1. Startseite
  2. Region
  3. Rödermark

Wegen zwei Minuten und 40 Meter: Rödermark bekommt Geld vom Land Hessen

Erstellt:

Von: Michael Löw

Kommentare

Richtung Main fährt die Dreieichbahn bergab, zum Odenwald bergauf. Dank diesem Gefälle (durchs Drehen des Bildes erst sichtbar gemacht) gehört Urberach nun doch zum „Frankfurter Bogen“, in dem das Land die Stadtentwicklung mit Geld und Wissen fördert.
Richtung Main fährt die Dreieichbahn bergab, zum Odenwald bergauf. Dank diesem Gefälle (durchs Drehen des Bildes erst sichtbar gemacht) gehört Urberach nun doch zum „Frankfurter Bogen“, in dem das Land die Stadtentwicklung mit Geld und Wissen fördert. © Löw

Rödermark/ Urberach gehört nun doch zum „Frankfurter Bogen“. Damit steht Urberach Geld vom Land zu. Dazu kam es durch eine geografische Besonderheit.

Rödermark/ Urberach – Dank 40 Metern Höhenunterschied und knapp 120 Sekunden Zeitdifferenz gehört Urberach nun doch zum „Frankfurter Bogen“. Den hat Hessens Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir vorigen Juni rund um die Mainmetropole geschlagen: 55 Kommunen, die maximal 30 Bahnminuten vom Frankfurter Hauptbahnhof erreichbar sind, werden bei der Stadtentwicklung vom Land gefördert. Wichtigstes Ziel: mehr bezahlbare Wohnungen im gern zitierten Speckgürtel.

Wie kam"s zu diesem Sonderfall? Die Dreieichbahn braucht laut aktuellem RMV-Fahrplan vom Frankfurter Hauptbahnhof nach Urberach 31 Minuten. Rödermarks Erste Stadträtin Andrea Schülner hat das bezweifelt: Von ihren vielen Fahrten ins Frankfurter Sozialrathaus wusste sie, dass sie nicht länger als 30 Minuten in der Dreieichbahn sitzt. Das teilte sie dem Minister mit, und der ließ nachrechnen: 29 Minuten sind"s von Urberach in die Großstadt.

Rödermark: Wegen 40 Meter und 120 Sekunden gibt es Geld vom Land 

In diese Richtung fährt der Zug nämlich bergab. Urberach liegt auf 152, Frankfurt auf 112 Meter über Normalnull. Zum Gefälle, so Jens Deutschendorf, Staatssekretär im Hessischen Wirtschaftsministerium, kommen noch „unterschiedliche infrastrukturelle Bedingungen je Richtung oder Konflikte mit anderen Zügen“. Die summieren sich auf zwei Minuten Unterschied bei der Fahrzeit. Diese Besonderheiten dürften nicht zulasten Rödermarks gehen. Deshalb nehme man Urberach „gerne nachträglich in den „Frankfurter Bogen“ auf, ließ Minister Al-Wazir mitteilen.

Das klingt nach Zahlen-Klauberei, bringt der Stadt bei der Suche nach Bauland aber Geld. Der Bogen zielt auf Gebiete im Ein-Kilometer-Umkreis rund um die Bahnhöfe besagter 55 Kommunen. In diesem Radius sieht das Land Platz für 200 000 Wohnungen, die sich fast zur Hälfte im sogenannten Innenbereich realisieren lassen.

Rödermark: Finanzmittel kommen aus verschiedenen Förderprogrammen

Das Land bietet über die sonstigen Förderprogramme hinaus intensive Unterstützung an. Zur Ermittlung geeigneter Flächen finanziert es im Rahmen der Baulandoffensive Machbarkeitsstudien. Beim Bau von Sozialwohnungen übernimmt das Land den kommunalen Eigenanteil von bis zu 10 000 Euro je Wohnung. Außerdem will die schwarz-grüne Regierung ein Programm „Nachhaltiges Wohnumfeld“ ins Leben rufen. Investitionen in begleitende Infrastruktur wie Kindergärten, Bürgerhäuser und Grünflächen unterstützt es mit 85 Prozent Zuschuss. Bürgerbeteiligungen, die die Entstehung neuer Baugebiete begleiten, fördert das Land ebenfalls zu 85 Prozent.

Trotz der Aufnahme ins Fördergebiet bleibt Rödermark seiner Linie treu und wird keine Trabantensiedlungen, wie sie Rodgau zwischen Jügesheim und Hainhausen plant, ausweisen, versicherte Bürgermeister Jörg Rotter: „Wir setzen weiter auf kleinteilige Entwicklung.“

Rödermark: Mangel an Sozialwohnungen ist eklatant

Der Mangel an Sozialwohnungen – um nur ein Beispiel für den Druck auf die Mieten zu nennen – ist nach Ansicht von Bürgermeister und Erster Stadträtin eklatant: Rund 150 geförderte Wohnungen gibt es in Rödermark. Um dieses knappe Gut bewerben sich etwa dreimal soviel Mieter. Stadträtin Schülner: „Und das sind nur die Leute, die sich bei uns melden.“ Will heißen: Noch viel mehr Menschen sind in Rödermark auf Wohnungssuche.

Die Stadt besitzt nach Auskunft von Bürgermeister Rotter keine eigenen Grundstücke mehr, auf denen sie Sozialwohnungen bauen könnte. Potenzielle Partner gebe es genug. Gesellschaften wie die Nassauische Heimstätte würden sofort loslegen, wenn sie Bauland bekämen.

Ohne Grund und Boden geht die Stadt neue Wege, erläuterte Sozialdezernentin Schülner. Sie mietet Wohnungen an und quartiert dort Menschen ein, die ihre bisherige Bleibe verloren haben. Dieses finanziell klamme Klientel finde so ein Dach über dem Kopf, und der Vermieter wisse, dass er sein Geld bekommt. Funktioniert diese Notlösung längere Zeit, wird daraus ein reguläres Mietverhältnis.

Von Michael Löw

Ein Mann aus Rödermark will das Gesundheitssystem entlasten – um immerhin 1000 Euro. Aber niemand nimmt sein Angebot an - nun wendet er sich an Jens Spahn.

Auch interessant

Kommentare