Familienstreit ums Kerbklaad

Ober-Roden – Die Geschichte ist ganz lebensnah: ‘S Lisbethsche will ein schönes Kerbkleid, der Vater natürlich nicht, die Mutter steht zwischen allen Fronten, die Tante kommt zur Unterstützung, und der Bruder kommentiert mit flotten Sprüchen. So etwa lässt sich die Neuauflage des wieder aufgenommenen Kerbtheaters zusammenfassen, das am Freitag beim Mundartabend im Dinjerhof in teilweise neuer Besetzung wieder aufersteht.
Das Original wurde von Adam Reisert geschrieben und schon 1987 das erste Mal bei der Ober-Röder Kerb aufgeführt, und Regisseurin Gerdi Ziegler gesteht nach dem Anschauen einer inzwischen bearbeiteten DVD von einst: „Ich bin von uns damals total begeistert“ (sie spielte einst selbst die Rolle der Tochter). Damals war viel Ortspolitik mit eingebracht worden, das Stück spielt vor dem Zweiten Weltkrieg und natürlich mitten in Ober-Roden.
Idee aus dem Jahr 2014
Von Gerdi Ziegler kam im Jahr 2014 die Idee, das Kerbtheater wiederzubeleben, nachdem die Kerbburschen sie seit Jahren so bedrängt hatten: „Ihr habt früher immer so schönes Kerbtheater gespielt…“ Sie hat sich für diese wichtige Aufgabe noch Norbert Köhler mit ins Boot geholt: „Aber wir wollen uns zurückhalten – wir haben nur die Gesamtverantwortung!“ Um nicht auf fehlendes Hintergrundwissen zu stoßen, sondern die insgesamt fünf Stücke zeitübergreifend und neutral zu gestalten, hat der Kerbredenschreiber zum besseren Verständnis den Text leicht aktualisiert.
Fünf Familienmitglieder stehen auch diesmal in der Neuauflage der Neuauflage, im Mittelpunkt: die Mutter (Gabi Reisert), der Vater (nach dem Tod von Norbert Hitzel nun übernommen von Peter Murmann), Tochter Lisbeth (Sandy Reisert) und Tante Babett (Pamela Strauch). Dazu kommt seit der jüngsten Neuaufführung Lisbeths Bruder Lui alias Patrick Wolf, der mit seinen frechen Sprüchen den Familienstreit zusätzlich befeuert.
Fleißig geprobt wird bereits etwa seit Mai; einige „Übersetzungen“ kommen zu Beginn der Geschichte, die in einer knappen halben Stunde erzählt und gespielt ist und so wunderbare Wahrheiten enthält wie etwa: „Owerräder Fieß un’ Frankforter Schickelsche, des tut nit gut!“
Viel Spaß bei den Proben
Und das Schöne daran: Das neue alte Werk ist nun als eine regelmäßige Wiederholung angelegt, da ist sich das Regieteam mit Monika Weiland, Gerdi Ziegler und Norbert Köhler sicher. Das zweite Stück wird wie einst „Der Borsch aus Orwisch“ sein, und derzeit fließt am Schreibtisch auch schon „mehr Inhalt aus Norberts Kopf“ ins fünfte Stück.
Die Proben jedenfalls sind schon sehr vergnüglich, im Gegensatz zur Erstaufführung 1987: „Der Adam Reisert war sehr streng mit uns. Die damalige ‚Tante’ Edith Wölfel, seine Nichte, hat er mal bös angefahren, und ich selber hab auch mein Fett angekriegt“, erinnert sich Gerdi Ziegler lächelnd.
„’S Kerbklaad“, Kerbtheater wird am Kerbfreitag, am 23. September etwa ab 20.30 Uhr im Dinjerhof aufgeführt; darum herum gibt’s dazu noch reichlich Heimatliches von Karli Huß, Thomas Müller und natürlich Norbert Köhler. (chz)