Pöbeleien jetzt auch gegen Schulkinder: Boarding-House bleibt Brennpunkt

Die Bewohner des Boardings-House mitten in Rödermark-Ober-Roden schreien einander an und gingen auch schon mal mit dem Messer aufeinander los. Eltern von Trinkbornschülern sind besorgt.
Rödermark – Kinder und Lehrkräfte der Trinkbornschule werden seit Sommer unfreiwillig Zeugen der lauten und teils gewalttätigen Streitereien, die im Boarding-House auf der anderen Seite der Rodau quasi Alltag sind. Allein im Juli wurde die Polizei dreimal wegen Messerstechereien und Prügeleien alarmiert. Die Kinder kriegen’s entweder auf dem Schulweg oder im Klassenzimmer live mit.
Kein Wunder also, wenn die Gerüchteküche brodelt: Von Drohungen mit dem Messer war ebenso die Rede wie von einem Mann, der mit einer Benzinflasche Richtung Schule gerannt sein soll. „Die Situation hat sich verschärft“, erklärt Rektor Stefan Wesselmann in einem Elternbrief. Bisher stritten, prügelten und stachen einige Boarding-House-Bewohner sozusagen intern. Mittlerweile gab es böse Worte gegen Schulkinder. Wesselmann versichert aber: „Waffen waren nie im Spiel!“, und den Schulhof habe keiner dieser Nachbarn betreten.
Ärger am Boarding-House in Rödermark: „Sie schreien Schimpfwörter hinüber oder werfen mit Steinchen“
Der Vater eines Erstklässlers berichtete gegenüber unserer Redaktion von einem irritierenden Vorfall: Ein Bewohner hat seinem Sohn zugewunken und Handküsse zugehaucht. Unter Verwandten eine normale Geste der Zuneigung, aber von einem wildfremden Menschen? Der Vater wollte Anzeige erstatten, doch die Polizei in Dietzenbach sah keine rechtliche Handhabe. Insgesamt aber will sie das Boarding-House im Blick behalten. An manchen Tagen kommen mehrfach Streifenwagen vorbei. Auch ein Notfallplan bei Konflikten ist ausgearbeitet.
Rektor Wesselmann hat angeordnet, den Schulhof zum Boarding-House hin während der Pausen und für die Nachmittagsbetreuung abzusperren. Denn einige Kinder würden die Bewohner gezielt provozieren: „Sie schreien Schimpfwörter hinüber oder werfen mit Steinchen.“ Abstand soll das Konfliktpotenzial minimieren.
Rödermark: Stadt weist Vorwürfe der Eltern zum Boarding House zurück
Tragen am Ende Stadt und Kreis eine Mitschuld, weil sie Menschen, die ihre Wohnung verloren haben oder rausgeflogen sind, im Boarding-House einweisen? Dieser Vorwurf kommt von Eltern und Schule. Rödermarks Sozialdezernentin Andrea Schülner weist ihn zurück: „Seit 2018 gibt es keine Einweisungen der Behörden mehr.“ Wer im Boarding-House einziehe, schließe einen individuellen Mietvertrag mit dem Immobilienbesitzer.
Allerdings habe dieses finanziell schwache Klientel Anspruch auf Wohngeld und andere Sozialleistungen. Die können die Behörden ihnen nicht verweigern, wenn sie herumpöbeln oder Konflikte untereinander mit dem Messer austragen. (Michael Löw)