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Endlisch Musigg: „Eine für den Dirigenten sehr intime Frage“

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Von: Michael Löw

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Andreas Zöller von Endlisch Musigg
Andreas Zöller © -

Andreas Zöller ist der Mastermind von Endlisch Musigg aus Rödermark. Im Interview spricht er über die Herausforderungen, die ein solches Konzert mit sich bringt.

Herr Zöller, über die künstlerischen Aspekte der „MärchenMusigg“ ist ja schon einiges gesagt und geschrieben worden. Wann haben die organisatorischen Vorbereitungen begonnen?

Endlisch Musigg plant die Aktivitäten fünf Jahre voraus. Die Konzertkonzeptionen werden zwei Jahre vor dem Termin vereinbart, die detaillierte Planung starten 12 bis 18 Monate vorher. Die drei Monate vor dem Konzert und die vier Wochen danach sind intensive Wochen, denn hier kommen Organisation, Musik und alle anderen Mosaiksteine zusammen und helfen uns in der Reflexion, Impulse für die Zukunft zu setzen.

Wieviel Organisationsarbeit steckt denn hinter einem solchen Konzert?

Getreu unserem Slogan „Mehr als Musik“ sind auch unsere Konzerte immer ein großes Gemeinschaftsprojekt und daher eine besondere Bereicherung: organisatorisch und persönlich. Ton, Bild, Tanz, Licht sprichwörtlich in Einklang zu bringen, ist unsere Mission.

Können Sie bei diesem Aufwand überhaupt noch nachrechnen, wieviel Frau- und Mann-Stunden investiert wurden?

Eine gute Frage, auf die selbst Mathematiker keine Antwort haben können. Unsere Leidenschaft und viele bereichernde Gespräche vor und nach den Proben lassen unserer Kreativität erst freien Raum und kreieren für Musigger ein Umfeld, das motiviert und für unsere Gäste zu einem originellen Konzert wird.

Was waren die größten Herausforderungen?

Die Herausforderungen durch die Corona-Pandemie sind anspruchsvoll. Die Orchesterproben mussten pausieren. Die Organisation unseres Orchesters und Ausbildung neuer Musigger musste auf neuen Wegen stattfinden, und Einnahmen aus Konzerten sind gänzlich entfallen. Die Nachwirkungen sind auch heute noch spürbar und werden verstärkt durch die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen. Daher sind wir als Endlisch Musigg-Orchester besonders stolz, diese Herausforderungen nicht nur angenommen, sondern gemeistert zu haben.

Endlisch Musigg in Rödermark: „Wollen unser Publikum live und digital erreichen“

Zumindest der letzte Satz klingt ja vergleichsweise positiv...

Als Orchester stehen wir in der Tat heute in vielen Bereiche stärker da und erkennen den Wert unserer Freundschaft und gemeinschaftlichen Zusammenhalts.

Haben Sie Angst, Corona könnte Ihnen einen Strich durch die Rechnung machen?

Wir sind besorgt um die gesundheitlichen Auswirkungen und das Leid in unserem Umfeld und der mittelfristigen gesellschaftlichen Konsequenzen für das Musizieren im Orchester, unserer Leidenschaft. Dieses Jahr wollen wir unser Publikum live und digital erreichen und tragen damit unsere positive Energie in die Kulturszene Hessens.

Apropos Rechnung: Schildern Sie unseren Lesern doch einmal – natürlich ohne ans Eingemachte zu gehen – die finanzielle Seite eines solch hochkarätigen Kulturevents.

Seit Gründung 2006 haben wir erfahren, dass die finanzielle Planung eine der größten Herausforderungen geworden ist. Nur dank unzähligen Ehrenamtsstunden und starker Kulturförderer schaffen wir es, ein hochwertiges Konzerterlebnis für familienfreundliche Ticketpreise anbieten zu können. Die aktuelle wirtschaftliche Lage, in der Förderer weniger werden, ist auch ein ganz, ganz wichtiges Thema in unserer Langfristplanung.

Orchester in Rödermark: „Ihre Zuversicht ist für mich der Gänsehautmoment“

Das lässt sich alles nur mit einer Riesenportion Engagement, Enthusiasmus und Empathie bewerkstelligen. Oder?

Danke für die diese Frage, auf die ich eine kurze Antwort habe. Ja! Zudem dürfen wir auf ein tiefes Vertrauen und eine Extraportion positiven Spirit zählen. Spirit ist ja bekanntlich der Name unserer jährlichen Orchesterumfrage, bei der jeder Musigger sich in unsere Planungen einbringt.

Was ist Ihre erste Tat, wenn am 27. November der letzte Applaus verklungen und der Vorhang gefallen ist?

Eine für den Dirigenten sehr intime Frage, welche ich gerne Ihren Lesern beantworte. Die erste Tat nach dem Verhallen des letzten Akkords ist immer mein Blick und damit beglückwünschende Gesten und Blicke in das Orchester, an jeden Musigger. Ihr Lachen, Zuversicht sowie ihre tiefe Bescheidenheit, etwas Großartiges vollbracht zu haben in hoffnungsvoller Erwartung an den Applaus, sind für mich der Gänsehautmoment.

Das Gespräch führte Michael Löw.

Das wohl interessanteste Musikprojekt der Region hat erneut Großes vor. Das Endlisch Musigg-Orchester aus Rödermark steckt mitten in den Vorbereitungen für sein Märchenkonzert „Aus Tausendundeiner Nacht“. Rund 100 Mitwirkende nehmen sich mit viel Spaß eines durchaus ernsten Themas an.

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