Rödermark: Feuerwehr kann wieder hoch hinaus

Das neue Hubrettungsfahrzeug der Rödermärker Feuerwehr kostet mehr als 900 000 Euro. Dank seiner Hinterrad-Lenkung ist der 16-Tonner wendig wie ein Jagdhund.
Rödermark – Etwas mehr als zwei Jahre ist es her, dass die Rödermärker Feuerwehr ihr Hubrettungsfahrzeug ausmustern musste. Nicht einmal 15 000 Kilometer hatte es nach fast 400 Einsätzen auf dem Tacho. Doch die Steuerungselektronik für den Teleskopmast war kaputt, Original-Ersatzteile gab es für das 1997 in Dienst gestellte Fahrzeug nicht mehr, und für die Zuverlässigkeit von Fremdprodukten wollte der Hersteller keine Garantie übernehmen. Also schickte Stadtbrandinspektor Herbert Weber den „TM“ in den Zwangsruhestand.
Sein Nachfolger trägt den weit umständlicheren Namen DL(A)K 23-12 und steht seit 15. Januar im Feuerwehrstützpunkt in der Kapellenstraße. Der 16-Tonner hat 300 PS und schafft 100 Stundenkilometer. Im Feuerwehralltag sind andere Werte wichtiger: Der Rettungskorb lässt sich senkrecht 30 Meter beziehungsweise 23 Meter bei einem Seitenabstand von 12 Metern nach oben fahren – was die Zahlenkombination 23-12 im Namen erklärt. Basis ist ein Mercedes-Fahrgestell. Die Praktiker der Feuerwehr haben Wert auf eine vergleichsweise schmale Karosserie gelegt, damit sie in engen Innerortstraßen so dicht wie möglich an ein Gebäude herankommen. Lenkbare Hinterräder steigern die Manövrierfähigkeit enorm.
An der Spitze der Leiter ist ein Rettungskorb mit 500 Kilo Nutzlast befestigt, fast doppelt soviel wie beim Vorgänger. Rechnet man zwei Feuerwehrleute, die mit Vollausrüstung jeweils 100 Kilo wiegen, bleibt noch reichlich Luft für gerettete Brandopfer oder medizinische Notfälle, die auf einer Trage nach unten gebracht werden.
Ein Wasserwerfer schießt pro Minute 2 000 Liter in die Flammen, die die Feuerwehrleute dank eines Gelenks in der Leiter auch hinter Dachgauben oder ähnlichen Hindernissen löschen können.
Als Zusatzausstattung hat Stadtbrandinspektor Weber Geräte zur Rettung von Menschen aus Höhen, Gruben und Schächten, Belüfter, Werkzeuge zum Öffnen und Türen und Fensters sowie Abseilgeräte bestellt. Alles in allem kostete der DL(A)K 23-12 930 000 Euro, das Land gab 186 000 Euro Zuschuss.
Die Feuerwehr ist der Politik aber nicht nur des Geldes wegen dankbar. Sondern auch, weil sie schnell gehandelt hat: Im Januar 2021 wurde der Schaden festgestellt, vier Monate später war klar, dass die Steuerung nicht ausgetauscht werden kann. Die Ober-Röder Feuerwehrspitze überzeugte Magistrat und Parlament in kurzen Gesprächen davon, dass ein neues Fahrzeug nötig ist, und auch die Landesregierung stimmte dem eigentlich erst 2025 vorgesehenen Kauf schnell zu.
Im Frühjahr 2022 vergab die Stadt den Auftrag an die Firma Rosenberger (Karlsruhe). Der (Um)-Bau dauerte sechs Monate, im November begann die Rödermärker Feuerwehr mit der Ausbildung beim Hersteller und auf dem eigenen Gelände. Mittlerweile sind 55 Einsatzkräfte auf dem DL(A)K 23-12 geschult.
Seinen ersten Einsatz hatte der Neuling einen Tag nach der Indienststellung: zum Glück nur ein Fehlalarm im Parkhotel, wo Hunderte von Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine leben.
Zwei Jahre lang musste Stadtbrandinspektor Weber bei entsprechenden Alarmen die Drehleitern aus Nieder-Roden und Dietzenbach anfordern: „Schön, dass man gute Nachbarn hat. Bei all diesen Einsätzen konnten wir uns auf sie verlassen“, schickt Rödermarks Feuerwehrchef ein dickes Dankeschön in die Nachbarschaft. (Michael Löw)

