetreuung in Anspruch nahmen, so sind es derzeit über 50 Prozent. In Urberach bedeutet das neue Haus derzeit eine Steigerung des Betreuungsangebotes von 110 auf 180 Plätze.

Die Architekten Christos Karawassilis und Siegbert Huther, die den Bauprozess begleitet haben, erläuterten die Ausgaben. Statt der veranschlagten 1,3 Millionen Euro stehen nun 1,65 Millionen Euro zu Buche – dafür aber auch 100 Quadratmeter dringend benötigter weiterer Raum. Hochgezogen in nur drei Wochen in Holzbauweise, ausgestattet mit Pelletheizung, wirksamer Wärmeregulierung und weitgehend biologischen Baustoffen, wirkt das Gebäude von außen winzig. Doch was da landläufig unter „Mensa“ in aller Munde ist, beherbergt in Wahrheit eine Vielzahl an Räumen, wie die Kinder bei der Einweihungsfeier selbst beschrieben: neben Küche und Personal- und Leitungsraum gibt’s einen Speisesaal „mit viel Platz zum Essen“. Danach kann in der sogenannten „Baustelle“ Lego gebaut, Eisenbahn gespielt oder in der Spielküche gekocht werden. Tischtennis spielen, Tanzen, Lesen oder einfach unterhalten – alles geht. Aber nicht im Ruheraum: hier wird nur geflüstert, mit Kopfhörern Musik gehört, Mandalas gemalt oder Schach gespielt – gechillt eben.
Im Schulgebäude kann im Atelier mit viel Material Originelles entstehen, der neu umgestaltete Schulhof bietet Freiraum für alles von Klettern bis Rollerfahren. „Leider gibt’s unseren Sandkasten nicht mehr – auf dessen Platz steht jetzt die Mensa“, wägen die Kinder das Neue ab. Hausaufgaben werden in den Klassenräumen gemacht – jetzt mit Hausaufgabenheft, denn bei insgesamt 17 wechselnd eingeteilten Nachmittagsbetreuerinnen ist es ratsam, dieses Thema etwas straffer zu beobachten.
Gut organisiert ist auch das in drei Schichten eingenommene Essen für die jetzt von 110 auf 180 Hungrige aufgestockte Schülerschar. Im Voraus kann stets aus drei Essen ausgewählt werden; die Schüler bekommen entsprechend verschieden bunte Steinchen vor dem Gang zum Speisesaal, mit denen sie ein Chaos bei der Essensausgabe vermeiden. Ist die Vorarbeit nun weitgehend abgeschlossen, beginnt die eigentliche Arbeit, die Verzahnung von Schule und Betreuung und die sinnvolle Nutzung der räumlichen Möglichkeiten durch die 17 teilweise ganz neuen Betreuerinnen unter der Leitung der dafür freigestellten Sonja Acker.
Eine glückliche Rektorin Andrea Schöps dankte vor allem ihrer Vorgängerin Ruth Anderson, der diese Mensa ein großes Anliegen war und die viel Zeit dafür eingebracht hat: „Wenn Sie in diese Kinderaugen schauen, sehen Sie, was für eine gelungene Aktion das für uns inzwischen ist!“ (chz)