Rödermark: Eine Turnhalle voller Spenden

Hunderte von Rödermärkern bringen Medikamente, Kleidung und Lebensmittel zum KSV-Heim, um Kriegsopfern in der Ukraine zu helfen. Ein 40-Tonner startet morgen Richtung Osten.
Rödermark – Das hat Rödermark wohl noch nicht erlebt: Die spontan ins Leben gerufene Spendenaktion für Menschen in der Ukraine hat ein bewegendes und beispielloses Echo ausgelöst. Während der Spendenannahme am KSV-Heim ging rund um die Turngartenstraße nichts mehr; Hunderte von Autos bahnten sich den Weg zur Halle, um Kisten, Pakete, Paletten, Decken und vieles mehr abzuliefern. Von den Allerjüngsten, die stolz ihre Päckchen den Helferinnen und Helfern überwiegend des KSV Urberach gaben, bis zu Kleintransportern, die ganze Paletten an Wasser oder haltbaren Lebensmitteln ausluden, war alles vertreten. Und alles klappte; jedem wurde geholfen, und sei es mit einer Sackkarre. Die erleichterte jenen den Transport, die ihre Autos weiter weg parken mussten.
Organisieren, mobilisieren, handeln: Das waren die ersten Schritte des KSV-Vorsitzenden Mustafa Basak, seines Stellvertreters Michael Wernert und der Stadt Rödermark. Und sie hatten dafür die bestmögliche Unterstützung. Bei Bürgermeister Jörg Rotter hatte Michael Hauser, der Geschäftsführer des Rhein-Main-Frachtenkontors in der Carl-Zeiss-Straße, seine Hilfe in Form von Lkw und Kontakten nach Osteuropa angeboten.
„Zwei 40-Tonner mit je 90 Kubikmeter und 13,6 Meter Ladefläche stehen bereit. Einer für Rodgau, einer für Rödermark, und wenn’s knapp wird, haben wir auch noch einen dritten aus Frankfurt zur Verfügung“, berichtet der Spediteur, der mit seiner Frau Melanie und seinem Geschäftskollegen Volker Weber auch die Sammelaktion der Spenden begleitete.
Gestern Mittag wurde bepackt, am Freitag geht’s los. „Wir fahren über Österreich und Ungarn bis zur ukrainischen Grenze, wo wir das gesamte Spendengut an ein Partnerunternehmen übergeben, das versucht, die Sachen nach Kiew, Kherson oder Charkiw zu bringen“ erläuterte Hauser – jenes Charkiw, wo genau zu der Zeit, als beim KSV Hochbetrieb herrschte, russische Raketen in Umspannwerke einschlugen.
Was sich in Urberach tat, war wirklich beispiellos. Vom Bürgermeister, der ganze Ladungen an Babynahrung aus seinem Auto auslud und anschließend zwei Stunden mit anpackte, bis zu quasi beiläufigen Organisieren durch Mustafa Basak und seine vielen Helfer: „Bei der Firma Szamatulski steht eine ganze Palette Desinfektionsmittel. Könnt ihr das direkt dort abholen?“ Natürlich, auch das ging. Besonders gefragt waren Medikamente und Verbandsmaterial und sicher auch die vielen Windelpakete für Groß und Klein, die die Chefin der Caritas-Sozialstation Julia Baumgärtl vorbeibrachte. Ob Kolpingsfamilie, Sanitätshaus oder Privatmann: Ganz Rödermark war auf den Beinen, so schien es. Und mitten drin halfen tief bewegt Vitalii Hirckak und seine Kinder, die die Menschen am Sonntag mit seinen Worten bei der Mahnwache so angerührt hatten.
Bilder, die Mut machen, dass auch jene Menschen, die in absehbarer Zeit in Rödermark Zuflucht suchen, hier mit offenen Armen aufgenommen werden – so wie es Bürgermeister Rotter ebenfalls am Sonntagabend gesagt hatte: „Wir stehen hier, weil Menschen in diesen Tagen zusammenrücken. Rödermark stands with Ukraine!“ (Christine Ziesecke)

