Late-Night-Shopping abgesagt
„Kommen nicht aus dem Quark“
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Rödermark – Die kommunale Wirtschaftsförderung und der Gewerbeverein haben das Late-Night-Shopping, das am kommenden Samstag, 8. Oktober, zum Bummeln, Kaufen und Verweilen in zentralen Ortskern-Lagen animieren sollte, aufgrund schwacher Anmelde-Resonanz abgesagt. Wir sprachen darüber mit dem Leiter der Stabsstelle Wirtschaftsförderung, Till Andrießen, und der Vorsitzenden des Gewerbevereins, Sabine Weber.
Wie viele Stunden Vorbereitung zusammen mit dem Gewerbeverein sind jetzt für die Katz’?
Andrießen: Wir haben die Zeit gern investiert, das ist schließlich ein Teil unserer Aufgabe. Es ist nur bedauerlich, dass es dieses Jahr nicht zur Umsetzung kommt wie in den beiden erfolgreichen Vorjahren.
Sind Sie enttäuscht?
Weber: Ja klar. Mehr als das. Weil wir zusammengesessen haben und uns Gedanken gemacht haben, um etwas zu bewegen.
Warum hat’s dann nicht geklappt?
Weber: Wir haben hier im Ort zu wenig Attraktivität. Es gibt zu viele Leerstände und zugeklebte Scheiben. Viele Fassaden müssten saniert werden. Ich frage mich: Haben manche Vermieter kein Interesse an einer attraktiven Fassade oder einem attraktive Laden? Das gilt auch für manche Mieter. Wir brauchen keine drei Shisha-Bars.
Wie viele Anmeldungen hatten Sie denn überhaupt?
Andrießen: Es lagen vier schriftliche Anmeldungen vor, womit auch die Allgemeinen Geschäftsbedingungen akzeptiert wurden. Darüber hinaus gab es sechs mündliche Anmeldungen, die nach Anmeldeschluss eingegangen sind, die aber durch die fehlende Schriftlichkeit leider keinen verbindlichen Charakter haben. Angeschrieben wurde ein Verteiler von knapp 300 Händlern, Manufakturen, Gastronomen, Handwerkern und Dienstleistern.
Weber: Es geht sehr lethargisch zu, selbst wenn wir von Geschäft zu Geschäft laufen. Man hält zu sehr fest an alten Zeiten. Unsere Mitglieder kommen nicht aus dem Quark. Wir haben im Gewerbeverein jetzt offene Treffen für die Mitglieder angeboten – einfach mal so, um ungezwungen zu plaudern. Am 10. Oktober ist Anmeldeschluss. Wir haben bis heute nicht eine einzige.
Ab welcher Teilnehmerzahl hätten Sie und der Gewerbeverein gesagt: Es macht Sinn, wir ziehen das durch?
Andrießen: Ab einer Zahl von 15 schriftlichen Anmeldungen und mit einer gesunden Mischung aus Handel und Gastronomie.
Kennen Sie Gründe für die mangelnde Resonanz? Die Gewerbetreibenden müssten doch eigentlich froh sein, den Kunden etwas Außergewöhnliches wie das Late-Night-Shopping anbieten zu können, solange die Coronalage dies noch zulässt.
Die wenigen Rückmeldungen oder Absagen, die wir überhaupt bekommen haben, beinhalteten zeitliche und gesundheitliche Gründe. Am Preis für die Teilnahme am Late-Night-Shopping kann es nicht gelegen haben, da die Stadt Rödermark für den weit überwiegenden Teil der Kosten für die Veranstaltung aufgekommen wäre. Der Preis für die Teilnahme ist bei weitem nicht kostendeckend, was bewusst so gestaltet ist, um einen Anreiz zur Teilnahme zu setzen.
Weber: Wir hatten die Anfragen mehrfach verschickt. Da kommen nicht mal Absagen zurück. Das frustriert. Klar besteht der Wunsch nach Geselligkeit, gerade nach den Coronapausen. Aber ob der Bürger das mit Einkaufen verbinden möchte, wage ich zu bezweifeln. Die Weltlage trägt dazu bei, dass Kunden mehr aufs Geld gucken.
Wie muss man sich jetzt die Aufarbeitung der Enttäuschung vorstellen? Ein einfaches ,,Weiter so“ kann es ja nicht geben.
Weber. Es gibt keine Aufarbeitung. Wir werden das Late-Night-Shopping von der Festplatte löschen. Es sind zu wenig Läden übrig geblieben. Über Shopping in der Nacht müssen wir uns, glaube ich, keine Gedanken mehr machen.
Das Gespräch führte
Bernhard Pelka