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Rödermark: Höchst sensible Beziehung

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Von: Michael Löw

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Hekimhans Bürgermeister Turan Karadag trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Er warb bei seinem Rödermärker Kollegen Jörg Rotter und Staatssekretär Uwe Becker für eine deutsch-türkische Städtepartnerschaft.
Rödermark: Hekimhans Bürgermeister Turan Karadag trug sich ins Goldene Buch der Stadt ein. Er warb bei seinem Rödermärker Kollegen Jörg Rotter und Staatssekretär Uwe Becker für eine deutsch-türkische Städtepartnerschaft. © -

Hekimhan in Ostanatolien ist die Heimat der meisten türkischstämmigen Rödermärker – rund 150 Familien. Damit wäre die 20 000-Einwohner-Stadt ein nahezu idealer Kandidat für eine Verschwisterung. Der stehen die große Entfernung und der autoritär herrschende Präsident Recep Tayyip Erdogan entgegen.

Rödermark - Wie kann es mit Rödermark und Hekimhan weitergehen? Diese Frage wurde während eines Gipfeltreffens diskutiert. Hekimhans sozialdemokratischer Bürgermeister Turan Karadag war mit einer Delegation ohnehin Gast bei seinem Amtskollegen Jörg Rotter in Rödermark. Uwe Becker, Staatssekretär für Europa-Angelegenheiten, und Erdem Tuncer, der türkische Generalkonsul, waren dazu gekommen, um eine mögliche Partnerschaft zu erörtern. Dass die „große Politik“ mit heiklen Fragen im Hinblick auf demokratische Standards und Menschenrechte dabei nicht ausgeblendet werden kann, sprach Becker offen an. Er betonte jedoch zugleich: „Auch wenn man unter Ländern manchmal unterschiedlicher Meinung ist, können Dialog und Austausch auf kommunaler Ebene sehr wertvoll sein.“ Der Staatssekretär wies auf die Anschubhilfe hin, die das Land Hessen für internationale Projekte gewährt.

Fast wortgleich mit dem Generalkonsul mahnte er den Aufbau eines breit gefächerten Kontakte-Netzwerks an. Becker und Tuncer waren sich einig: Einen Partnerschaftsvertrag zu unterzeichnen, ist noch keine Garantie für lebendiges Miteinander. Nur wenn Schulen, Vereine und andere Akteure der Stadtgesellschaften einge-bunden werden, kann sich ein fruchtbarer Zusammenhalt entwickeln.

Die Voraussetzungen, die Rödermark und Hekimhan in mitbrächten, seien freilich exzellent, hieß es während der Zusammenkunft im Rathaus. Über 150 Familien mit Wurzeln in der Region Hekimhan seien als Migranten hier heimisch geworden. Ihre Klubs sowie der Deutsch-Türkische Freundschaftsverein mit seiner rührigen Integrationsarbeit seien wichtige Antriebsräder.

Karadag war mit Stadträten unterschiedlicher politischer Couleur angereist. Ebenso bunt präsentiere sich auch der lokale Kosmos in Hekimhan. Türken, Kurden und Armenier lebten dort friedlich zusammen. „Wenn es um das Wohl unserer Stadt und deren Weiterentwicklung geht, ziehen wir alle gemeinsam an einem Strang“, versicherte der Bürgermeister der rund 2 600 Kilometer Luftlinie entfernt gelegenen Kommune. Kultur, Wissenschaft, Straßen- und Wohnungsbau: Hekimhan habe stets die Perspektive vor Augen, „sich zu einer europäischen Stadt zu entwickeln“.

Bürgermeister Jörg Rotter, die Erste Stadträtin Andrea Schülner und Chefdolmetscher Hidir Karademir lotsten die Gäste durch die Stadtteile und zeigten sich optimistisch, was den möglichen Ausbau der Kontaktpflege Richtung Partnerschaft anbelangt. Rotter unterstrich mehrfach: „Unsere Beziehung hat eine lange Geschichte. Es wurden Brücken gebaut. Wir haben uns in vielen Schritten aufeinander zu-bewegt. Mittlerweile können wir sagen: Rödermark gehört zu Hekimhan, und Hekimhan gehört zu Rödermark.“

Vereinbart wurde, dass Rotter und eine Rödermärker Delegation im Frühjahr 2023 nach Hekimhan fliegen, um dort den Ist-Zustand und das Anforderungsprofil rund um eine Partnerschaft noch einmal gründlich abzuklopfen. Dann werde sich zeigen, ob man gemeinsam den „letzten Schritt“ gehen könne, blickte der Bürgermeister nach vorn. Am Ende werden die Stadtverordneten entscheiden, ob aus der freundschaftlichen Verbundenheit tatsächlich eine Verschwisterung mit Urkunde und Siegel wird.  

Filmtipp: Der Deutsch-türkische Freundschaftsverein zeigt am Mittwoch, 29. Juni, das Drama „Mucize“. Der Film spielt 1961 in einem Dorf tief in der türkischen Provinz. Hekimhaner Zuschauer dürfen so manche Parallele zu ihrer Heimat erkennen. Zu sehen ab 19 Uhr in der Halle Urberach. (Michael Löw)

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