1. Startseite
  2. Region
  3. Rödermark

Rödermark: Erster Stein im Ortskern-Mosaik

Erstellt:

Von: Michael Löw

Kommentare

Zwischen Volksbank und Rathaus wartet das „Jägerhaus“ seit Jahren auf eine zukunftsfähige Nutzung. Die Stadt hatte es 2012 gekauft, damit die Volksbank es nicht abreißt und Parkplätze baut.
Zwischen Volksbank und Rathaus wartet das „Jägerhaus“ seit Jahren auf eine zukunftsfähige Nutzung. Die Stadt hatte es 2012 gekauft, damit die Volksbank es nicht abreißt und Parkplätze baut. © Michael Löw

Das „Jägerhaus“, von Kritikern gern als Schrottimmobilie verspottet, könnte die Initialzündung für die Ortskern-Sanierung werden. Die Stadt Rödermark sucht einen Investor für den markanten Klinkerbau und verspricht ihm viele Freiheiten beim Umbau. .

Rödermark - Spitzgiebeloptik, Fliesenfassade und Erkerschmuck heben das „Jägerhaus“ an der Ecke von Dieburger und Trinkbrunnenstraße aus seiner Umgebung hervor. Die Stadt hatte den auffälligen Bau südlich des Rathauses 2012 für 169 000 Euro gekauft und überlegte lange, was sie mit ihm anfangen kann. Denn sie hatte zugegriffen, damit die Volksbank das „Jägerhaus“ nicht abreißt und das Grundstück zum Parkplatz ihrer Hauptzweigstelle macht.

Momentan ist es eine Mischung aus Archäologie-Werkstatt und Lager. In einigen Räumen arbeitet die Stipendiatin Aika Diesch die Funde von Professor Egon Schallmayer vom Kirchhügel wissenschaftlich auf. Aus der Garage heraus verkauft ein Freundeskreis donnerstags beim „Rodaumarkt“ Wein.

Im Februar 2021 gab das Stadtparlament Bürgermeister Jörg Rotter einstimmig grünes Licht, es weiterzuverkaufen, damit die Ortskernsanierung voranbringt. Dieser Rolle kann es nur mit Investitionen von 1,5 Millionen Euro gerecht werden. Ob diese Summe heute noch ausreicht, ist ungewiss. Daher sucht die Stadt einen Käufer, der außer einer Portion Herzblut auch Geld mitbringt.

Im Gegenzug garantiert sie dem Investor viel Gestaltungsspielraum. Denn festgelegt ist per Ausschreibung lediglich, dass ein gastronomischer Betrieb einziehen soll – mit der Perspektive, die Gäste auch im Freien bewirten zu können. Wie dieses Ziel erreicht wird – kombiniert mit „vorzugsweise Wohnnutzung in den Obergeschossen“ – ist weitgehend Verhandlungssache. Kauf oder Erbpacht, Bewahrung eines Teilstücks der historischen Hülle oder gar der lange Zeit ausgeschlossene Komplettabriss: mehrere Optionen stehen zur Wahl.

Das besagt ein Infotext zur Zukunft des „Jägerhauses“, den die Stadtverwaltung in der Hessischen Ausschreibungsdatenbank (HAD) veröffentlicht hat. Entscheidet sich der Investor für die Abriss-Variante, so hat der moderne Nachfolger die „charakteristischen Elemente des Bestandsgebäudes aufzunehmen (Gebäudehöhe, Dachform, Giebel). Zudem sollte der Neubau eine Fliesenfassade erhalten. Die Wiederverwendung der originalen Fliesen ist anzustreben“, fordern die kommunalen Betriebe, unter deren Regie das Projekt angeschoben wird.

Bis zum 3. Juli können Interessenten ihre Unterlagen einreichen. Anschließend erfolgt eine Auswahl von maximal fünf Bietern, die zur detaillierten Präsentation ihrer Konzeption eingeladen werden. Schon im Herbst heißt es: „Submission“, dann kommt es zur finalen Begutachtung und zum Zuschlag für den künftigen Macher. Sobald die der Baugenehmigung da ist, muss der Investor – so die Vorgabe der Kommune – seine Pläne in einem Zeitraum von eineinhalb Jahren umsetzen.

Für Bürgermeister Jörg Rotter steht der städtebauliche Wert des Vorhabens außer Frage. „Eingebettet in all die vielen Mosaiksteine der Ober-Röder Ortskern-Sanierung, ist die Verwirklichung der angepeilten ,Jägerhaus’-Gastronomie von großer Bedeutung. Wir werden uns als Stadt sehr sensibel und zugleich zielstrebig mit diesem Thema beschäftigen. Ich hoffe auf gute Resonanz auf die Ausschreibung, denn die Liegenschaft Dieburger Straße 21 verdient Beachtung und Engagement.“

Wer sich näher über dieses herausfordende Projekt informieren möchte, klickt im Internet auf www.had.de oder kontaktiert Dr. Ludwig Schwab, den Leiter der Fachabteilung Gebäudewirtschaft unter dem Dach der Kommunalen Betriebe. Im Rathaus Ober-Roden lautet seine E-Mail-Adresse: ludwig.schwab@roedermark.de. (Michael Löw)

Die Funde von Professor Egon Schallmayer, die im „Jägerhaus“ wissenschaftlich dokumentiert werden, brauchen vielleicht bald eine neue Heimat.
Die Funde von Professor Egon Schallmayer, die im „Jägerhaus“ wissenschaftlich dokumentiert werden, brauchen vielleicht bald eine neue Heimat. © Michael Löw

Auch interessant

Kommentare