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Rödermark: Bammel nur vorm Staatsempfang

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Der Kirchturm in Sichtweite, die Narrenfahne vor dem Fenster: Prinz Marcel I. und Prinzessin Cassandra I. leben mitten im Herzen von Ober-Roden.
Der Kirchturm in Sichtweite, die Narrenfahne vor dem Fenster: Prinz Marcel I. und Prinzessin Cassandra I. leben mitten im Herzen von Ober-Roden. © Ziesecke

Das Rödermärker Prinzenpaar ist bekannt wie der berühmt-berüchtigte bunte Hund. Im Fastnachtszimmer wartet royale Garderobe von Marcel I. und Cassandra I. auf 19 Auftritte.

Rödermark – Noch ist Bürgermeister Jörg Rotter in Amt und Würden. Doch schon bald wird er das Zepter – zumindest kurzzeitig – abgeben müssen und sich auf seine Rolle als Kinderprinzessinnen-Vater reduzieren: Prinz Marcel und Prinzessin Casandra, beide die Ersten mit diesem Vornamen an der Spitze der Fastnachtshierarchie, stehen längst bereit für den Machtwechsel.

Die Beiden sind echte Ober-Röder. Marcel Kopp ist 29 Jahre jung, Cassandra Keller wird am 29. Januar, am Tag der TG-Kindersitzung, ausgerechnet 2 mal 11 Jahre. „Ich bin seit Langem die jüngste aller Ober-Röder Prinzessinnen“, lacht sie stolz.

Sie arbeitet als Personal-Sachbearbeiterin in Frankfurt; er ist wie auch im restlichen Leben in einer Firma für Werbeträger der Mann für fast alles: Abteilungsleiter, Außendienstler, Monteur und manches mehr. Da zeigt er sich ebenso vielseitig wie in seinen vielen Nebenjobs von Ministrantentruppe, Après-Ski-Komitee-Chef (seit 2010), Koordinator in vielen Bereichen der Nazarius-Gemeinde bis hin zum neuen Vorsitzenden des Verwaltungsrates.

Ein Paar sind die Rödermärker Regenten seit fünfeinhalb Jahren („Als wir uns kennengelernt haben, war sie aber noch zu jung und ich war damals Gruppenleiter bei den Messdienern“, grinst Kopp), Ende August wird geheiratet. Das heimische und heimelige Nest ist schon ausgebaut. „Eigentlich war ich gar nicht auf Prinz eingestellt. Als Jochen Weiland mich im September bei der Mitgliederversammlung gefragt hat, hab ich erst mal abgelehnt“, erzählt Marcel Kopp. Als Cassandra dann in den Vorstand gewählt war und vorne am Vorstandstisch saß, kam er aber ins Grübeln. Und beim nächsten Anruf am 19. September um 11.33 Uhr war er bereit.

Hintergrund: die Zukunftsplanung. Erst Prinzenpaar, dann heiraten, dann Nachwuchs. Das sind ihre Zeitvorstellungen, und so konnte das Kinder- jetzt noch als Fastnachtszimmer umfunktioniert werden. Dort hängen die von den Vorgängern übernommenen Roben, auf sie abgeändert. „Das war bei mir aber fast nur die Länge“, erinnert sich Cassandra. Sie ist mit der TG eng verbandelt und tanzt seit Jahren in der Garde. Daran will sie auch an den beiden Fremdensitzungen festhalten: „Ich werd’ mich halt zwischendrin umziehen.“

Das war’s aber nicht. Denn von Janine Wade hat sie das Training und die Leitung der Prinzlichen Hofgarde übernommen; die Sitzungsabende werden also nicht langweilig für sie. Außerdem haben die Großen beschlossen, das Kinderprinzenpaar diesmal stärker mit ins Boot oder besser auf die Bühne zu holen.

Wie sie das alles schaffen? „Wir haben sehr viel Rückhalt in den Familien und viele treue Freunde und Bekannte sowie einen engagierten Verein hinter uns. Wir bekommen sehr viel Hilfe, für die sind wir sehr dankbar.“

Bleibt die Frage nach den Momenten größter Freude in den Wochen bis Aschermittwoch: Die Antwort von Cassandra I. kommt ohne Zögern: „Auf die Umzüge, also den Rathaussturm in Ober-Roden am Fastnachtssamstag und den Orwischer Rosenmontagszug!“ Marcel I. denkt länger nach. Denn das Herumstehen auf Fastnachtswagen ist für ihn nichts Besonderes, das tut er seit Jahren auf dem Wagen des von ihm gegründeten Après-Ski-Komitees. Er freut sich mehr auf die Sitzungen – „Auch wenn"s mir da höllisch warm werden wird in meiner Robe!“ – allen voran jene in der Narhalla der TG.

Insgesamt bringen es die Beiden nach derzeitigem Stand auf 19 Termine in der närrischen Zeit. Zu den eigenen Sitzungen kommen jene in Offenbach, in Münster und in Zellhausen, Hexenrummel, Kindersitzungen und manches mehr. Besuche bei befreundeten Vereinen wie der TS oder in diversen Kindergärten runden ihr Programm ab. Sie verstehen sich schließlich als Regenten aller Rödermärker.

Und da ist noch der große Auftritt im Schloss Biebrich beim hessischen Ministerpräsidenten. Davor sind sie doch beide etwas nervös, was sonst gar nicht ihre Art ist. Prinzessin Cassandra hat aber familiäre Rückendeckung: Der spezielle Prinzenwagen wird in diesem Jahr von ihrem Opa Peter Keller (71) gefahren. Prinz Marcel weiß seinen Opa Eberhard Liebeskind hinter sich, der vor 60 Jahren Prinz in Ober-Roden war. Die Offenbacher Sitzung und den Hexenrummel haben sie nun ja schon gut und voller hoheitlichem Charme überstanden – nun geht’s langsam in die heiße Phase der Rödermärker Fastnacht. (Christine Ziesecke)

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