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Rödermark: Gewappnet für Wetterextreme?

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Von: Michael Löw

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Extremer Regen setzte im Juni 2016 mehrere Urberacher Straßen unter Wasser. Die SPD fordert jetzt eine Gefährdungsanalyse: In welchen Ecken des Stadtgebiets ist das Risiko am höchsten?
Rödermark: Extremer Regen setzte im Juni 2016 mehrere Urberacher Straßen unter Wasser. Die SPD fordert jetzt eine Gefährdungsanalyse: In welchen Ecken des Stadtgebiets ist das Risiko am höchsten? © privat

Wie kann Rödermark die Folgen des Klimawandels bewältigen? Antwort auf diese zentrale Frage suchen in der Politik längst nicht mehr nur die Grünen. Die Stadtverordneten diskutieren in ihrer nächsten Sitzung – ausnahmsweise am Mittwoch, 27. Oktober – über zwei Anträge zum Thema.

Rödermark: Die schwarz-grüne Koalition will das ganz große Rad drehen: Alle Entscheidungen sollen unter einen Klima-Vorbehalt gestellt werden. Bei jeder Entscheidung, so die Fraktionsvorsitzenden von CDU und AL, Michael Gensert und Stefan Gerl, sollen die Folgen fürs Klima dokumentiert werden. Ziel aller kommunalen Bestrebungen: die Klimaneutralität.

Der Koalitionsantrag stand schon auf der Tagesordnung der September-Sitzung, wurde aber zurückgezogen. Für die Diskussion im zweiten Anlauf haben SPD und Freie Wähler Änderungsanträge vorgelegt. Die FWR wollen alle ökologischen Maßnahmen auf ihre ökonomischen Folgen, also die Kosten, prüfen. Die SPD formuliert klare Ziele wie die Verringerung des CO2-Ausstoßes bis 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990.

Ins Detail geht die SPD auch mit ihrem zweiten Antrag, der den sperrigen Titel „Starkregengefährdungsanalyse“ trägt.

Es sind nicht nur die schrecklichen Bilder von der Ahr oder der Erft, die die Stadt nach Ansicht der Fraktionsvorsitzenden Anke Rüger zum Handeln zwingt. Auch Rödermark ist vor extremen Unwettern nicht sicher. Sturmtief „Bernd“ verwüstete am 18. August 2019 viel Wald. Sintflutartiger Regen überflutete im Sommer 2016 etliche Straßen in Urberach.

Hitzesommer mit Dürre und Wasserknappheit, Gewitterstürme in Orkanstärke, Starkregen mit Land unter an der Rodau, all dies sind nur Vorboten von den Ereignissen, die die Wetterküche bereithalten kann. Die bislang über Rödermark heruntergegangenen Unwetter sind vergleichsweise glimpflich verlaufen. Allerdings besteht in weiten Teilen der Gemarkung eine erhöhte bis hohe Gefährdung durch Starkregen, zeigt eine Studie des Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie.

„Es reicht nicht, nur die Rodau im Blick zu haben. Bei einem Sturzregen über Urberach und dem Kallemannsberg kann zum Beispiel auch der komplett verrohrte Schwarzbach erhebliche Schäden anrichten“, befürchtet die Fraktionsvorsitzende Anke Rüger. Die von ihrer Partei geforderte Starkregengefährdungsanalyse betrachtet nicht nur Wasserläufe, sondern bezieht auch das Geländeprofil und die Nutzung in die Analyse mit ein. Ein Fachbüro soll nach Ansicht der SPD das Ergebnis in einer detaillierten Karte festhalten. Dazu müssen Experten zunächst Daten sammeln. In einem digitalen Geländemodell werden alle den Wasserabfluss betreffenden Gesichtspunkte eingetragen: Flüsse, Bäche, Gräben, Regenrückhaltebecken, Mulden und vollständig verrohrte Bäche. Bauwerke, die das Wasser lenken oder beeinträchtigen wie Unterführungen, Bordsteine und Mauern, werden ebenfalls erfasst.

In der eigentlichen Gefährdungsanalyse werden die Auswirkungen unterschiedlicher Starkregenereignisse kleinräumig vorhergesagt. Karten geben Auskunft, wo und bei welchen Unwettern welche Gefahren drohen.

Auf dieser Datengrundlage kann die Stadt eine wirksame Vorsorge planen. Anke Rüger: „Niemand wünscht sich, dass die schlimmsten Szenarien eintreten. Aber die Menschen in gefährdeten Gebieten können ebenso Vorsorge treffen wie die Stadt im Bereich Tiefbau oder bei den Plänen zum Katastrophenschutz.“

Angesichts der Folgen des Klimawandels ist Nichtstun für die SPD keine Option: „Die Katastrophen dieses Jahres haben gezeigt, dass wir uns alle auf mehr Extremwetter einstellen müssen und wir müssen wissen, was passieren kann.“  (Michael Löw)

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