Kicken auf dem Luxus-Bolzplatz? Streit um Freizeitangebote im Kreis Offenbach
Politiker in Rödermark streiten um die Aufwertung eines Bolzplatzes. Was brauchen junge Leute, um einfach kicken zu können?
Rödermark - Welche Freizeitmöglichkeiten brauchen junge Rödermärker? Und was muss die Stadt dafür tun? Das sind zwei zentrale Themen einer Umfrage, die die Fachabteilung Jugend im Sommer 2022 an alle 3 289 Rödermärker unter 20 verschickt hatte. Stephanie Grabs und ihr Team wollen die kommunalen Angebote überprüfen und an die Bedürfnisse anpassen. Zudem soll die Umfrage als Grundlage dienen, um zukunftsorientierte Angebote entwickeln zu können. Die Resonanz war beachtlich: 474 Fragebögen kamen ausgefüllt zurück.
Auch die Politik hat – wieder einmal – angekündigt, die Interessen junger Rödermärker stärker in den Fokus zu rücken. Ein neues Jugendzentrum hinter dem Badehaus ist das große Ziel, dessen Umsetzung aber dauern kann. Schneller könnte die Umgestaltung des Bolzplatzes an der Seligenstädter Straße vonstatten gehen. Dass Magistrat und Verwaltung Richtung Tor dribbeln, erkennt mittlerweile sogar die Opposition an.
Die SPD hatte die Belange von Kindern und Jugendlichen im Wahlkampf 2021 zu einem ihrer Arbeitsschwerpunkte erklärt. „Zwei Jahre später trägt dieser Einsatz Früchte“, sagt Lars Hagenlocher, stellvertretender Fraktionsvorsitzender und Vorsitzender im Ausschuss für Familie, Soziales, Integration und Kultur. Zur Aufwertung des Bolzplatzes stehen 50 000 Euro Planungskosten im Haushalt. Auf dieser Basis soll die Verwaltung ein Konzept für die Neugestaltung des Treffpunktes für Familien, Kinder und Jugendliche präsentieren.
Rödermark: „Warum will die Stadt unnötig Fläche versiegeln?“
Den Ball habe die SPD ins Rollen gebracht, verweist Hagenlocher auf einen Antrag seiner Partei von Ende 2021, der von allen Fraktionen getragenen wurde.
Der FDP waren die ersten Vorschläge der Verwaltung allerdings ein paar Nummern zu groß. Ihr Fraktionsvize Rüdiger Werner kritisiert die Kosten: 50 000 Euro für die Planung, 360 000 Euro für die Umgestaltung des 700 Quadratmeter großen Bolzplatzes. Geplant war ein Boden aus Kunststoffgranulat, die Integration eines Basketballfeldes und ein Ballfangzaun, der laut FDP allein 100 000 Euro gekostet hätte. Werner: „Warum will die Stadt unnötig Fläche versiegeln und Kunststoffgranulat ausbringen? Ein Bolzplatz ist eine mit Gras bewachsene oder erdige Fläche mit zwei Toren, auf dem Fußball gespielt werden kann. Hier ist nichts versiegelt und wenn es geregnet hat, wird es in der Regel schmutzig. Na und?“

Ein Hightech-Platz ist nach Ansicht der FDP nicht nur zu teuer, sondern überflüssig. „Wir sind der Meinung, wenn Kinder auf einem guten Rasen, einem Kunstrasenplatz oder einem Soccercourt spielen wollen, dann sollen sie in einen Verein eintreten, der das bietet“, erklärt Werner. Die Stadt könne doch nicht auf der einen Seite Vereine fördern und dann mit Steuergeldern ein Alleinstellungsmerkmal der Vereine kopieren. Es reiche, wenn dass der Bolzplatz gewalzt wird, störende Pflanzenbüschel entfernt werden, dass es Ablageflächen für Taschen und Bekleidung sowie Sitzmöglichkeiten gibt, dass außerhalb des Bolzplatzes Sitzbänke und eine kleine Hütte aufgestellt werden. Ein Basketball-Court 30 Meter neben dem Fußballfeld macht das Freiluft-Fitnesscenter für die FDP komplett.
Rödermark: „Jetzt geht es in die richtige Richtung!“
Die Verwaltung hat auf die Kritik reagiert. Die 50 000 Euro Planungskosten seien eine Grenze, die unterschritten wird, versicherte Bürgermeister Jörg Rotter. Der Kunststoffbelag sei nur für die Basketballer gedacht gewesen. Was ihm prompt ein Lob von Rüdiger Werner einbrachte: „Jetzt geht es in die richtige Richtung!“ (Michael Löw)
Infoabend: Die städtische Jugendarbeit will mit Jugendlichen über die Umfrage diskutieren. Die Ergebnisse werden am 24. März ab 19 Uhr im Ober-Rodener Jugendzentrum vorgestellt. Moderiert wird der Abend, der auch im Internet gestreamt wird, von Chris Gerner. Stephanie Grabs und David Bohlmann warten auf Fragen und Anregungen. Wer dabei sein will, muss sich anmelden: mit einer E-Mail an david.bohlmann@roedermark.de, per WhatsApp (Tel.: 0160 616 5778) oder im Juz oder im „SchillerHaus“. (Michael Löw)
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