Rödermark: Bagger dürfen endlich ran

Das Babbeln hat ein Ende, das Baggern beginnt. Die Dockendorffstraße in Rödermark-Ober-Roden ist seit gestern Baustelle; die von vielen herbeigesehnte Ortskernsanierung nimmt Gestalt an.
Rödermark - Bürgerengagement, Bürokratie und Bagger: Das sind die drei großen „B“ der Ortskernsanierung. Bürgerengagement brachte die Sache vor gut viereinhalb Jahren in Gang, Bürokratie bremste gefühlte Ewigkeiten, und Baumaschinen durften gestern endlich ans Werk. Die Umgestaltung des „Fränkischen Rundlings“ begann an der Ecke von Dockendorffstraße und Enggasse.
Bevor Bürgermeister Jörg Rotter im Radlader den symbolischen ersten Spatenstich vornahm, blickte er auf die lange Zeit des Planens und Überlegens zurück. „Wir müssen gucken, dass der Rundling (Pfarrgasse, Heitkämper-, Dockendorffstraße und Glockengasse, Anmerkung der Redaktion) ihren identitätsstiftenden Charakter nicht verliert“, hatte Ernst Schäck, ein engagierter Bewohner des alten Ortskerns, vor Jahren geklagt. Er beließ es nicht beim Klagen, sondern schlug mit Unterstützung der Interessengemeinschaft IGOR eine ganze Reihe von Maßnahmen vor, die Ober-Rodens Zentrum wieder lebenswerter machen sollen.
„Das war fast schon eine Doktorarbeit“, lobte Rotter. Ein so umfassendes und profundes Paket hätte die knapp besetzte Bauverwaltung nie ausarbeiten können. Das Bürgerengagement war indes das entscheidende Argument, warum Bund und Land Rödermark 2017 in ihr Förderprogramm „Wachstum und nachhaltige Erneuerung“ aufgenommen haben.
Die Gespräche mit dem Land seien „nicht immer geschmeidig gelaufen“, umschrieb Bauamtsleiter Thomas Kron die Verhandlungen höflich. Rotter sprach von vielen Klimmzügen, die Kraft geraubt hätten. Aber der Stadt blieb nur dieser Weg. Ohne diese Formalien bekommt sie keinen Cent. Über die Jahre hinweg geht"s um mehrere Millionen Euro.
Allein die Umgestaltung des „Fränkischen Rundlings“ kostet etwa 1,2 Millionen Euro. Nach Auskunft von Planerin Christiane Hampel werden rund 3 800 Quadratmeter Asphalt und Gehwegplatten herausgerissen und durch Verbundpflaster ersetzt. Das Konzept des Groß-Zimmerer Ingenieurbüros sieht gepflasterte Straßen mit Mittelrinnen ohne abgeteilte Bürgersteige vor. So soll eine verkehrsberuhigte, barrierefreie Mischfläche für Fußgänger, Rad- und Autofahrer entstehen. An den Fahrbahnrand kommen zeitgemäße Sitzgelegenheiten, eine energiesparende Beleuchtung, Müllbehälter und Fahrradständer, alles in einem einheitlichen Stil.
Die Stadt lässt Parkflächen neu anordnen, „Verweilorte“ gestalten, Bäume pflanzen, Blumenkübel aufstellen und zusätzliche Grünflächen ausweisen.
Die Arbeiten sollen insgesamt etwa ein Jahr dauern. Rotter weiß, dass das den Anwohnern einiges abverlangt. Einigen habe er Parkplätze in der Kulturhallen-Tiefgarage angeboten. Und Benedikt Raupach von der Straßenbaufirma Peter Gross versprach dem Roten Kreuz Hilfe beim Ausladen der Ware für den Lebensmittelladen, der am nördlichen Ende der Baustelle liegt.
Bürgermeister Rotter erwartet, dass Raupachs Männer etliche Quadratmeter altes Basaltpflaster freilegen. Einen Teil der Steine wollen Stadt und St. Nazarius-Gemeinde für die Neugestaltung des Kirchenhügels verwenden, die ebenfalls über das Förderprogramm mitfinanziert wird. Den Rest will Rotter zwischenlagern – wahrscheinlich am Friedhof. Dort können Bürger die Steine für den Hausgebrauch abholen. (Michael Löw)
