Rödermark: Doppelte Weihnachtsvorfreude

Corona-Not macht erfindungsreich. Der Musikverein Viktoria 08 Ober-Roden präsentiert 53. Weihnachtskonzert kürzer, aber dafür in zweifacher Ausführung in der Kulturhalle Rödermark.
Rödermark - Wer bis Sonntagnachmittag noch keine Zeit für vorweihnachtliche Stimmung hatte, der hatte beim 53. Festkonzert des Musikvereins Viktoria Ober-Roden Gelegenheit dazu. Es war – wie erwartet – nicht das rot-goldene Glitzer-Flair mit viel romantischem Gefühlsüberschuss von Jingle Bells bis White Christmas.
Dirigent Dieter Weis und sein Orchester präsentierten eine Mischung eher wenig bekannter, mehr klassischer Stücke mit Bezug zum Christfest. Selbst die bekannten Weisen wie etwa das von Johann Sebastian Bach komponierte und von Alfred Reed bearbeitete „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ waren nicht die eingängigen Harmonien, sondern Werke, denen man aufmerksam zuhörte, weil sie neu und spannend erschienen. Beim Bach-Stück war das eine vom tiefen Blech getragene Choralmelodie, die von den Holzbläsern umspielt wurde. Doch nicht nur Bläser gestalteten das Festtags-Programm, sondern auch ein E-Piano und weihnachtsbedingt besonders gefragtes Schlagwerk wie Glockenspiele, Xylophone oder Schellenstäbe – da klingelte und bimmelte es sehr weihnachtlich aus der letzten Orchesterreihe.
Im ersten Corona-Winter musste das Weihnachtskonzert des MVV 08 ganz ausfallen, in diesem Jahr fand es in einer abgespeckten, aber dafür doppelt präsentierten Version statt, wie schon seit Jahren stilvoll moderiert von Norbert Rink. Stille, leise Stücke, die aus einem Gedicht entstanden und etwa poetische Fragen beinhalten, die einfach nicht zu beantworten sind, wechselten aufs Ende zu mit bodenständig Weltlichem wie etwa der „Fairy Tale of New York“ oder der derzeit wieder überall im Fernsehen viel (Schaden-)Freude verbreitenden Komödie „Kevin allein zuhaus“. Das waren schwungvolle Klänge, die die einzelnen Instrumentengruppen und durchaus auch den Dirigenten wieder in Hochform versetzten. Viele Solisten kamen kurzzeitig zu besonderer Beachtung, doch wie immer galt auch diesmal: Die Betonung liegt auf dem Orchester als Ganzes.
Typisch weihnachtlich wurde es schließlich bei der Zugabe, dem Medley, das dann spätestens für erste Rührung sorgte. Der Dank dafür waren stehender Beifall und ein Publikum, das eigentlich nicht heimgehen wollte, sondern gerne noch mehr davon in sich aufgesaugt hätte. Doch das verbot sich nicht nur corona-bedingt, sondern auch durch die kurz danach beginnende zweite Vorstellung.
Das Doppelkonzert mit einem gestrafften, pausenfreien Programm sollte wenigstens einen kleinen Ausgleich zu den sehr eingeschränkten derzeitigen Belegzahlen der Kulturhalle schaffen und die Zuhörer etwas entschädigen für ein musikalisch recht karges Jahr.
Welch guten Ruf das große Blasorchester unter seinem langjährigen Dirigenten Dieter Weis genießt, zeigten auch die gut gefüllten Sponsorenseiten, gleich hinter dem notgedrungen eher kurzen Jahresrückblick des Vereins. Nun hoffen Musikerinnen und Musiker ebenso wie alle Zuhörer wohl auf ein großes, gemeinsames 54. Weihnachtskonzert im kommenden Advent. (Christine Ziesecke)
