1. Startseite
  2. Region
  3. Rödermark

Beliebter Laden schließt nach 36 Jahren –Schöne Erinnerungen bleiben

Erstellt:

Von: Michael Löw

Kommentare

Anspruchsvolle, aber nie abgehobene Mode verkauft Helga Fuchs seit 1986 in der Frankfurter Straße. Doch der Ruhestand ist in Sicht.
Rödermark: Anspruchsvolle, aber nie abgehobene Mode verkauft Helga Fuchs seit 1986 in der Frankfurter Straße. Doch der Ruhestand ist in Sicht. © Michael Löw

Es ist das Aus nach 36 Jahren. Und anderes als andere Geschäftsschließungen in der aktuellen Zeit spielt Corona keine Rolle. Eine beliebte Boutique in Rödermark verabschiedet sich.

Rödermark – Eine Mode-Institution verabschiedet sich aus dem Geschäftsleben. Helga Fuchs schließt nach 36 Jahren ihre Boutique in der Frankfurter Straße in Rödermark. „Ich habe einen Koffer voll schöner Erinnerungen gepackt“, freut sie sich auf den Ruhestand. Der Zeitpunkt ist selbst gewählt: Weder Corona noch die Kleiderlieferanten im Internet haben sie zu diesem Schritt gezwungen. Das ist Helga Fuchs wichtig in einer Zeit, in der kleine, inhabergeführte Geschäfte ums Überleben kämpfen.

Helga Fuchs ist in Ober-Roden geboren und aufgewachsen und hat folgerichtig auch im Ort ihre Ausbildung gemacht: im Schreibwarengeschäft von Ignaz Berker gegenüber dem Rathaus. „Beim Juniorchef Reinhard Berker habe ich das Verkaufen gelernt.“ Den nächsten Schritt tat sie dann schon in der Branche, der sie ein Berufsleben treu bleiben sollte, und arbeitete sieben Jahre lang in der Boutique „Top Chic“ von Richard Biegel.

1986 eröffnete sie das eigene Geschäft. „Helga‘s Mode für Männer“ sprach das Klientel an, für das in vielen Boutiquen nur der bequeme Ledersessel und die Kasse reserviert waren. Helga Fuchs hatte Mut zur Nische und im kleinen Ober-Roden ein Sortiment zusammengestellt, das man eher in größeren Städten findet.

Geschäftsschließung in Rödermark: Schöne Erinnerungen noch nach vielen Jahren

Zwei Kunden lassen sie auch nach Jahren noch lächeln. Der Mann in Jeans und Cowboystiefeln zum Beispiel. „Ich brauche einen Anzug, ich heirate in zwei Stunden“, lautete seine knappe Bestellung. Er war tatsächlich pünktlich in der Kirche, Helga Fuchs hatte einen Anzug gefunden, unter dem sogar die Stiefel gut aussahen.

Ein anderer Mann kaufte alle Anzüge eines Herstellers, die in ihren Regalen hingen. Denn niemand anderes in Ober-Roden sollte diese Marke tragen.

Helga Fuchs hatte – und hat – Kundschaft bis aus Frankfurt und Mainz. Für die lohnte sich die Fahrt schon immer, denn damals konnte Ober-Roden mit drei Boutiquen auf 100 Metern Hauptstraße aufwarten: Gegenüber verkauften Monika und Karl-Heinz Hitzel sowie Hans-Jürgen Arendt Kleidung in der gehobenen Preisklasse.

Nach 20 Jahren erweiterte Helga Fuchs ihr Angebot, nahm Damenmode ins Sortiment und die beiden Worte „und Frauen“ in den Firmennamen. Und wie die Kunden kamen und kommen auch die Kundinnen aus der ganzen Umgebung.

Boutique in Rödermark schließt: Mehr als ein Vollzeitjob

Die Arbeit war für sie sogar mehr als ein Vollzeitjob. Verkaufen war die sichtbare Seite. Eine mindestens genausogroße Herausforderung: „Ich brauche früh ein Gefühl und Gespür für das, was den Leuten in einem Jahr gefällt!“ Denn für die Modebranche ist"s typisch, dass das, was ab Oktober in den Geschäften hängt, spätestens Ende Januar bei den großen Messen bestellt werden musste.

Zehn Jahre waren das Ziel, das sich Helga Fuchs bei der Eröffnung gesteckt hatte. „Dass daraus 36 Jahre wurden, hätte ich mir nie träumen lassen“, sagt sie sie beim Blick zurück. Einerseits freut sie sich auf den Ruhestand. Aber übers Knie brechen will sie ihn nicht.

Der Räumungsverkauf hat begonnen. Sein letzter Tag indes ist noch offen. Auch diesen Zeitpunkt will Helga Fuchs selbst wählen. (Michael Löw)

Derweil plant die Stadt Rödermark ein Großprojekt in der Stadt. Für Bürgermeister Jörg Rotter und die Erste Stadträtin Andrea Schülner ist es eine Herkulesaufgabe.

Auch interessant

Kommentare