Rödermark: Horrorgestalt oder guter Geist?

Der Verfall des Waldfestplatzes in Rödermark-Urberach schlug schon vor der Sitzung der Stadtverordnetenversammlung hohe Wellen. Die FDP hatte seine Ertüchtigung von vor zwei Wochen in einem Pressegespräch gefordert.
Rödermark -Doch am Ende kamen Opposition, Mehrheit und Magistrat zu einer Entscheidung, mir der alle leben können. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Tobias Kruger hatte zu Beginn der Debatte noch einmal die Diskrepanz zwischen der Feierlust der Rödermärker und dem Zustand des Geländes auf der Bulau geschildert: vor sich hin rottende Dächer und Wände, Farbschmierereien, Reste wilder Partys und Toiletten, die so ziemlich jeder Beschreibung spotten. Die bei Kindern beliebten Spielgeräte sind verschwunden. Dazu kommen immer strengere Auflagen der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Kreises, die das Feiern nahezu unmöglich machen.
Kruger räumte aber auch ein, dass seine Fraktion nach den Beratungen im Ausschuss klüger sei als beim Einbringen des Ertüchtigungsantrages. So wisse er jetzt um die komplizierten Besitzverhältnisse. Der Pavillon zum Beispiel steht auf dem Grundstück der Telekom.
Nichtsdestotrotz kommt Rödermark nach Ansicht der FDP um eine Aufwertung nicht herum. In der Nachbarschaft – in den Rodgauer Stadtteilen Dudenhofen und Hainhausen etwa – würden sich Geselligkeit unter Bäumen und Naturschutz vertragen.
Björn Beicken, der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler (FWR), kritisierte ebenfalls die seiner Meinung nach überbordende Naturschutzbürokratie. Es könne doch nicht sein, dass eine Kommune bei jedem Eimer Farbe oder jedem neuen Balken im Außenbereich gebannt ins Kreishaus nach Dietzenbach schaut.
Doch, muss sie, klärte Stefan Gerl (AL/Grüne) auf. Neue Bauten in Wald und Feld sind verboten beziehungsweise nur privilegierten Gruppen wie Landwirten erlaubt.
Bürgermeister Jörg Rotter warf der FDP vor, durch ihr Vorpreschen die UNB auf ein Problem aufmerksam gemacht zu haben, das sie so vielleicht nicht im Fokus hatte. Rotter wies auf die kleine Rodau-Brücke an der Weidenkirche hin. Auch da hätten Nutzer vor ein paar Jahren öffentlich den schlechten Zustand beklagt, und die Stadt habe auf Abhilfe gesonnen. Dabei hatte die UNB das Gelände besichtigt und sofort die Beseitigung einiger Holzstufen angeordnet, über die die Hüter des grünen Gotteshauses Wasser zum Gießen geholt haben.
An der Nutzungsgenehmigung für den Waldfestplatz auf der Bulau hat der Kreis laut Bürgermeister nicht gerüttelt. Und darauf kann seiner Ansicht eine behutsame Ertüchtigung, die auch er für überfällig hält, aufbauen.
„Wir dürfen nicht so tun, als könnten wir noch was drauflegen“, warnte der CDU-Fraktionsvorsitzende Michael Gensert. Seine Befürchtung: „Die UNB wird eher bremsen.“ Dass etwas geschen muss, formulierte er so: „Die Frauentoilette ist eine Aufforderung zum Walderlebnis.“
Die FDP verzichtete schließlich darauf, über ihren Antrag abstimmen zu lassen. Denn Bürgermeister Rotter hatte eine Arbeitsgruppe versprochen, zu deren erster Sitzung er noch am Dienstagabend einlud. Nicht die Politiker alleine sollen über die Zukunft des Waldfestplatzes entscheiden. Rotter will auch die Gruppen, die das Gelände nutzen, und den Naturschutzbund Rödermark beteiligen. (Michael Löw)