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Rödermark: Bücherturm zum kulturellen Treffpunkt gemacht

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Von: Michael Löw

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Blumen für die langjährige Chefin im Bücherturm und ihre Nachfolgerin: Erste Stadträtin Andrea Schülner verabschiedete Brigitte Stenske, Bürgermeister Jörg Rotter hieß ihre Nachfolgerin Lisa Schmitt willkommen.
Rödermark: Blumen für die langjährige Chefin im Bücherturm und ihre Nachfolgerin: Erste Stadträtin Andrea Schülner verabschiedete Brigitte Stenske, Bürgermeister Jörg Rotter hieß ihre Nachfolgerin Lisa Schmitt willkommen. © Michael Löw

Im Bücherturm Rödermark ist eine Ära zu Ende gegangen: Vor 30 Jahren wurde er eingeweiht. Vor 29 Jahren begann Brigitte Stenske ihre Arbeit dort, 15 Jahre war sie Leiterin. Ende 2021 ist sie in den Ruhestand gegangen. Ihre Nachfolge hat die 26 Jahre alte Bibliothekarin Lisa Schmitt angetreten. Für sie ist es die erste Anstellung nach ihrem Studium für Bibliotheks- und Informationsmanagement in Hamburg.

Rödermark - Öffentlich vollzogen wurde der Stab- und Generationswechsel vor ein paar Tagen. Bürgermeister Jörg Rotter dankte Brigitte Stenske für ihr Engagement, das über das normale Maß weit hinausgegangen sei. Die Stadtbücherei sei der Diplom-Bibliothekarin stets eine Herzensangelegenheit gewesen, sie habe maßgeblichen Anteil an einer „imposanten Entwicklung“.

Unter Brigitte Stenskes Leitung – und vom damaligen Bürgermeister Alfons Maurer stets gefördert – nahm die städtische Bibliothek einen Weg „von der Bücherei zum Medienzentrum“. Lesungen, Ausstellungen, Vorträgen, Konzerten und Veranstaltungen für und mit Kindern machten sie zu einem „kulturellen Treffpunkt“. Rotter erinnerte auch an die Kooperation mit den Schulen, vor allem mit der benachbarten Trinkbornschule, die Stenske stets ein besonderes Anliegen gewesen sei.

Als die Stadt 1992 den Bücherturm im Herzen von Ober-Roden baute, stellte sie mit Brigitte Stenske und Bernhard Nowak zwei hauptamtliche Bibliothekare ein. Bis Ende 2006 blieb Adam Müller ehrenamtlicher Leiter mit Profis an seiner Seite, dann rückte Stenske an die Spitze.

Adam Müller hatte als nach dem Zweiten Weltkrieg begonnen, die katholische Bücherei in Ober-Roden, die von den Nazis geschlossen worden war, wieder aufzubauen. 1976 unterschrieben die Stadt Rödermark und die katholische Pfarrgemeinde St. Nazarius einen Kooperationsvertrag zur Einrichtung einer gemeinsamen Bücherei. Diese wurde ein Jahr später im Rathaus als „Öffentliche Bücherei Ober-Roden“ eröffnet. Die Stadt stellte die Räume, von Seiten der Kirchengemeinde wurden die Helferinnen und Helfer sowie Adam Müller als deren Leiter eingesetzt. Für 71 Jahre ehrenamtliches Engagement wurde er 2019 vom Bistum Mainz und der Stadt geehrt. Brigitte Stenske hatte also ein großes Erbe angetreten.

Sie habe „ein tolles Erbe und eine sehr schöne Bibliothek übernommen“ lobte Lisa Schmitt ihre Vorgängerin. Im Verhältnis zur Größe des Etats sei die Stadtbücherei „hervorragend aufgestellt“. Dank der Unterstützung durch Brigitte Stenske und Bernhard Nowak während einer dreimonatigen Übergangsphase, in der sie als Aushilfskraft eingestellt war, sei sie in Rödermark und im Bücherturm angekommen: „Das hat perfekt gepasst.“

Sobald die Corona-Einschränkungen aufgehoben sind, will Lisa Schmitt durchstarten. Die Kelkheimerin orientiert sich an den skandinavischen Ländern, wo die Bibliotheken einen höheren Stellenwert als bei uns hätten, wo sie erster Anlaufpunkt zum Recherchieren von Medien seien und wo die Menschen, vor allem auch junge Leute, viel Zeit verbrächten. Sie kann sich vorstellen, eine Gaming-Ecke einzurichten, „um die Jugendlichen wieder reinzuholen, die uns durch die Pandemie verloren gegangen sind“. Auch für Bewerbungstrainings könnte der Bücherturm ihrer Ansicht nach ein geeigneter Ort sein. Die Reihe der Lesungen müsse nach Corona wieder aufgenommen und auch das Bilderbuchkino wieder ins Programm genommen werden. Wichtig ist Lisa Schmitt auch die soziale Funktion einer Bibliothek, ihr Potenzial, einen Beitrag zu mehr Chancengleichheit und zur Unterstützung benachteiligter Menschen zu leisten. Sie vertrete die „inklusive Bibliothek“ – Thema ihrer Bachelorarbeit –, die sich auch an den Bedürfnissen gehandicapter Zielgruppen orientiere.  (Michael Löw)

Lisa Schmitt will Kinder und Jugendliche zurück in die Bibliothek holen – nicht nur mit Bilderbüchern.
Rödermark: Lisa Schmitt will Kinder und Jugendliche zurück in die Bibliothek holen – nicht nur mit Bilderbüchern. © Michael Löw

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