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Aufkleber sorgen für Ärger: Querdenker missbrauchen historischen Namen

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Von: Michael Löw

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Auch der Glascontainer in der Weserstraße wird vom Aufkleber der an geblichen „Weißen Rose“ verunziert. Der Container steht übrigens ausgerechnet nur ein wenige hundert Meter von der Geschwister-Scholl-Straße entfernt, die an die Widerstandskämpfer erinnert, die 1943 hingerichtet wurden.
Auch der Glascontainer in der Weserstraße wird vom Aufkleber der angeblichen „Weißen Rose“ verunziert. Der Container steht übrigens ausgerechnet nur ein wenige hundert Meter von der Geschwister-Scholl-Straße entfernt, die an die Widerstandskämpfer erinnert, die 1943 hingerichtet wurden. © Ziesecke

Impfgegner verbreiten im Kreis Offenbach ihre eigenen Theorien zur Corona-Pandemie. Sie setzen sich mit dem Widerstand gegen das NS-Regime gleich.

Rödermark/Rodgau – Vermutlich Querdenker verbreiten ihre obskuren Ansichten im Namen von Menschen, die ihren Widerstand gegen das Nazi-Regime mit dem Leben bezahlten. „Die Weiße Rose“ nennt sich eine Gruppe, die Anti-Impf-Aufkleber an Glascontainer, Briefkästen und Laternenmasten vor allem im Westen von Urberach gepappt hat. Empörte Passanten sehen das Andenken von Hans und Sophie Scholl in den Dreck gezogen.

Die Geschwister und weitere Studenten aus München hatten ab 1942 die Gräuel von Wehrmacht und SS an der Ostfront auf Flugblättern publik gemacht. Hans Scholl war Soldat und hat vieles miterlebt. Die Gruppe nannte sich Weiße Rose, ihre Mitglieder wurden 1943 verhaftet und aufgrund eines Urteils des berüchtigten Nazi-Richters Roland Freisler hingerichtet. Die Geschwister Scholl und ihre Kommilitonen sind das bekannteste Beispiel für den studentisch-bürgerlichen Widerstand gegen das NS-Regime innerhalb Deutschlands. Die Weiße Rose steht also für Widerstand gegen eine menschenverachtende Diktatur.

Rödermark/Rodgau (Kreis Offenbach): Impfgegner nutzen Weiße Rose als Symbol

Unter ihrem Namen fragen Impfgegner jetzt an Urberacher Pfosten „Warum müssen Ihren Kindern experimentelle Substanzen gegen etwas mit einer Überlebensrate von 99,98 Prozent injiziert werden?“ Die Querdenker stellen einen Zusammenhang zwischen möglichen Nebenwirkungen einer Corona-Impfung und dem millionenfachen Morden der Hitler-Diktatur her. Zufall ist das nicht, Impfskeptiker zogen schon mit Judensternen durch deutsche Städte.

Die Aufkleber geben keine nachvollziehbare Auskunft über ihre Urheber. Unten steht lediglich „Präsentiert von t.me“. Dahinter verbirgt sich eine Chatgruppe aus der Querdenkerszene, die den Internetkanal Telegram für ihre Kommunikation benutzt. Blättert man darin, findet man Posts des Verschwörungsmystikers Ken Jebsen oder wild konstruierte Zusammenhänge zwischen Schlagzeilen über bekannte Menschen, die „plötzlich und unerwartet verstorben“ seien, und der steigenden Impfquote in Deutschland.

Rödermark/Rodgau (Kreis Offenbach): „Ist das nicht eine Sache für die Polizei?“

„Ist das nicht eine Sache für die Polizei?“, fragte eine ältere Urberacherin, die die Aufkleber in ihrer Nachbarschaft entdeckte und sich maßlos ärgerte. Wir haben die Pressestelle des Polizeipräsidiums Südosthessen gestern Nachmittag um eine Stellungnahme gebeten, ob der Missbrauch des Namens der Widerstandsgruppe aus der Nazizeit strafbar sei oder nicht. Die Stellungnahme war in der Kürze der Zeit allerdings nicht möglich. Wir reichen sie nach. Geschmacklos ist diese Geschichtsklitterung bestimmt. (Von Michael Löw)

Eine Corona-Kontrolle der Stadtpolizei gerät in Offenbach außer Kontrolle. Die Situation heizt sich auf, aggressive Männer drohen den Polizisten.

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