Graffiti-Künstler aus Rödermark will nach oben
„Graffiti Kevin“ aus Rödermark malt mit der Spraydose und hofft auf viele Aufträge.

Ober-Roden – Eine Art Künstlernamen hat er schon. Jetzt fehlen nur noch genug Aufträge und Renommee, um sich in der Szene tatsächlich einen Namen zu machen. Kevin Selami ist noch auf dem Weg und kann nicht von dem leben, womit er zum Beispiel der Vereinsgaststätte der SG Nieder-Roden und einem Basketballplatz von „Pur Fitness“ in Rodgau-Weiskirchen unverwechselbaren Charme verliehen hat. Aber „Graffiti Kevin“ ist überzeugt, es zu schaffen.
Der in Italien geborene Mazedonier, dessen Familie einst vor dem Balkankrieg geflohen war, kam 2014 zunächst ganz alleine nach Ober-Roden. Erst ein paar Monate später reiste seine Frau nach, mit der er inzwischen drei Kinder hat und in Ober-Roden lebt. Damals war Kevin Selami 21 Jahre alt und malte nur zum Zeitvertreib. „Ich hab auf Zettelchen gekritzelt. Ich war alleine hier und hatte entsprechend wenig Anschluss und viel Langeweile“, erinnert sich der Autodidakt nur ungern. Er fand als Lagerist Arbeit. Noch heute verdient er in Jügesheim als Lagerist sein Geld bei der Mewa in der Warenannahme.
Rödermark: Fußballergrößen danken „Graffiti Kevin“ mit Trikots
Mit den Jahren kamen Freunde und auch Kontakte durch die eigenen Kinder zustande. In dieser Zeit gestaltete der heute 30-Jährige hin und wieder bei Bekannten als Geschenk eine Kinderzimmerwand, malte mal ein Firmenlogo oder fertigte Porträts an. Die steigerten letztlich auch seinen Bekanntheitsgrad, denn der talentierte und begeisterte Hobbyfußballer, der einst auf dem hoffnungsvollen Weg zum Profi war, bildete mit der Sprayflasche Stars in 3D ab wie zum Beispiel Eljif Elmas. Der Nationalspieler aus Nordmazedonien wurde jetzt mit dem SSC Neapel Meister. Solchen Fußballergrößen schickte Selami seine Arbeiten. Die Profis wiederum bedankten sich mit kleinen Filmchen und Bildern auf den einschlägigen Internetplattformen. „Da ist mein Handy explodiert“, erzählt der Wahl-Rödermärker von seinem Erfolg.
Aus diesen Aktionen wurden sogar Freundschaften. Die Stars laden „Graffiti Kevin“ zu Heimspielen ein, schenken ihm Trikots und spendieren ihm auch mal ein paar Tage Urlaub. „Vor einem Jahr war ich in Riad bei Aleks Trajkovski, der spielt dort.“ Auch Trajkovski stammt aus Nordmazedonien.
Seit zwei Jahren hat Kevin Selami – neben seinem Hauptberuf – ein Kleingewerbe als Graffitikünstler angemeldet und erledigt Auftragsarbeiten. Wie schon geschrieben, könnten es mehr sein. Der junge Mann hofft, dass er die vier Verteilerstationen grafisch gestalten darf, die der Glasfaserbetreiber Deutsche Giganetz in Rödermark nutzen wird. „Die haben von der Stadt schon meine Kontaktdaten bekommen.“ (Bernhard Pelka)