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Rödermark: Keine Blitze aus dem „Starenkasten“

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Von: Michael Löw

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Stumpfe Waffen: Die betagten Messgeräte auf beiden Seiten der Rodaustraße blitzen schon lange keine Schnellfahrer mehr.
Stumpfe Waffen: Die betagten Messgeräte auf beiden Seiten der Rodaustraße blitzen schon lange keine Schnellfahrer mehr. © Löw

Der von den Anwohnern geforderte stationäre Blitzer an der Rodaustraße kommt nicht. Einen Antrag der Stadt Rödermark hat die Landespolizei Hessen nach Rücksprache mit der Polizeistation Dietzenbach abgelehnt: Eine fest installierte Geschwindigkeitsmessanlage sei nicht erlasskonform.

Rödermark - Seit knapp zwei Jahren macht eine Urberacher Bürgerinitiative gegen die Verkehrsbelastung mobil. Den Anwohnern der Rodau- und einiger Nebenstraßen geht besonders der Krach von Lastwagen auf die Nerven. Die Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern wird ständig missachtet, sagen sie. Die beiden alten „Starenkästen“ sind schon lange außer Betrieb. Weder mobile Radarkontrollen noch die Geschwindigkeits-Smileys haben die Situation nicht verbessert.

Vom 14. bis zum 28. September vorigen Jahres hat deshalb das Ordnungsamt zwei Wochen am Stück gemessen. Danach fuhren fast 72 500 Autos durch die Rodaustraße – alle 1,5 Sekunden eines. Den größten Anteil am Verkehr haben Pkw (91,9 Prozent). Die besonders lauten Lastwagen machen nur etwa 6,5 Prozent aus.

Die Tempomessungen ergeben ein diffuses Bild. Einerseits wurden fast 30 Fahrzeuge geblitzt, die mit mehr als 100 Stundenkilometern durch die Rodaustraße bretterten. Der schnellste Pkw wurde mit 134 Stundenkilometern geblitzt, das schnellsten Motorrad mit 112. 78 Stundenkilometer war die traurige Höchstgeschwindigkeit bei den Lastwagen.

Der maßgebliche Wert solcher Messungen heißt V85: Er gibt die Durchschnittsgeschwindigkeit an, die 85 Prozent der Autofahrer einhalten. Und liegt bei 58 km/h (Pkw) und 56 km/h (Lkw).

Die Landespolizei begründet ihre Ablehnung mit zwei Messungen. Ein Lärmgutachten habe festgestellt, dass die Grenzwerte für reine Wohngebiete weder tags noch nachts überschritten werden. Konsequenz: Dann widerspricht ein stationärer Blitzer den Erlassen des Hessischen Innenministeriums.

Und die Ergebnisse der Tempokontrollen sind laut Polizei ebenfalls kein Argument für einen „Starenkasten“: Sie seien an dieser Stelle „grundsätzlich ungeeignet, eine Erhöhung der Verkehrssicherheit herzustellen“.

In der Ablehnung steckt aber auch Kritik an der Stadt. Sie habe keine baulichen oder organisatorischen Maßnahmen ergriffen, die das Geschwindigkeitsniveau senken können. Doch genau das müsse zuerst geprüft werden, um den nach Ansicht der Landespolizei überhöhten V85-Wert von acht beziehungsweise sechs Stundenkilometern zu senken.

Die Landesbehörde empfiehlt der Stadt, in der Rodaustraße weiter mit mobilen Geräten zu blitzen, „um so den Verkehrsteilnehmer an die Regeltreue zu erinnern“.

Jakob Rhein, Sprecher der BI Rodaustraße vermisst den politischen Willen. „Die Verantwortlichen hier in Rödermark machen die Augen zu“, sagte er gestern gegenüber unserer Zeitung. V85 ist seiner Ansicht nach ein „beschönigter Wert, der die Raser ausblendet“.

Rhein bekräftigte einmal mehr die bekannten BI-Forderungen: Tempo 30, Flüsterasphalt, geeichte Lärmmessungen, Kreisel und Kontrollen. Er befürchtet, dass die Urberacher Rödermärker zweiter Klasse sind: Entlang der Ortsdurchfahrt Ober-Roden habe die Stadt Tempo 30 angeordnet, obwohl sie eine Hauptstraße ist. (Michael Löw)

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