Rödermark: Plätze zum Chillen finden
Einfach abhängen und chillen – für Ältere übersetzt: Rumsitzen, ohne von Erwachsenen genervt zu werden – steht bei Jugendlichen hoch im Kurs. Die Frage ist nur: Wo in Rödermark geht das am Abend?
Rödermark - Die Stadtverordnetenversammlung diskutierte auf eine SPD-Initiative hin einen interfraktionellen Antrag, der drei Spielplätze und einen Bolzplatz auf ihre Tauglichkeit als Freiluft-Jugendtreffs testen soll. Jugendliche und junge Erwachsene kommen derzeit an „wenig einladenden Ecken“ zusammen, stellte SPD-Fraktionsvize Lars Hagenlocher fest: hinter Supermärkten, auf Brachen und ähnlichen Grundstücken. Da seien sie einer Stigmatisierung und Kriminalisierung ausgesetzt. Die Verwaltung soll deshalb die etwas abseits gelegenen Spielplätze Alter Seeweg, Weserstraße und Lerchenberg sowie den Bolzplatz in Waldacker unter die Lupe nehmen.
Dadurch, so Hagenlocher, würden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Rödermärker ab 15 finden Treffpunkte jenseits von Juz und Vereinen. Und sie fühlen sich von der Politik ernstgenommen. Die vier Plätze wurden in der Jugendumfrage 2022/2023 genannt. Sitzmöglichkeiten, Tisch, Dach und/oder Windschutz, Mülleimer und Licht standen weiter auf der Wunschliste. Vor allem aber müsste die Stadt die Öffnungszeiten verlängern und die Nutzung übers Kindesalter hinaus erlauben.
Felix Hitzel (AL/Grüne) lobte ebenfalls die Umfrage: „Jugendliche sehen, dass ihre Teilnahme etwas bewirkt hat. Das schafft Vertrauen.“
„Ich spiele ungern den Miesmacher, aber...“, eröffnete Björn Beicken, Fraktionsvorsitzender der Freien Wähler, den kontroversen Teil der Debatte. Seiner Ansicht nach ist es unrealistisch, dass 15- bis 25-Jährige sich auf bestimmte Plätze drängen lassen. Sie würden ihre (Frei)-Räume suchen und dabei auch Zoff mit Nachbarn oder Behörden riskieren. Beicken warnte davor, die Umfrage zu positiv zu bewerten: Nur 14 Prozent der jungen Rödermärker hätten sich beteiligt.
Der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Gensert sieht die Jugendplätze als eine Zwischenlösung beziehungsweise Ergänzung zum geplanten Neubau des Jugendzentrums am Skaterpark in Urberach: Der bringe das Freigelände, das an der Kulturhalle fehlt. Wasserspiele am Brunnen sorgen bei Personal und Gästen des Restaurants immer wieder für Verdruss.
Jugendplätze und Jugendzentrum sprechen ein unterschiedliches Klientel an, sagte Dr. Rüdiger Werner, der stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion. Daher sei es falsch, wenn sich die CDU nur auf den Juz-Neubau konzentriere. Doch auch eine erweiterte Nutzung der Spiel- und Bolzplätze sei noch keine beschlossene Sache: Bevor die Stadt zu früh Hoffnungen wecke, müsse sie alle denkbaren Probleme ausloten.
Davon gibt es einige, mahnte Bürgermeister Jörg Rotter und verwies auf die Antwort des Magistrats auf eine alte FDP-Anfrage zur Jugendarbeit. Schon damals sei der Bolzplatz rausgefallen, weil der mitten im Wald liegt. Und der Spielplatz am Lerchenberg existiert baurechtlich nicht – sprich: Er ist nicht genehmigt. Vor einer Nutzungsänderung ist also eine Betriebserlaubnis vonnöten. (Michael Löw)