Rödermark: Indonesien spannend erklärt

Axel Weber ist Politikwissenschaftler und Headhunter. Seit Kurzem gehört er zur Rödermärker Autorenszene. Seine „Jakarta-Trilogie“ ist eine Mischung aus Politthriller und Liebesroman, die quasi nebenbei viel über die indonesische Geschichte erzählt.
Rödermark – 20 Jahre ist’s her, dass ein Stipendium der Hanns-Seidel-Stiftung Axel Weber nach Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens brachte. „Damals begann eine Liebesgeschichte“, erzählt er. Eine doppelte Liebesgeschichte, um genau zu sein. Zunächst verliebte er sich in das größte Inselreich der Welt und seine Menschen. 2008 lernte Axel Weber seine Frau in Jakarta kennen. Die Beiden leben mit ihren zwei Töchtern seit knapp zwei Jahren im Breidert.
Brasilien war der erste Sehnsuchtsort des heute 46-Jährigen. Ein längerer Aufenthalt in Südamerika scheiterte an der fehlenden Gelegenheit. Nach Asien lockte ihn eine Stellenanzeige in der Süddeutschen Zeitung: Chinesische Fluggesellschaft sucht deutschsprachiges Kabinenpersonal. Ein paar Wochen später saß Weber im Flieger nach Shanghai. Wo er schnell feststellte: „Flugbegleiter will ich nicht werden!“ Der einjährige China-Aufenthalt war Kulturschock und Weckruf, Asien zu verstehen und zu bereisen – beides eine gewaltige Aufgabe: auf die Volksrepublik und Hongkong folgten Vietnam, Kambodscha, Singapur, Malaysia, Japan und weitere Länder.
Beim Studium der Politikwissenschaften, der Ethnologie und des Völkerrechts beschäftigte Axel Weber sich mit den ASEAN-Staaten (Brunei, Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar, Philippinen, Singapur, Thailand, Vietnam) und der wirtschaftlichen und sicherheitspolitischen Integration der Ländergruppe, 2002 kam besagtes Stipendium. Ein Jahr später schrieb er seine Magisterarbeit in Jakarta.
Axel Weber reiste bis zur Pandemie mehrmals pro Jahr in das größte muslimische Land der Welt mit seinen mehr als 270 Millionen Einwohnern und rund 17 000 Inseln. Kalimantan und Sumatra, wo Tiger, Nashörner und Orang Utans leben, sind die größten, das hinduistische Bali ist die wohl bekannteste.
Die Hauptinsel Java, auf der auch die Metropole Jakarta liegt, ist nach Ansicht von Axel Weber dagegen ein unterschätztes Reiseziel. Die Reize der elf Millionen Einwohner großen Megacity (34 Millionen sind’s im Ballungszentrum) erschließen sich nur denen, die wie Axel Weber länger bleiben. Viele sehen in Jakarta nur einen Moloch, den das Meer zu verschlingen droht. Dabei lockt Jakarta mit einer bewegten Geschichte, wunderbaren Einkaufs- und Vergnügungsmöglichkeiten sowie Ausflugszielen wie die Inseln und die von Vulkanen geprägte Bergwelt Javas. „Vor allem aber ist Jakarta ein wesentlich authentischer Ort als andere Städte oder Touristenziele in Südostasien. Der Mix der Religionen, die kulinarischen Einflüsse und die Aufbruchsstimmung der überwiegend jungen Bevölkerung sind einmalig“, schwärmt Axel Weber.
Die „Jakarta Trilogie“ ist das erste Buch und Auftakt der „Garuda-Serie“ und setzt mit den drei Geschichten „Jakarta is for Lovers“, „Ondel-Ondel“ und „The Big Durian“ einen starken historischen Akzent. „Die Jakarta-Trilogie“ beginnt im Jahr 1955. Da schickt die CIA einen Grünschnabel von Agenten nach Indonesien. Seine Mission: Die Ausbreitung des Kommunismus in Südostasien stoppen. Weitere entscheidende Jahre waren 1998, als Studenten den Langzeitpräsidenten Suharto zum Rücktritt zwangen, und 2002, das Jahr des Bali-Attentats, das Axel Weber in seinem Roman in ein Luxushotel nach Jakarta verlegt.
„Ich wollte eigentlich schon immer schreiben. Aber entweder fehlte die Zeit oder die Kreativität“, erzählt Axel Weber. Im Corona-Lockdown hatte er beides, und so kam die Trilogie in etwa eineinhalb Jahren aus einem Guss aus seiner Feder.
Vorher hatte er in seinem Buch „People Business. Headhunter“ einen Einblick ins knallharte Geschäft der Personalberater, also der Headhunter, gegeben und mit „Sukarno und die Idee Indonesiens. Eine Geschichte des indonesischen Nationalismus“ einen ethnologisch-politischen Ausflug in die Geschichte Indonesiens unternommen. Der „Jakarta-Trilogie“ soll noch vor Weihnachten ein weiterer Roman folgen: „Lügen“. Schauplatz: Lombok und München. Danach geht es Ende 2023 mit „Bali High“ an die Strände des tropischen Urlaubsparadieses.
Seinen schriftstellerischen Anspruch beschreibt Axel Weber ohne falsche Bescheidenheit, indem er seinen besten Freund zitiert: „Eine neue Stimme der deutschen Weltliteratur.“ (Michael Löw)