Rödermark: Kompliziertes Pingpong-Spiel

Gleich drei Fachleute – Ralf Struif von Hessen Mobil sowie Ken Washburn und Tim Eckhardt vom Darmstädter Büro stadt.bau.plan – referierten am Mittwochabend im Bauausschuss über die Ortsumgehung Rödermark-Urberach. Wer jedoch Hinweise auf eine bevorzugte Trasse oder einen verbindlichen Zeitplan gehofft hatte, dürfte die Sitzung enttäuscht verlassen haben: Es ging ausschließlich ums Verfahren, das Struif ein Pingpong-Spiel zwischen Bund, Land, Stadt, diversen Gutachtern und den Nachbarkommunen nannte.
Rödermark - „Wir wollen in diesem Verfahren nichts falsch machen“, begründete Bürgermeister Jörg Rotter, warum das Projekt trotz jahrzehntelanger Diskussion gerade mal im Startblock steht. Die Ausgangslage ist die gleiche wie Ende der Siebzigerjahre: Urberacher, die an Konrad-Adenauer-, Traminer, Bahnhof- und Darmstädter Straße wohnen, klagen über die Automassen vor ihren Fenstern. Ihnen könnte entweder eine neue Umgehungsstraße zwischen Ortsrand und „Bienengarten“ oder die K-L-Trasse Entlastung bringen. Für den Ausbau von K 180 und L 3317 gibt es Varianten. Auf jeden Fall müssen die Aspekte Wirtschaftlichkeit, Umwelt, Verkehr und Akzeptanz untersucht werden. Nur wenn alle Daten für alle Vorschläge vergleichbar sind, ist das Verfahren juristisch einwandfrei.
Planer Eckhardt machte deutlich, wie kompliziert die Sache ist. Die Umweltverträglichkeitsstudie konnte sein Büro noch nicht vergeben, weil bislang kein Gutachter Interesse zeigte. Denn dazu müsste eine Fläche von 2 200 Hektar, das sind 3 000 Fußballplätze, zu Fuß untersucht werden. Die Studie muss aber bis Herbst 2023 fertig sein.
Hessen Mobil-Mann Struif dämpfte die Erwartungen in anderer Hinsicht. „Sie müssen sich von regionalen Vorstellungen verabschieden“, sagte er. Die Urberacher Umgehung – egal, auf welcher Route – ist ein Bundesprojekt. Und der Bund will sein Fernstraßennetz schneller und effektiver machen. Die Aufwertung regionaler Lebensqualität steht erst an zweiter Stelle. Also ein Argument für die gut fünf Kilometer lange Umgehungsstraße?
Muss nicht sein, beruhigte Ralf Struif. Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir habe versichert: „Das Land plant keine Straße gegen den Willen der Kommunen!“
Die Bewertungen von K-L-Trasse und neuer Straße sollen 2025 vorliegen. Dann so Struif, könne Hessen Mobil das Planfeststellungsverfahren einleiten. Fünf Jahre später hat es Rechtskraft – theoretisch. „Das ist eine Idealvorstellung“, rückte Struif auf Nachfrage von Katja Kümmel (AL) den ambitionierten Zeitplan zurecht. Er rechne wie bei jedem Straßenbauprojekt mit Widerständen und Klagen, die das Verfahren in die Länge ziehen. Bürgermeister Rotter sprach die unangenehme Wahrheit aus: 10 bis 15 Jahre – von 2025 gerechnet. (Michael Löw)
