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Problem-Immobilie Boarding-House: „Was da abläuft, geht überhaupt nicht“

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Von: Michael Löw

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Das Boarding-House mitten in Ober-Roden hat sich über die Jahre zu einem Brennpunkt entwickelt - sehr zum Leidwesen von Nachbarn und Schule.
Das Boarding-House mitten in Ober-Roden hat sich über die Jahre zu einem Brennpunkt entwickelt - sehr zum Leidwesen von Nachbarn und Schule. © Michael Löw

Neue Mieter bedeuten mehr Ruhe: Diese Rechnung macht der Bürgermeister auf, um das Boarding-House neben der Trinkbornschule in Rödermark zu befrieden.

Rödermark – Die einfach ausgestattete Langzeit-Pension in bester Ortskernlage von Rödermark-Ober-Roden kommt schon seit Jahren aus den Negativschlagzeilen nicht mehr heraus: Bewohner gehen mit dem Messer aufeinander los, prügeln sich mit dem Vermieter oder pöbeln Passanten, oft Kinder auf dem Weg zu Kita oder Schule, an.

Momentan ist’s dort relativ ruhig, hat Bürgermeister Jörg Rotter festgestellt. Was aber nur am Wetter liegt. Denn im Winter bleiben die Fenster zu, der Zoff dringt nicht nach draußen. Das war ein paar Monate vorher noch völlig anders. Die Polizei meldete zum Beispiel im Oktober drei Strafanzeigen: einen Hausfriedensbruch und zwei Drogendelikte, allerdings mit „Mengen im einstelligen Grammbereich“. Sechs Anzeigen waren die August-Bilanz. Dazu kommen „Fahrten, wo wir die Dinge im Gespräch erledigen konnten“, umschrieb ein Polizist weitere Einsätze, bei denen keine Anzeige geschrieben wurde.

Boarding-House in Rödermark: „Was da abläuft, geht überhaupt nicht“

13 Menschen sind laut Stadtverwaltung im Boarding-House gemeldet. Die Zahl der Gastschläfer ist oft viel höher, wissen Nachbarn, die mit Blick auf die mitunter rabiaten Mieter ihren Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. „Was da abläuft, geht überhaupt nicht“, stellt Rotter klar, dass er so schnell wie möglich Ruhe ins Boarding-House bringen möchte. Eine Problem-Immobilie nur ein paar Schritte von der größten Grundschule im Kreis und einer Kita entfern, ist für ihn ein Unding.

Die Mittel der Kommune sind indes begrenzt. Die früher für Boarding-Houses üblichen Monatsverträge wurden längst zu dauerhaften Mietverhältnissen. Das widerspricht laut Bürgermeister der genehmigten Nutzung. Doch deshalb ein formales Verfahren beginnen, das sich ewig zieht?

Rödermark: Boarding-House zu teuer für Stadt

Rotter setzt stattdessen auf eine Durchmischung der Bewohner. Vertreter der Stadt verhandeln mit dem Boarding-House-Besitzer über die Anmietung einer Etage mit acht Zimmern. Dort will die Stadt Rödermärker einquartieren, denen der Verlust ihrer Wohnung droht oder die gar schon auf der Straße stehen.

Aber zwischen den Tagessätzen, die der Hausherr verlangt, und denen, die die Stadt bezahlen darf, klafft noch eine beträchtliche Lücke. Da will Rotter dem Vermieter auch nicht entgegenkommen, denn das würde Begehrlichkeiten bei anderen Immobilienbesitzern wecken. Außerdem erstattet der Kreis der Stadt nur die offiziellen Sätze.

Rödermark: 240 Wohnungssuchende warten auf Optionen

Dem Fachdienst Soziale Stadt sind 240 Wohnungssuchende gemeldet. Die Spanne reicht von Familien mit Kindern über anerkannte Flüchtlinge, die schon lange einen festen Arbeitsvertrag haben und immer noch in Sammelunterkünften leben, bis hin zu Männern und Frauen, die mit einem Bett im Boarding-House zufrieden wären.

Eine zweite Problem-Immobilie beobachtet die Stadt schon geraume Zeit im Urberacher „Bienengarten“. Nachbarn hatten sich beschwert, weil Betten dort angeblich in Schichten belegt würden oder Matratzen auf dem Boden als Notlager herhalten müssten. Die Behörden wollten kontrollieren, doch das müssen sie anmelden. Und dann war – wen wundert’s? – das ganze Haus aufgeräumt. (Michael Löw)

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