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Rödermark: Der grüne Schein trügt

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Von: Michael Löw

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Der Schein trügt: Die Pestalozzistraße in Urberach sieht auf den ersten Blick ziemlich grün aus. Doch 18 der einst 60 Bäume sind so krank oder vertrocknet, dass die Stadt sie noch dieses Jahr fällen lassen muss.
Der Schein trügt: Die Pestalozzistraße in Urberach sieht auf den ersten Blick ziemlich grün aus. Doch 18 der einst 60 Bäume sind so krank oder vertrocknet, dass die Stadt sie noch dieses Jahr fällen lassen muss. © Löw

Die Pestalozzistraße ist ein Baumfriedhof, klagt ein Leser. In ganz Rödermark müssen viele Bäume gefällt werden, doch Ersatz wird nicht so schnell gepflanzt. Ein neuer Baum kostet inklusive Pflege bis zu 5 000 Euro.

Rödermark – Unserem Leser Oskar Rembow ist"s in der Pestalozzistraße aufgefallen. Viele Bäume am Fahrbahnrand darben vor sich hin oder sind tot. Rembow schätzt, dass ein Drittel hochgradig beschädigt ist. Das ist jedoch nicht nur im Urberacher Süden so. Um das innerstädtische Grün, das Sauerstoff produziert und Staub aus der Luft filtert, sieht"s generell schlecht aus.

„In den vergangenen neun Jahren mussten 610 Bäume im Stadtgebiet gefällt werden“, zog Bürgermeister Jörg Rotter gegenüber unserer Zeitung eine ernüchternde Bilanz. Und die Motorsägen dröhnen weiter: Im Herbst stehen weitere 41 Fällungen an – davon alleine 18 in der Pestalozzistraße. Wo nach städtischer Rechnung ohnehin schon 28 Bäume fehlen.

Das große Baumverschwinden hat eine ganze Reihe von Ursachen. Hitze und Trockenheit setzen heimischen Arten extrem zu, der Klimawandel lässt Stürme häufiger und heftiger werden. Auch Sünden der Vergangenheit rächen sich: Manche Baumstandorte wurden so schlecht gewählt, dass nicht genug Wasser und Nährstoffe zu den Wurzeln dringen.

Auf Spielplätzen oder Friedhöfen müssen Bäume gefällt werden, deren Äste herabstürzen können. Betroffen sind Bäume entlang der Rodau oder an Spielplätzen in Waldnähe. Und ab und an stehen sogar im schwarz-grün regierten Rödermark Bäume im Weg, wenn Straßen umgebaut werden.

89 000 Euro stehen der Stadt dieses Jahr für Baumpflege und Nachpflanzungen zur Verfügung, immerhin 27 000 Euro mehr als 2021. Für neue Bäume bleiben indes nur 34 000 Euro übrig. Das reicht nach Auskunft des Bürgermeisters, um 34 Setzling in die Erde zu bringen. „Betrachtet man diese Kosten, ist es allerdings nicht damit getan, einfach einen Baum zu kaufen und ihn zu pflanzen“, sagt Rotter. Neue Bäume müssen mindestens drei Jahre intensiv gepflegt und gewässert werden. Immer trockenere Sommer verlängern diese kritische Phase auf fünf Jahre. An besonders problematischen Standorten muss die Stadt dann bis zu 5 000 Euro pro Baum einkalkulieren. Als unproblematisch gelten derzeit ganze 34 von 276 Standorten. Die Stadt muss also fast überall tief in die Erde gehen, um Pflanzinseln so zu gestalten, dass Bäume dort auf Dauer (über)-leben können.

Für Investitionen in neue Baumstandorte sind fürs nächste Jahr 100 000 Euro – zusätzlich zu den 122 000 Euro für die laufende Pflege und Erneuerung – vorgesehen. (Michael Löw)

Eine von vielen Baumleichen in Urberach.
Eine von vielen Baumleichen in Urberach. © Löw
Der Verkehr rauscht durch die Pestalozzistraße, die Blätter dagegen rauschen am vielen Stellen nicht mehr im Wind.
Der Verkehr rauscht durch die Pestalozzistraße, die Blätter dagegen rauschen am vielen Stellen nicht mehr im Wind. © Löw

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