Friedensbewegung im Härtetest

Aufwühlende Diskussion zum Krieg in der Ukraine
Ein Diskussionsabend der Anderen Liste / Die Grünen (AL) zum Angriffskrieg auf die Ukraine hat den Versuch unternommen, Friedenswege aufzuzeigen und Mut zu machen.
Rödermark – Zahlreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnte die AL-Vorsitzende Sandra Jäger im Mehrzweckraum der Halle Urberach begrüßen. Doch die Stimmung war gedrückt, und auch die Regenbogenfahne, die schon vor 41 Jahren bei der großen Friedensdemonstration im Bonner Hofgarten von der Rödermärker Friedensinitiative mitgeführt wurde, hing verblasst und etwas zerfetzt an der weißen Wand.
„Die Bilder des Krieges erschüttern uns alle und bringen so manche Grundfesten ins Wanken“, stellte Moderator Wolfgang Geiken-Weigt gleich zu Beginn fest. „Auch wenn wir immer wieder militärische Lösungen und die militärische Logik hinterfragen, sind wir keine „fünfte Kolonne Moskaus“ und auch nicht Putins nützliche Idioten. Wir sind im höchsten Grade besorgt. Viele sind dabei, ihre Meinung zu friedenserhaltenden Maßnahmen zu korrigieren.“
„Hochrüstung nützt niemand“, so der Bundessprecher der Deutschen Friedensgesellschaft, Thomas Carl Schwoerer. Dies sei altes Denken. Waffenlieferungen würden den Krieg nur in die Länge ziehen. Die russische Übermacht sei zu groß und es müsse alles dafür getan werden, eine weitere Eskalation bis hin zu einer Beteiligung der Nato zu verhindern.
Auch Co-Referent Felix Hitzel, Student der Philosophie und Geschichte in Frankfurt, plädierte dafür, nicht nur aus dem Affekt zu handeln, sondern immer wieder nachzudenken, welche Folgen die eigenen Handlungen haben können. Die Möglichkeiten der Diplomatie, seien sie auch noch so gering, müssten immer wieder genutzt werden.
Etliche Teilnehmer führten jedoch aus, die Diplomatie, und gerade auch in die atomare Abschreckung, habe versagt. Im Falle einer solchen Aggression, wie sie vom Putin-System an den Tag gelegt werde, müsse man den Bedrängten helfen, insbesondere auch die notwendigen Mittel zur Selbstverteidigung zur Verfügung stellen. Auch gegenüber Hitler hätten alle diplomatischen Möglichkeiten versagt, gewaltfreier Widerstand sei wirkungslos geblieben.
Despoten könnten nur mit Waffengewalt vom weiteren Morden und von weiterer Zerstörung der Städte abgehalten werden. Die Mehrheit der ukrainischen Bevölkerung wolle sich mit Waffen verteidigen, und auch die deutsche Bevölkerung sei überwiegend dafür, eine solche Hilfestellung zu leisten. Deshalb müsse auch Habeck, Baerbock und Hofreiter der Rücken gestärkt werden. Putin müsse zum Verhandeln gezwungen werden, natürlich auch mit wirtschaftlichen Sanktionen.
Auch die Macht der Putin-hörigen Oligarchen müsse weltweit ausgetrocknet werden. Erst wenn Russland vor dem Staatsbankrott stehe, könne man eine Änderung der aggressiven Politik erwarten.
Hiergegen wurde eingewandt, dass man die Balance nicht in Richtung einer Eskalation verlieren dürfe, die letztlich sogar zum Einsatz von Atomwaffen führen könne. Leider sei das Undenkbare jetzt denkbar geworden.
Mit seinem Angriff auf das stillgelegte Atomkraftwerk Tschernobyl gleich zu Beginn des Krieges habe Putin klargemacht, dass er auch diese Karte ziehen könne.
In all dieser Trübnis leuchtete am Ende der respektvollen und wertschätzenden Diskussion doch noch ein Hoffnungsschimmer auf.
Erste Stadträtin Andrea Schülner verwies auf die Kinder in den Kitas, die in beeindruckender Weise vom Friedensgedanken ergriffen sein. Deshalb sei sie überzeugt, dass die Friedensbewegung nicht schwächer, sondern immer stärker und wichtiger werde.