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Rödermark: Altlast kostet Bosch Millionen

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Von: Michael Löw

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Die schlimmsten Altlasten aus Telenorma-Zeiten liegen unter dem Sportmarkt. Bosch nutzt den Leerstand zu Bohrungen und prüft, wie weit der Boden dort gereinigt wurde.
Die schlimmsten Altlasten aus Telenorma-Zeiten liegen unter dem Sportmarkt. Bosch nutzt den Leerstand zu Bohrungen und prüft, wie weit der Boden dort gereinigt wurde. © Bosch

Neun Millionen Euro hat Bosch seit 2001 für die Altlastensanierung unter dem 1996 aufgegebenen Telenorma-Werk in Rödermark-Urberach investiert. Es könnte noch teurer werden.

Rödermark - Seit 2001 saniert Bosch Boden und Grundwasser unter dem 1996 aufgegebenen Telenorma-Werk. 95 Prozent der Schadstoffe sind beseitigt, sagt der Konzern. Letzte Untersuchungen sollen Klarheit bringen, was noch wo zu tun ist.

Urberach – Erdreich und Grundwasser unter dem Sportmarkt waren die am stärksten mit Schadstoffen belasteten Ecken auf dem ganzen auf dem Telenorma-Gelände. Giftige Chlorverbindungen, Reste von Lösungsmitteln zum Entfetten von Metall, lagern noch immer unter dem Werk, das seit den Achtzigerjahren zum Bosch-Konzern gehörte. Dessen Bauabteilung hat nun einen Angriff auf die letzten Überbleibsel gestartet. 95 Prozent sind nach Auskunft von Guido Kleffel, Referent Global Real Estate bei Bosch, schon beseitigt.

Seit Anfang Februar lässt Kleffel im ehemaligen Intersport-Markt bohren. Der steht seit einiger Zeit wegen eines Mieterwechsels leer; Bosch nutzt die Gelegenheit zu zwei Zwecken: zur Überprüfung der bisherigen Maßnahmen und zur Klärung weiterer Schritte. Mitte März, so die Planungen, soll feststehen, was noch zu tun ist.

Das Telenorma-Gelände wurde von Bosch nur gut zehn Jahre genutzt. 1996 machte der Weltkonzern das Werk mit mehr als 800 Mitarbeitern dicht: Es rechne sich nicht mehr. 2004 wurde das Märktezentrum eröffnet.

95 Prozent der Schadstoffe herausgefiltert

Das Regierungspräsidium Darmstadt hatte Bosch schon im Jahr 2001 zur Sanierung verpflichtet. Seither hat das Unternehmen etliche Tonnen Erde voller Schwermetalle und annähernd zwei Tonnen Lösungsmittel aus dem Boden geholt. Aus dem Grundwasser wurden mehrere hundert Kilogramm Lösungsmittel herausgefiltert. Unterm Intersport und unterm OBI-Baumarkt lagerte aber immer noch viel Dreck. 2014 und 2017 wurden die Schadstoffe mit großem Bohrgerät und kleinen Lanzen bestmöglich reduziert. Kosten in 22 Jahren: rund neun Millionen Euro.

Als wesentliche Maßnahme ist seitdem eine hydraulische Barriere zur Sicherung des Grundwassers im Bereich der Straße Am Schwimmbad in Betrieb. „Die Ergebnisse sind durchweg positiv“, sagt Bosch-Referent Kleffel. Trotzdem bleibt die Sperre bis auf Weiteres bestehen. Das habe das Regierungspräsidium angeordnet.

Bosch hat seit 2001 viele Erfolge im Kampf gegen die Umweltgifte in Boden und Grundwasser erzielt. Rückschläge blieben nicht aus: 2010 startete Bosch ein Pilotprojekt: Melasse-Bakterien, die ohnehin im Boden leben, sollen das Grundwasser biologisch und vergleichsweise billig von Chlorkohlenwasserstoffen befreien. Dazu wird „Nahrung“ ins Erdreich injiziert. „Die Erwartungen waren hoch. Aufgrund von Bodenbeschaffenheit und Zugänglichkeit konnten wir unsere Ziele nicht vollständig erreichen, sodass eine Ausweitung dieser Maßnahme auf den Gesamtstandort nicht infrage kam“, räumt Kleffel ein.

Weitere Schritte wird Bosch mit der Behörde abstimmen. Dann sind die Sanierungsarbeiten wahrscheinlich wieder für Kunden und Lieferanten des Märktezentrums zu sehen: Bosch lässt die OBI-Umfahrung erneut überprüfen, um bei Bedarf weitere Maßnahmen zu ergreifen. (Michael Löw)

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