Sorge um Bestand der Kirchen-Kitas

In Rödermark machen sich Politiker Sorgen um die Zahl der Kitas: Sie könnte in Zukunft schrumpfen.
Rödermark – Der Pastorale Weg, den das Bistum Mainz eingeschlagen hat, lässt die Zahl der katholischen Pfarreien von 169 auf 50 schrumpfen. Das hat auch Folgen für die knapp 190 Kitas in kirchlicher Trägerschaft. Die meisten – aber nicht alle – sollen ab Sommer im Zweckverband „Unikathe“ zusammengeführt werden. Das macht Kommunalpolitikern in Rödermark Kummer.
„Ich muss sagen, dass wir uns im Bistum den Umfang von 187 Einrichtungen nicht mehr leisten können. Das gilt auch für den neuen Zweckverband“, schränkte Weihbischof und Generalvikar Markus Bentz in einem Interview ein. Aussagen wie diese haben Rödermärker Kommunalpolitiker verunsichert. CDU und AL legen eine Resolution vor, in der sie den Erhalt der katholischen Kindergärten in Ober-Roden und Urberach fordern. Sie soll am 8. Februar in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden.
Einsparungen bei der Kirche: „Bestand der katholischen Kitas gefährdet“
„Durch die Umstrukturierungen und die damit verbundenen Einsparungen ist der Bestand der katholischen Kitas in Rödermark gefährdet“, befürchtet der CDU-Vorsitzende Ralph Hartung. Beide Einrichtungen garantieren seit Jahrzehnten die Vielfalt des Betreuungsangebotes in der Stadt. Das müsse auch in Zukunft so bleiben: Ziel der CDU sei es nicht, die kirchlichen Kindergärten zu kommunalen zu machen, sondern im neuen Zweckverband oder einer anderen christlichen Vereinigung zu lassen. Sollte das weiteres Geld kosten, sei die Stadt zu einer finanziellen Unterstützung bereit, verspricht Michael Gensert, der Vorsitzende der CDU-Fraktion.
„Ganz grundsätzlich ist mit dem Zweckverband eine spürbare Entlastung des Pfarrers und der Ehrenamtlichen in den Gemeinden verbunden“, nennt der Pressesprecher des Bistums Mainz, Tobias Blum, den größten Vorteil. Der Zweckverband könne für eine größere Zahl an Einrichtungen eine „noch bessere Personalentwicklung betreiben als bislang“. Als Beispiel nennt Blum Erzieherinnen, die in Elternzeit gehen: Eine einzelne Pfarrei kann die Vertretungskraft nur befristet einstellen, der professionell und zugleich betriebswirtschaftlich ausgerichtete Zweckverband kann dagegen unbefristete Verträge schließen. Ein gewichtiges Instrument in Zeiten, in den Erzieherinnen und Erzieher bei der Jobsuche wählerisch sein können.
Rödermark: Kitas in Urberach und Ober-Roden derzeit auf der sicheren Seite
Für das Bistum ist einerseits klar, dass Kitas nach wie vor nicht aus dem Gemeindeleben wegzudenken sind. Andererseits können im Laufe der nächsten Jahre keineswegs die 187 Kitas des Bistums Mainz in den Zweckverband überführt werden. „Konkrete Pläne, dass die Kitas in Rödermark nicht in kirchlicher Trägerschaft bleiben sollen, gibt es von kirchlicher Seite nicht“, gibt Bistumssprecher Blum vorsichtig Entwarnung – wenn auch umständlich verklausuliert. Zumal die „Unikathe“ ihre Arbeit frühestens im Juli aufnehmen.
Auch Pfarrer Klaus Gaebler sieht die katholischen Kitas in Urberach und Ober-Roden derzeit auf der sicheren Seite. Die Verwaltungsräte von St. Gallus und St. Nazarius haben einstimmig beschlossen, beide Einrichtungen in kirchlicher Trägerschaft zu lassen: „Der Zweckverband ist die beste Lösung für uns.“ Die Gemeinden vor Ort entscheiden weiterhin über die inhaltlichen Schwerpunkte und bestimmen die Kita-Leitung.

Kirchliche Kitas in Rödermark: Lange Wartelisten belegen Attraktivität
Sowohl die Urberacher als auch die Ober-Röder Kita betreuen nicht nur katholische Kinder. Selbst muslimische Eltern schätzen die dort vermittelten Werte. Eine lange Warteliste beweist nach Ansicht von Pfarrer Gaebler die Attraktivität der kirchlichen Einrichtungen.
Unabhängig von der „Unikathe“-Diskussion verhandelt die Stadt derzeit mit Vertretern der Kirchengemeinden und des Bistums über die Finanzierung. Der Kirchenanteil für die Betriebskosten der Einrichtungen lag laut Tobias Blum bei rund 90.000 beziehungsweise 100.000 Euro. Dazu kommen noch Unterstützungsleistungen des Bistums wie Personalverwaltung und Buchhaltung sowie die Betreuung in Fragen der Arbeitssicherheit.
Stadt und Kirche teilen sich die Kosten nach einem bundesweiten Schlüssel im Verhältnis 85 Prozent zu 15 Prozent. Das kostet nach Auskunft von Sozialdezernentin Andrea Schülner jährlich rund eine Million Euro. (Michael Löw)
Erst kürzlich berichteten wir von empörten Eltern in Rödermark wegen gekappter Kita-Öffnungszeiten.