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Rödermark: Bilderbuch für Kirchgänger

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Das Ober-Röder Krippenspiel-Video spricht Jugendliche an: Zwei mit Corona infizierte Mädchen erzählen sich übers Smartphone ihre Träume.
Das Ober-Röder Krippenspiel-Video spricht Jugendliche an: Zwei mit Corona infizierte Mädchen erzählen sich übers Smartphone ihre Träume. © Ziesecke

Ganz klassisch mit viel Kindergesang oder als Videofilm mit telefonierenden Jugendlichen: Krippenspiele stellen die Geburt Jesu in vielen Facetten dar. Auch in Rödermark werden heute viele aufgeführt.

Rödermark – Krippenspiele am Heiligen Abend – sind sie immer noch angesagt oder sind sie „out“? Versucht man damit jenen Menschen, die vielleicht nur am 24. Dezember in Kirchen gehen, einen leichteren Zugang zu dem nur mit dem Glauben zu verstehenden Weihnachtsgeschehen zu vermitteln? Quasi ähnlich einem Bilderbuch, das leichter nachzuvollziehen ist als ein Roman?

Glaubt man der Historie, so gibt’s Krippenspiele um Maria, Josef und das Jesuskind schon seit dem zehnten Jahrhundert. Auch die Verkündigung der Geburt Christi an die Hirten und die Huldigung durch die Heiligen Drei Könige wurden dramatisch dargestellt. Worin liegt also ihr Reiz, dass sie noch heute jedes Weihnachtsfest einläuten, in den unterschiedlichsten Formen?

„Es ist die augenfälligste Verkündigung der Geburt Jesu, und es lässt sich für alle Altersstufen variieren“, erklärt der evangelische Pfarrer Oliver Mattes, der in der katholischen Gallus-Kirche mit den jeweiligen Konfirmandenjahrgängen der Petrusgemeinde ein Krippenspiel aufführt. „Und es gibt mir je nach seinem Schwerpunkt den Einstieg in die Predigt; in diesem Jahr verständlicherweise zum Thema Frieden.“

Herberge, Krippe, Mondnacht auf der Schafweide, Hirtenfeuer: Die Konfirmandinnen und Konfirmanden zeigen ein nahezu klassisches Krippengeschehen. Wäre da nicht das gekonnt gespielte Missgeschick des Verkündungsengels, das fast alles zum Scheitern gebracht hätte. Ohne Verkündungsengel keine Verkündung, da nutzt auch der beste Regisseur nichts, der spontan in diese Rolle schlüpft. Denn alle anderen Hauptdarsteller streiken mit. Wenn der Engel nicht spielt, dann gehen wir auch heim... Ein klassisches Thema wird durch eine unerwartete Variante spannend gemacht. Die Gottesdienstbesucher können aber zu guter Letzt erleichtert aufatmen: Es kann Weihnachten werden, halleluja!

Eine andere Variante, kindgerecht und familienfreundlich, eröffnet den weihnachtlichen Gottesdienstreigen in der Nazarius-Kirche. Hier üben seit Jahren Scholaleiterin Ruth Zander und Gemeindereferentin Tanja Bechtloff ein Krippenspiel ein, das vor allem vom Kinderchor, getragen wird. Ähnlich einem kleinen Musical – das Geschehen vor dem Altar wird von einem Piano begleitet – singen rund 25 bis 30 Kinder die Weihnachtsgeschichte in leicht verständlicher Form.

Leicht verständlich ist auch das Mini-Krippenspiel in der Familienvesper in der Petruskirche. Hier hätte ein Streit zwischen den Hirten fast die Handlung gekippt, doch die Hüter der Schafe arrangieren sich.

Kein spezielles Krippenspiel gibt’s bei der Freien evangelischen Gemeinde, wohl aber ein Theaterstück um die Weihnachtsgeschichte. Wie immer bei der FeG ist auch diese Feier online zu sehen.

Zweigleisig, nämlich hybrid, fährt auch die Evangelische Kirchengemeinde Ober-Roden. War das Krippen-Ensemble im vergangenen Jahr coronabedingt vor allem Playmobil-lastig, so gibt’s dieses Jahr einen echten kleinen Film. In mühevoller Kleinarbeit haben Gemeindepädagogin Mairine Luttrell und Technik-Spezialist Martin Winkler wochenlang vor einem „Green Screen“ gearbeitet, der beim Schneiden dann ausgeblendet wird und von anderen Hintergründen ersetzt werden kann. Die Hirten etwa, die im Film letztlich auf der winddurchwehten Heide um ein loderndes Feuer sitzen, saßen recht prosaisch bei ihrer Aufnahme vor der grünen Wand auf einem Tisch um eine Kiste herum, in der ein künstliches Flackerlicht leuchtete. Davon ist wahrlich nichts mehr zu erkennen im Film, der nach der Christvesper auf der Homepage und auf dem YouTube-Kanal der Gemeinde abzurufen ist.

Während der Christvesper ist die Rahmenhandlung – zwei Mädchen, die sich coronabedingt am Telefon ihre Träume erzählen – live auf der Bühne zu sehen, in die dann Filmszenen eingeblendet werden. Eine Technik, über welche die Zuschauer bei den früheren Krippenspielen im Mittelalter nicht schlecht gestaunt hätten. (Christine Ziesecke)

Fast hätte ein streikender Engel das Krippenspiel der Petruskonfirmanden zum Scheitern gebracht.
Fast hätte ein streikender Engel das Krippenspiel der Petruskonfirmanden zum Scheitern gebracht. © Ziesecke
In der Nazarius-Kirche probte Chorleiterin Ruth Zander viele Male mit den Kindern und Jugendlichen der Schola für das Krippenspiel am Nachmittag des Heiligen Abend.
In der Nazarius-Kirche probte Chorleiterin Ruth Zander viele Male mit den Kindern und Jugendlichen der Schola für das Krippenspiel am Nachmittag des Heiligen Abend. © Ziesecke

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