Rödermark: Kunstverein löst sich auf

Es war das Thema Nummer eins beim zweitägigen Oster-Kunstmarkt in der Kelterscheune in Rödermark: Denn die Initiative Kunst in Rödermark (KiR) macht am Jahresende Schluss.
Rödermark - Die Kreativen werden weiter Kunst aus nahezu allen Sparten gestalten, aber nicht mehr als Gruppe – dafür fehlt’s an Nachwuchs. „Ich mache das jetzt seit mehr als 17 Jahren, aber nun möchte ich auch noch einmal unabhängig von Terminen und Vorbereitungen sein und meine eigenen Ideen weiter verfolgen“, erklärt KiR-Chefin Sylvia Baumer ihre Entscheidung, nicht mehr weiterzumachen. Und da sich niemand Neues, Frisches für den Vorstand findet, wird der Verein aufgelöst. Sylvia Baumers Bilanz: „Wir hatten spannende und tolle Jahre, haben viele neue kreative Ideen hier in der Stadt verwirklicht von den ‚Blauen Stühlen in Bäumen’, mit denen der Verein sich selbst erfunden hat, über den Rödermärker Skulpturenpfad durch die Grüne Mitte bis zum Kulturfestival ‚Grenzenlos grün’. Wir sind uns auch alle einig; wir gehen ganz friedlich auseinander, und wir werden auch alle weiterarbeiten und uns vorstellen, nur eben in anderen Kombinationen.“
Die 67-Jährige selbst wünscht sich, der von ihr in den vergangenen Jahren neu entdeckten Glaskunst mehr Zeit widmen zu können und etwa die tschechischen Glasrouten nachzuspüren und abzufahren. Lange Jahre hatte sie auf die Unterstützung durch Manfred Blößer gehofft, der aber aufgrund seiner Augenerkrankung dies nicht mehr verwirklichen kann; und auch andere erhoffte Nachfolger möchten lieber ihren eigenen Weg intensiver verfolgen.
So wird es am 22. und 23. Juli in der Kulturhalle eine große KiR-Retrospektive und am 16. und 17. Dezember einen Weihnachts-Kunstmarkt in der Kelterscheune geben, doch an Silvester wird sich KiR juristisch auflösen. Das Kunsthaus an der Dieburger Straße wird voraussichtlich ohnehin den Stadtkern-Veränderungen weichen müssen. Das Netzwerk, das KiR im Laufe der Jahre als Verein wie auch mit einzelnen Künstlern aufgebaut hat, eröffnet weitere Ausstellungsmöglichkeiten – allein schon bei der Rodgauer und der Dietzenbacher Kunstszene.
„Wir schaffen auch alleine weiter“, sind sich viele der Künstlerinnen und Künstler wie Elfi Köhl oder Christina du Toy van Hees oder auch der „Vielfaltspinsel“ (wie er sich selbst gern nennt) Hans-Peter Schmücker sicher. Er zum Beispiel hat vom 7. Juli bis zum 13. August eine umfangreiche Werkausstellung mit Malerei und Fotografie im Groß-Umstädter Rathaus. Auch Manfred Minten, der mit seinen großen, humorvoll betitelten Holzskulpturen stets aufgefallen ist, sieht Möglichkeiten für die Zukunft: „Wir werden uns auch in kleineren Gruppen zusammentun und uns vorstellen.“
Im Sommer 2022, als KiR erstmals leise einen Abschied ankündigte, wollte es wohl noch niemand recht glauben; doch nun wird’s allmählich ernst. „Es waren anstrengende, aber tolle Jahre. Und ich weiß auch: Es ist schade für Rödermark, dass wir als Gruppe aufhören. Doch da ich mittlerweile wieder im Alternativen Zentrum engagiert bin, wird es sicher auch in Zukunft Möglichkeiten geben“, fasst Sylvia Baumer zusammen. Von den 42 Mitgliedern sind derzeit 24 aktiv.
Viele Aktive und Förderer waren am Wochenende in der Kelterscheune, teils als Aussteller, teils als Besucher. Gesprächsstoff gab’s genügend, doch auch einige Kunstwerke oder origineller Osterschmuckstücke wurden verkauft. (Christine Ziesecke)