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Rödermark: „Ein wunderschöner Tag“

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23 Erwachsene und elf Kinder nahmen ihre Einbürgerungsurkunde am Tag des Grundgesetzes persönlich entgegen.
23 Erwachsene und elf Kinder nahmen ihre Einbürgerungsurkunde am Tag des Grundgesetzes persönlich entgegen. © Ziesecke

Die Einbürgerungsfeier am Tag des Grundgesetzes ist ausländischen Rödermärkern, die einen deutschen Pass bekommen haben, überaus wichtig.

Rödermark - Wo andere Länder überlegen, ob man neu Eingebürgerte regelmäßig mit einem Festakt feiern sollte, ist das in Rödermark längst üblich. Auch am Dienstagabend quoll die Kelterscheune fast über. Zwar kamen viele Gäste aus den Reihen von Politik und Vereinsgesellschaft, aber sie zeigen mit ihrer Anwesenheit den „Neuen“ auch bewusst ihre Bürgernähe.

Ein kleines Orchester des Musikvereins 03 Ober-Roden und die Europasonggruppe der Nell-Breuning-Schule hießen die neu Eingebürgerten willkommen.

Seit Zeit Januar 2020 haben 218 Rödermärker die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten, davon 37 Kinder unter zehn Jahren. Sie hatten ursprünglich 41 Nationalitäten – bei derzeit rund 195 Ländern auf dieser Erde entspricht das rund 20 Prozent. 23 Erwachsene und elf Kinder aus diesem Kreis nahmen am Festakt teil.

„Wir haben kulturelle Unterschiede, aber wir werden durch eine Verfassung zusammengehalten“, betonte Stadtverordnetenvorsteher Sven Sulzmann die einigende Klammer des Grundgesetzes. „Seine Würde hat der Mensch von Geburt an; die muss er sich nicht erwerben oder erkaufen. Sie sind Bürger eines Landes geworden, das zu den anerkanntesten der ganzen Welt zählt, und Sie leben in einer Stadt, die Sie willkommen heißt!“

Stephan Brockmann, Leiter der Stabstelle Vielfalt und Teilhabe, rief in Gruppen alle Neubürger auf die Bühne. Von der Integrationsbeauftragten Isabel Martiner bekamen sie eine Rose, von Bürgermeister Jörg Rotter eine Ausgabe der deutschen Verfassung.

Für viele neue Bundesbürger war die Zeremonie der Abschluss einer langen Zeit des Vorbereitens und Wartens; nun wirkten sie alle erleichtert und entspannt „Es ist eine schöne Feier. Früher war das ganz anders“, erinnert sich der Unternehmer und KSV-Vorsitzende Mustafa Basak-Richter. Die Einbürgerung hat ihn emotional sehr berührt: „Als ich 1990 eingebürgert wurde, war es noch unpersönlich und außerordentlich umständlich. Wegen jedem einzelnen Papier musste ich zum Beispiel von Kassel nach Frankfurt fahren, die Türkei hat es uns damals extrem schwer gemacht, uns hier einzubürgern, und am Ende hat einem niemand gratuliert. Aber ich erinnere mich gut: An diesem Abend habe ich mich richtig betrunken vor Freude, dass ich es geschafft hatte. Ich wollte nie zwei Staatsbürgerschaften und bin auch absolut dagegen. Denn wer hier lebt, sollte nicht für die Menschen in der Türkei mitbestimmen dürfen.“

Überglücklich war auch der 47-jährige Mohammad Nizar. Der aus Syrien kommende Palästinenser feierte an diesem Abend mit seinen drei Kindern Hüsien, Maria und Kinda (14, 9 und 4 Jahre) seine Einbürgerung im August letzten Jahres nach. Seine Frau steckt noch in der Vorbereitung ihrer Einbürgerung, „ich hoffe, in drei, vier Monaten wird sie es auch schaffen.“

Nachdem die Familie gemeinsam 2015 nach Deutschland gekommen war, besuchte Mohammad Nizar erst zehn Monate lang eine Sprachschule, dann klappte es rasch auf dem Arbeitsmarkt. Nach einer viermonatigen Vorbereitungsmaßnahme fand er eine Stelle in einer Leihfirma, wurde aber schon nach zehn Monaten von der Firma, für die er arbeitete, fest übernommen. Mehrere Monate hat das Jobcenter seine Vorbereitung aufs Arbeitsleben bezahlt. Jetzt verdient er sein Geld in einer Maintaler Baumaschinenfirma.

Sein Leben läuft gut, erzählt Mohammad Nizar. Seine Kinder sind im Kindergarten, in der Trinkborn- und der Nell-Breuning-Schule.

„Für mich ist das heute ein wunderschöner Tag, und wir sind hier sehr gut aufgenommen worden. Die Zusammenarbeit mit Frau Martiner war sehr gut und wir wohnen sehr zufrieden in der Elisabethenstraße. Rödermark spielt in meinem Leben eine große Rolle; hier hat uns jeder sehr geholfen, etwa auch die Damen auf dem Standesamt.“ (Christine Ziesecke)

Mohammad Nizar
Mohammad Nizar © -

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