Rödermark: Gesamtkunstwerk Märchen-Musigg

Das Märchenkonzert, mit dem Endlisch Musigg Ende November in Rödermark Hunderte von Kindern und Erwachsenen begeisterte, ist seit dem zweiten Weihnachtsfeiertag auch als Film zu sehen. Und das Interesse ist groß. Bis gestern hatten ihn schon mehr als 840 Fans heruntergeladen, sagte Orchestersprecherin Simone König.
Rödermark - Die Geschichte von Kamar und Badur, die eine abenteuerliche Reise vom Orient ins ferne China unternehmen, wurde eine Woche vor dem Konzert gefilmt. Pascal Jäger und Christoph von Goßler haben die Musigger und ihre Projekte schon mehrmals professionell in Szene gesetzt. Für den guten Ton waren Niels Reckziegel und Sebastian Müller verantwortlich.
Doch nicht nur die bewegten Bilder von Schauspielern, Tänzern und Instrumentalisten sind ein Hingucker: Auch die gemalte Szenerie hinter der Handlung verdient mehr als nur einen flüchtigen Blick. Sie sind ein Werk von Joel Keßler.
Der Dietzenbacher lernte Endlisch Musigg-Mastermind Andreas Zöller an der Nell-Breuning-Schule kennen. „Wir hatten damals schon ein erstes gemeinsames Projekt: Wir arbeiteten beide an unserer Abizeitung. Andreas kümmerte sich um Inhalte, während ich Karikaturen der Lehrer beisteuerte. Wir haben damals schon bemerkt, dass wir gut zusammenarbeiten können“, schildert der heute 41-Jährige die Anfänge.
Nach Abitur und Zivildienst studierte Keßler an der Fachhochschule Mainz Design – mit Fokus auf Illustration und Werbung. 2008 machte er sich als Illustrator und Grafikdesigner selbstständig.
Seit der Schulzeit sind Joel Keßler und Andreas Zöller immer lose in Kontakt geblieben. Der wurde wieder intensiver, als der Dirigent vor ein paar Jahren wegen einiger kleinere Illustrationsaufträge für Endlisch Musigg anfragte. Das erste größere Projekt waren die Bilder für „Hans im Glück“ 2020.
Keßler erläutert, wie aufwendig schon die damalige Märchen-Musigg war: „Ich illustrierte neun großformatige Bilder in Farbe sowie vier kleinformatige Vignetten in Schwarz-Weiß. Die Bilder sind bis auf die Cover-Illustration ausschließlich im Querformat, um eine flexible Nutzung sowohl für das begleitende Buch als auch die Darstellung im Film zu gewährleisten.“
Im Laufe seiner Karriere hat er viele verschiedene Techniken ausprobiert. Eine seiner beliebtesten hat er für dieses Projekt verwendet, eine Kombination aus analoger und digitaler Zeichentechnik. Die Linien sind von Hand mit schwarzen Buntstiften gemalt. Anschließend wird die Zeichnung eingescannt und in Photoshop gesäubert und koloriert.
Macht das ein Profi so etwas nebenbei? „Dank meiner mehrjährigen Berufserfahrung verlief der Arbeitsablauf relativ zügig, da ich schon konkrete Vorstellungen hatte, was ich wie umsetzen würde“, gibt sich Keßler bescheiden. Doch so ganz nebenbei passiert das nicht. Es fließt eine Menge Zeit in den Umsetzungsprozess: Angefangen von Recherchen hin zu den ersten Bildideen, die er mit dem Orchester abstimmte, bis hin zum tatsächlichen Illustrieren: „Und da ich mittlerweile nicht mehr hauptberuflich als Illustrator arbeite, musste ich – neben meiner eigentlichen Tätigkeit – den Arbeitsumfang für dieses Projekt über mehrere Monate verteilen. Ansonsten wäre es mir nicht möglich gewesen, alles so umzusetzen.“
Filmtipp: Die „Märchen aus Tausendundeiner Nacht“ sind auf YouTube.com/endlischmusigg zu sehen. Der Film, der nicht nur das Konzert in der Kulturhalle zeigt, sondern auch viel Hintergrundinformation liefert, dauert eine Stunde. (Michael Löw)
